Also ich leide nicht unter dem GAS Problem. Ich hab mir in den letzten 2 Jahren jetzt alles gekauft was ich als Grundlage brauche und bei fast allem geduldig auf Sales gewartet: Meine DAW, einen Softsynth (Dune 2) mit dem ich absolut alles selbst mache, eine Drummaschine (DM-307), Kontakt 5, Vocalize für Vocals und Natural Forces für bisschen SFX/Sound kram.
Bei mir ist es eher umgekehrt, ich bin sehr wählerisch und schnell nicht überzeugt. Ich verbringe gern mal viel Zeit damit zu recherchieren und mir Produkte lange anzugucken aber am Ende kauf ich dann selten was, inzwischen habe ich aber auch dieses Verhalten hinter mir. Ich bin eher der Typ, der sich gerne in eine Sache reinlernt, aber dafür so richtig bis zum Grund, bis zur 0. Ich mag nicht Dinge machen und nicht wissen warum das so ist, sondern ich will volle Kontrolle. Ich hab mir meinen Synth auch erst gekauft nachdem ich einen fetten Synthesizer Kurs durch bin und gelernt habe wie man Sounds schraubt. (Syntorial, 199 Lektionen, hat 2-3 Monate gedauert täglich durchzuarbeiten)
Klar, ich möchte später noch z.B. einen bulgarischen Chor für kram wie Ghost in the Shell - Making of Cyborg, ich will ein virtuelles Orchester, filmreife Perkussion wie HZ-Perkussion, ein tolles Piano VST und so weiter.
Aber was ich realisiert habe - zum Glück - ist, dass wenn ich den Kram den ich jetzt habe an einen Komponisten geben würde, zu dem ich aufsehe ich mir sicher bin, dass er damit ein wundervolles Album zaubern könnte. Und da hat's klick gemacht, dass ich in allererster Linie an meinen Fähigkeiten arbeiten muss und neue Einkäufe nichts bringen. Mixing und Mastering kann ich mit Stock Plugins von Cubase machen, das Know-How hab ich mir auch über lange Zeit und viel üben in den 2 Jahren angeeignet. Ich hab damals auch n Buch über Harmonielehre gekauft was ich parallel auch komplett durch gearbeitet habe, auch eins mit Klavierstücken um am Midikeyboard spielen zu lernen (auch wenn ich bisschen Klimper-Vorerfahrung aus meiner Kindheit hatte, aber ohne je Noten zu beherrschen). Das heißt, ich hab die weichen gestellt bereit zu sein, eine Produktion von 0 bis 100 selber in die Hand nehmen zu können und Verständnis für Klangerzeugung am Synth, das einspielen von Melodien, dem Verständnis für Harmonielehre bzw. Musiktheorie und das finishen mit Mixing und Mastering zu entwickeln.
Das war mir alles 100 mal wertvoller, als Plugins zu sammeln die ich nicht verstehe, und überhaupt, ich bin echt einer der sich danach dann da mit ner Limo und der Anleitung hinsetzt und das Teil erstmal den ganzen Abend lang kennenlernt. Ich glaube viele Leute haben viele Plugins von denen sie nichtmal 50% der Möglichkeiten oder Funktionen kennen.
Jedenfalls hab ich mir gesagt, solange meine Skills nicht wirklich großartig sind und ich problemlos ein Stück nach dem anderen komponieren kann und ich ein gewisses Level erreicht habe, brauche ich nichts neues. Wenn ich irgendwann richtig gut bin, dann weiß ich, dass es mir ernst mit der Musik ist und ich mit dem Wissen was ich habe auch wirklich davon profitieren werde, und das nicht nur rum liegt, weil ich eh noch mit anderen Sachen beschäftigt bin.
Demnach bin ich rundum zu frieden und genieße das tägliche lernen und komponieren und meine Verbesserungen zu beobachten. Fähigkeiten und Grundskills (z.B. auch diszipliniert täglich zu lernen und nicht ständig in leerlauf Phasen zu verfallen) sind viel mächtigere Werkzeuge. Das einzige was ich mir derzeit noch wünschen und gern zu meinem Setup hinzufügen würde, wäre ein einziger Hardwaresynth, aus dem ich dann genau wie aus Dune 2 die nächsten Jahre alles rausholen würde. Der Vorteil ist so, dass man eine Sache wirklich inside-out lernt und dann wirklich gut damit ist. Ein Plugin was sowieso gut klingt gut klingen zu lassen kann jeder. Aber nimm einen Synth den viele haben und mach damit was, was kaum einer kann, so dass die Leute sich fragen wie du das da rausgekitzelt hast. Das ist der Punkt wo die eigene Signatur und Handschrift entsteht - muss aber auch kein Soundschrauben sein, kann man natürlich auch aufs Komponieren selbst übertragen, aber da ich eben primär auch Sounddesigner bin ist das eine Sache die mir persönlich sehr wichtig ist.
Von daher kann ich jedem nur Raten: Wenn ihr schon bedient seid, nehmt euch vor besser zu werden und mit dem Zeug was ihr habt zu produzieren. Zu lernen, eine eigene Handschrift zu entwickeln, zu lernen, diszipliniert dran zu bleiben (wenn das denn auch euer Ziel ist und ihr nicht nur für euch jammt).