"Fake-Synths"?

Hi Florian - achso... oh Mann, jetzt fällt bei mir der Groschen. Ihr denkt, ich möchte das in großem Stil als Business aufziehen und Synth-Attrappen für Show-Zwecke in Serie herstellen...
Sorry - neeee, so war das nicht gemeint. Das wäre echt ziemlich bescheuert. Ich hab mich vermutlich echt unglücklich ausgedrückt.

Nein, es ist so:
Stimmt, ich bin Grafiker, gestalte Cover für Bands (einige aus dem EBM/Elektro/Wie-Mans-Nennen-Will-Bereich) und bin stellenweise auch involviert in Bühnengestaltung. Neulich hatte ich eben diese Idee, weil ich immer wieder mal Acts sehe, die z.b. EBM oder tanzbares Zeug machen, deren Bühnenbild aber meistens aus einem introvertiert schraubenden Typ an einem Tisch mit schwarzem Molton und einem Laptop besteht, und einem Sänger, der sich einsam am Mikro einen abzappelt. Oder noch schlimmer, jemand steht an einer Yamaha-Motif-Workstation und rührt 90 Minuten lang kaum einen Finger. Das fetzt nicht. Ich hab mir überlegt - diese alten Kisten sehen halt einfach geiler aus. Mit ausschlaggebend war ein Auftritt von Psyche letztes Jahr. Was für ein geiler Gig, Darrin Huss ist ein total charismatischer Typ... aber was für eine lahme Bühnenoptik.

Vorbildlich finde ich z.b. das Setup von Liam Howlett (Prodigy), da passiert optisch ne Menge. Der hat sich Zeug aus alten Flipperautomaten gebaut. Oder bauen lassen. Und Ladytron sehen cool aus, weil auf der Bühne unter anderem vier schwarze Korg MS-20 stehen und nicht ein Doepfer-Masterkeyboard. Oder NIN - die sind halt echt arrogant, da blinkt ein Buchla-System, das den ganzen Gig über kaum angerührt wird. Aber die haben auch genug Asche, ein neues hinzustellen, falls mal Bier reinläuft. Oder Combichrist - da geht die Post ab. Die haben's kapiert. Auch, wenn die Mucke nicht wirklich meine Tasse Tee ist. :)

Ich fragte mich, ob es eine kostengünstige und transportable Lösung gibt, die einem elektronischen Band-Setup mehr optischen Reiz gibt. Viele Bands haben einfach kein Geld, solche Original-Geräte a) anzuschaffen und b) mitzuschleppen. Bei der Tourplanung zählt jeder Kubikzentimeter und jedes Kilo Gepäck. Die würden sich schlapplachen, wenn ich denen sagte: "Kauft ne halbe Tonne analoge Synthesizer, weil es live cooler aussieht". ;-)
 
Man könnte ja ein Dia vom Equipment des Herrn Jarre an die Wand werfen. Das kommt billiger.
 
ein bisschen off-topic, aber ich muss immer lachen, wenn ich dieses bild sehe:

Immortal_hellfest2.jpg


marshall stellt die dinger wohl serienmäßig her ...
 
Die Mackie-Mixer gibt es auch ausgeweidet als Präsentationsobjekte für Läden ...
 
wie wäre es mit dem?
korgMS20-small.jpg

ist spielbar
leicht
sieht aus wie ein ms-20
günstig
und zu deinen wünschen hinzu haben die knöpfe sogar eine funktion.
 
monozelle schrieb:
Ich fragte mich, ob es eine kostengünstige und transportable Lösung gibt, die einem elektronischen Band-Setup mehr optischen Reiz gibt. Viele Bands haben einfach kein Geld, solche Original-Geräte a) anzuschaffen und b) mitzuschleppen. Bei der Tourplanung zählt jeder Kubikzentimeter und jedes Kilo Gepäck. Die würden sich schlapplachen, wenn ich denen sagte: "Kauft ne halbe Tonne analoge Synthesizer, weil es live cooler aussieht". ;-)

mir kommt gerade die Kotze hoch wenn ich das alles lese.
Wenn diese Bands nicht das Geld haben oder zu faul sind zu schleppen dann sollen sie es halt lassen
so denke ich!!Ich hasse es wenn Leute andere verarschen wollen.Auch wenn
sie es mit egal was einspielen und dann den Leuten per illusion vermitteln wollen
das wäre dies oder das ,die faulen säue ;-)
Wäre ich auf einem Konzi und würde merken das die Jungs Atrappen benutzen würde
ich auf die Bühne gehen und denen ihren Schrott mit meinen Füßen zertrümmern und
am besten ihre Köppe mit...he he...verbrennen würd ich diese Atrappen vor ihren Augen.ha
(nicht so ernst nehmen meine rabiate ausdrucksweise)
 
Rolo schrieb:
...Wäre ich auf einem Konzi und würde merken das die Jungs Atrappen benutzen würde...

Ich stelle mir gerade vor wenn der grempel beim ausverkauften Konzert von selber umkippt, da muss doch die Band blöd da stehen, und die Leute sich völlig verascht fühlen, oder ...
blackmetal.gif
?
 
Nein, im Metal-Bereich sind die "Fake-Marshalls" schon seit über zwanzig Jahren im Geschäft, und stellen auch absolut kein Problem dar, da es ja immer noch eine PA gibt die der Fan sieht.
Also ist den meisten bekannt wo der Sound rauskommt.
Weitere Aufklärung übernimmt bei solch grossen Gigs dann meist noch "Gitarre&Bass" wo man dann das Amp-Setup nachlesen kann.
Bei den meisten kleineren Bands kann man die Amps und das Equipment eh direkt sehen.
Desweiteren interessiert es einen normalen Fan, der nicht selber Musik macht, überhaupt nicht welche Instrumente "da vorn" gespielt werden.
Sobald man jedoch selber "klampfen möchte", oder "Synthis kauft", interessiert man sich sofort auch für die Instrumente und schaut nur und hört kaum noch zu.

Deshalb glaube ich die Idee macht bei Laptop-Usern vielleicht Sinn, ist aber viel zu teuer!(es sei denn Du druckst irgendwie günstig Synth-Panels mit Knöpfen optisch schon drauf)
Und ist ja irgendwie auch mehr "Verarsche" am Kunden als der Marshall-Turm(der besteht seit 20 Jahren aus dem gleichen Modell das eh keiner will...).
Als Fan der auch mehr über die Mucke wissen will ist das blöd...
 
monozelle schrieb:
Das sind ne Menge wertvoller Informationen auf einem Haufen. Danke, Florian!
Bei der Gehäuseherstellung verschlingt die Konzeption wahrscheinlich die meiste Zeit und die meisten Kosten, oder? Und die Fertigung: Bei dieser Idee muss es ja nicht Plastik und Metall sein. Und die Panels müssen nicht siebgedruckt sein. Die Sperrholz-Variante, wie es mc4 vorschlug, kommt mir auch am naheliegendsten vor... Hmm...

Hallo
ich will Dir auf keinen Fall Deine Idee schlecht machen. Ich bezweifle aber, dass sich sowas rentieren würde. Zu meiner Zeit in der Musikbranche (Berlin) wurden Instrumente und Gerätschaften für 1-3% des Neupreises pro Tag verliehen. Mit Dauerkunden und Großabnehmern wie Filmproduktionen oder bei uns speziell dem ZDF, gab es besonders ausgehandelte Verträge. Viel verdienen kann man nicht damit, es ist ein "nettes Zubrot" wenn man sowieso schon Personal im Geschäft, entsprechende Räumlichkeiten, Buchhaltung usw. hat. Was auch wichtig war: immer wieder kamen die Leute mit einer ganzen Liste von Instrumenten und Gerätschaften die sie für Aufzeichnungen brauchen und da waren fast immer auch Gitarren (bestimmte) und andere Sachen dabei die man nicht "faken" kann. Dann hat man in der Branche vor allem auch mit Künstlern zu tun von denen nicht wenige ziemlich "eigen" sind. Ob die sich auf ein Fake einlassen, ist auch noch nicht sicher und die Produktionsfirmen müssen denen auch oft genug "hinten rein kriechen" damit alles termingerecht klappt. Wenn Du sowieso schon einen Verleih betreibst, mag das eine gute Idee sein, als neues Projekt ist das bestimmt nicht tragfähig zumal es nicht sooo viele Produktionsfirmen gibt und die schon ihre "Stammhändler" haben die Du dann erst mal ausstechen müsstest.
Viel Glück wenn Du sowas versuchen willst. :nihao:
 
Also wenn ich Monzelle richtig verstanden habe, geht es ihm abstrakt um die Idee als solches, ggf. um ein eigenes Projekt, nicht um eine Geschäftsidee.
 
sadnoiss schrieb:
Also wenn ich Monzelle richtig verstanden habe, geht es ihm abstrakt um die Idee als solches, ggf. um ein eigenes Projekt, nicht um eine Geschäftsidee.


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....die SIG war inspirierend :)

(für dunkles Forum-Layout)
 
Das mit den Pappdeckeln hätte aber den Vorteil das die Band selber nach dem Gig
die synths so Jimmy Hendrix mässig zertrümmern könnte.Nur wenn die Fans dann sehen
würden das da nur Luft drinne ist wäre es nicht so gut.
 
evt. wird da aber auch die wirkung von synthiburgen auf das publikum überschätzt.
gute musik mit einem charismatischen auftritt ist bestimmt erfolgreicher , als ein papp moog.

ich erinnere mich in holland mal ein konzert gesehen zu haben. was da auf der bühne stand, war die creme de la creme des synthibaus.
hat eine sau groß interessiert.
auch ich bin nach 20min ein bier trinken gegangen.. 8)
 
Führt wohl eher zu einer Diskussion, was Show-Biz darf und was nicht. Spannend.
Wo hört Bühnendeko auf, was ist noch akzeptabler Teil einer Show, und wo beginnt freche "Publikums-Verarsche"? Bitte, ich stelle mich gern. :)

Ist es ein Unterschied, ob eine Basslinie aus einem Sequenzer kommt oder vom Band?

Ich bin der Meinung, dass eine Performance durchaus Playbacks und Fake enthalten darf. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, könnte man ja auch beanstanden, dass Burgmauern bei einer Shakespeare-Theater-Inszenierung nur aus Styropor sind, dass Hamlet mit einem Plastikschädel Zwiesprache hält, dass in C3PO in Wirklichkeit ein Mensch steckt oder dass Christopher Reeve damals gar nicht wirklich fliegen konnte.
Ich für meinen Teil kann eine Show genießen, auch wenn ich weiß, was daran Fake ist. Ich weiß eine gute Show zu schätzen. Es ist immer noch Arbeit genug, einen Act zu inszenieren. Ich habe 5 Jahre in einer Band gespielt, mit einem Atari ST auf der Bühne, der die komplizierten Keyboard-Parts per Sequenz gespielt hat. Das Ding war aufsässiger als mancher Rockstar. ;-)
Ich gucke mir Singer/Songwriter mit Gitarre, echt und meinetwegen sogar unverstärkt, genauso gerne an wie Bands, die auf kaputten Oberheimern rumklettern (Gravity Kills z.b.) und dabei die Hütte rocken.

Elektrokamerad schrieb:
Man könnte ja ein Dia vom Equipment des Herrn Jarre an die Wand werfen. Das kommt billiger.

Yeah. Warum eigentlich nicht? :D
 
Also wenn das mit meiner Ersatzgehäuse sache nix wird weil das Material zu teuer ist gehen sicher auch so miniaturversionen von 303 und co ohne Funktion :lol:
 
ich denke, ein lahme show ist ein lahme showt!
egal ob der keyboarder gelangweilt an einem motif, einer Attrappe oder einem jupiter-8 rumschraubt.
da zählt dann wohl doch eher die attitüde und der sound ;-)
wenn es rockt ist es egal ob system700 oder casio vl-1.
 
Ich würde mir das so vorstellen: wenn schon Fake, dann richtig.
D. h. - nur mal als Beispiel - offensichtlich nicht für den Musikgebrauch
hergestellte Geräte auf die Bühne stellen; Voraussetzung Knöpfe und so.

Auf der Bühne stehen dann die Musiker und schrauben an Ofen, Mikrowellenherd,
elektrische Zahnbürste etc.
Die Musik, die dabei herauskommt ist - wie im Gewerbe üblich - Konserve
und daheim mit den echten Synths produziert worden. DAS wäre ne Show.

Edit: mit Cyborg überlappt. Aber das Hähnchenddingens gehört natürlich auch auf
die Bühne :mrgreen:
 
GesMer schrieb:
Ich würde mir das so vorstellen: wenn schon Fake, dann richtig.
D. h. - nur mal als Beispiel - offensichtlich nicht für den Musikgebrauch
hergestellte Geräte auf die Bühne stellen; Voraussetzung Knöpfe und so.

Auf der Bühne stehen dann die Musiker und schrauben an Ofen, Mikrowellenherd,
elektrische Zahnbürste etc.
Die Musik, die dabei herauskommt ist - wie im Gewerbe üblich - Konserve
und daheim mit den echten Synths produziert worden. DAS wäre ne Show.

Edit: mit Cyborg überlappt. Aber das Hähnchenddingens gehört natürlich auch auf
die Bühne :mrgreen:

Eben!
Im TV hatte ich mal eine 2-Mann-Show gesehen. Beide waren mit Frack bekleidet, aber mit lässig offen stehendem Hemd. Einer der beiden stand an einem Pult mit einem MiniMoog und einem Kästchen (vermutlich ein Sequencer), der andere klopfte mit 2 Schraubenschlüsseln auf alle möglichen Metallteile eines chromglänzendes Motorrades. (an den Schlüsseln waren Leitungen zu sehen). Der hat einfach den Sequencer mit der Klopperei Schritt für Schritt weitergeschaltet, das war die ganze Show. Trotzdem eine gute Show. Danach trat eine Gruppe auf, die ganz langsam ein Auto auf der Bühne zerlegte und die dabei entstehenden Geräusche wurden musikalisch verarbeitet. Nicht nur das rhythmische schlagen (Vorschlaghämmer) auf das Dach, z.B. auch das leise knirschen als einer der Jungs mit seinen Füßen die längst zersplitterte Verbundglasscheibe von innen nach aussen drückte. Eine Wahnsinns-Show
 
Cyborg schrieb:
...Im TV hatte ich mal eine 2-Mann-Show gesehen.
Wobei die von Dir genannte Truppe ja wirklich aus Musikern bestand, die
live Musik machte - nur eben synthlos. Also im Sinne dieses Threads kein Fake waren.

Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich alle Leute wieder Livemucke machen täten? ;-)
 
GesMer schrieb:
Aber das Hähnchenddingens gehört natürlich auch auf
die Bühne :mrgreen:
Alles schon dagewesen, bei Rush.
081907_2359_RushRedrock3.png


Waren aber Fake-Hähnchengrille, und ins Publikum geworfen wurden T-Shirts mit der Aufschrift "Feel like Chicken?".

Schöne Grüße,
Bert
 


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