Kaum zu glauben: das lief damals im Fernsehen zur Prime Time nach der 20h Tagesschau... "Im Winter 1962/1963 leitete der Musikschriftsteller und Förderer zeitgenössischer Musik Hans Heinz Stuckenschmidt, Professor an der Technischen Universität in Berlin, die internationale Vortragsreihe Musik im technischen Zeitalter, die im Fernsehen des Sender Freies Berlin live aus der Berliner Kongresshalle übertragen wurde. Gäste waren zeitgenössische Komponisten der Nachkriegszeit. Wie Stuckenschmidt selbst formulierte, war es Anliegen der Sendung „eine Art Rechenschaft über das abzulegen, was an modernen Kompositionstechniken und an Ergebnissen dieser Kompositionstechnik in den letzten anderthalb Jahrzehnten auf der ganzen Welt versucht und erreicht worden ist“. Neben den Komponisten Boris Blacher, Roman Haubenstock-Ramati, Luigi Nono, Wladimir Vogel, Wolfgang Fortner, Hans Werner Henze, Karlheinz Stockhausen, Pierre Schaeffer, Krzysztof Penderecki, Iannis Xenakis und Toshiro Mayuzumi war John Cage zu einem Vortrag mit musikalischen Vorführungen eingeladen. Er verwandelte die Livesendung in eine vom Zufall (und Cage) gesteuerte Aufführung mit „Überraschungs- und Schreckmethoden“ (Stuckenschmidt), in der er und der Pianist und Komponist David Tudor gemeinsam zwei Kompositionen von Cage (Variations II, 1961 und Fontana Mix, 1958) simultan aufführten. Während Stuckenschmidt versucht, die Sendung zu strukturieren, ist der Übersetzer von der Unkonventionalität des Handelns von Cage zunehmend überfordert. Die 80-minütige Sendung unter der Regie von Reinhard Elsner wurde zu einem einzigartigen Zeitdokument über John Cage und zeigt ein überwiegend verständnislos reagierendes Berliner Publikum." (ZKM Karlsruhe)