Das Problem sind mitnichten die technischen Voraussetzungen, einen Blaswandler zu bauen.
Yamaha hat diese seit 1982 gebaut, ein damit zu steuerndes Instrument musste aber einen speziellen Eingang haben, an den der Blaswandler angeschlossen werden konnte. Leider wurde der Blaswandler nie richtig vom Markt angenommen, obwohl auch der erfolgreichste Synthesizer – der Yamaha DX-7 aus dem Jahre 1983 – einen entsprechenden Anschluss und auf den Einsatz des Blaswandlers sinnvoll reagierende Presets bot (z.B. "SAX BC", sehr gut zu hören auf "Riesenrad" von Cosa Rosa, gespielt von Reinhold Heil).
Die Gründe für dieses Scheitern mögen gewesen sein:
(1) Markteinführung eines unpraktischen Modells
Der erste Blaswandler BC-1 musste permanent mit den Zähnen im Mund gehalten werden, hörte man auf zu beissen, fiel er raus.
Es ist mir – wie schon im anderen Thread erwähnt – ein Rätsel, warum mit dem USB-Blasdruckwandler der gleiche Fehler gemacht wurde.
http://www.tecontrol.se/index_files/USBMIDIBreathController.htm
Die Nachfolger BC-2 und BC-3 wurden mittels Kopfbügel getragen, der Schlauch zum Mund war dabei so starr, dass man auch den Mund öffnen konnte, ohne das Ding in den Dreck fallen zu sehen. Gleichzeitig war der Schlauch so flexibel, dass man das Teil problemlos an die eigene Kopfform anpassen konnte und bei Bedarf auch mal schnell ganz vom Mund entfernen konnte, ohne den Kopfhörerbügel abnehmen zu müssen.
(2) Markteinführung eines hässlichen Modells
Der klobige BC-1 hing als silbernes Kästchen vor'm Mund des Musikers. Nicht zwingend das, womit der in den 80er Jahren zunehmend auf sein Äußeres bedachte Keyboarder auf den Bühnen der Welt gesichtet werden wollte. Es mag als Beleg dienen, dass ich im Netz nicht ein Bild des BC-1 gefunden habe, auf dem ein Musiker mit dem Teil im Mund zu sehen gewesen wäre.
Die Nachfolge-Modelle BC-2 und BC-3 sahen deutlich besser aus, erschienen aber erst nach den Hochzeit des DX-7 am Markt.
(3) Preis
Die Yamaha-Blaswandler kosteten rund zweieinhalbmal soviel wie ein Schwellerpedal desselben Herstellers. Dessen Spielweise war bekannt, man konnte damit auch den Klang artikulieren, also warum Geld für dieses seltsame Ding ausgeben? Vor allem, wenn man damit dämlich aussieht (man stelle sich dazu noch ein Umhängekeyboard vor – die von Yamaha hatten selbstverständlich einen BC-Anschluss) und dabei…
(4) Körperflüssigkeiten
…sabbert. Denn man kann machen, was man will: Schon nach kurzer Spielzeit tropft Flüssigkeit aus dem Blaswandler. Möchte man die Tastatur nicht bekleckern, muss man immer etwas leicht zurückgelehnt spielen (und wieder die Optik!) oder ab und an Abstand zwischen sich und Instrument bringen. Nicht wirklich pop-tauglich.
(5) Herstellereigenes Format
Ob Yamaha nun horrende Lizenzgebühren verlangt hat oder die Technologie teuer war, fest steht, dass nur ein paar Instrumente weniger anderer Hersteller BC-Eingänge boten. Für eine vollständige Liste siehe "Which devices feature a Breath Controller input?" auf
http://www.patchmanmusic.com/WindControllerFAQ.html. Davon abgesehen war man auf externe Kästchen angewiesen, die BC-Eingangssignale auf MIDI wandelten und für die man noch mehr Geld ausgeben musste, wenn man sein Instrument mit einem Yamaha BC-spielen wollte: zum Beispiel Anatek Windmachine, Kurzweil Expression Mate von 1999 (leider, leider auch kein Markterfolg) und MIDISolutions Breathcontroller.
(6) Lernkurve
Man muss seine Klänge an den BC anpassen, da bis auf den DX-7 kein Instrument entsprechende Presets anbot. Das Spiel selbst ist eigentlich eine höchst organische Angelegenheit, die sehr viel Spaß macht.
Kurz: So etwas herzustellen, ist kein Problem. Allein: Der Erfolg ist ungewiss. Einer der größten Musikinstrumentenhersteller der Welt hat es 30 Jahre lang versucht, diese Spielhilfe am Markt zu platzieren und ist letztlich gescheitert. Ich wage mal die Behauptung, dass in dieser – sagen wir kosten- und modebewußten – Zeit noch weniger Musiker als zuvor bereit sein werden, für diesen Zugewinn an Ausdrucksmöglichkeiten beim Echtzeitspiel auf einer Tastatur Geld, Zeit und Optik zu opfern.
Ich bin jedenfalls froh, sowohl einen BC-2 als auch einen BC-3 zu haben:
EDIT: Korrektur des Absatzes "Herstellereigenes Format"