Begrenzte technische Möglichkeiten

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Anonymous

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Karlheinz Stockhausen – Telemusik (1966)

"Universal electronic equipment with which you can, in theory, do everything, is more likely to kill the spirit than inspire it." (05:18)

"An unwritten law has always proclaimed that a master thrives on limitations." (05:31)

"Any kind of restrictive channelling makes a river flow faster and more strongly." (05:44)
 
Eine Philosophie an die sich Herr Stockhausen vor meterhohen Equipmenttürmen (siehe Foto) absolut gehalten hat.
Oder gar manch einem seine Idole...
Corbis-42-32973519.jpg

Unabhängig davon läßt sich bewaffnet mit einer Maultrommel super Ambient machen, und das gänzlich ohne Strom. :mrgreen:
 
bevor der Thread jetzt zerschossen wird möchte ich doch auf das Thema zurückkommen:

behindert zuviel Equipment die Kreativität?

aus eigenem Erleben meine ich: ja!

als mein Zugriff noch beschränkt war auf einen Synthie, einen Sequenzer und eine Drummaschine und ein Vierspurgerät war mein kreativer Output jedenfalls um einen drei- bis vierstelligen Prozentsatz höher als heute, wo ich zig der genannten Geräte benutzen kann. Meist verliere ich mich im Rumschrauben - der technische Aspekt ist jedenfalls stärker gewichtet als der musikalische.
 
sadnoiss schrieb:
...behindert zuviel Equipment die Kreativität? aus eigenem Erleben meine ich: ja!
Gabs zum Thema nicht schon gefühlte zwanzig, dreißig Threads?
Alsdann, Wiederkaumodus ON.

Das ein Zuviel an Equipment ausbremst, war wohl die "richtige" Antwort...?
…ich würde da ein „kann“ einfügen.

Was hindert den Musiker daran sich selbst einzuschränken? Sprich, sich für eine Produktion
nur ein, zwei Instrumente herauszupicken und damit loszulegen?

Equipment als Kreativitätsbremse? Nein. Eher eine selbstdisziplinarische
Angelegenheit beim Musiker – oder was meint Ihr?
 
Zotterl schrieb:
sadnoiss schrieb:
...behindert zuviel Equipment die Kreativität? aus eigenem Erleben meine ich: ja!
Gabs zum Thema nicht schon gefühlte zwanzig, dreißig Threads?
Alsdann, Wiederkaumodus ON.

Das ein Zuviel an Equipment ausbremst, war wohl die "richtige" Antwort...?
…ich würde da ein „kann“ einfügen.

Was hindert den Musiker daran sich selbst einzuschränken? Sprich, sich für eine Produktion
nur ein, zwei Instrumente herauszupicken und damit loszulegen?

Equipment als Kreativitätsbremse? Nein. Eher eine selbstdisziplinarische
Angelegenheit beim Musiker – oder was meint Ihr?

weiß nicht, aber ist sicher bei jedem Mensch ganz individuell verschieden.
'Den Musiker' gibt es imo nicht.
 
Brian Eno schrieb:
“In modern recording one of the biggest problems is that you’re in a world of endless possibilities. So I try to close down possibilities early on. I limit choices. I confine people to a small area of maneuver. There’s a reason that guitar players invariably produce more interesting music than synthesizer players: you can go through the options on a guitar in about a minute, after that you have to start making aesthetic and stylistic decisions. This computer can contain a thousand synths, each with a thousand sounds. I try to provide constraints for people.”

Ich finde, das hat was für sich. Mir fällt immer wieder auf, dass ich kreativ mit einem Instrument umgehe, wenn ich eigentlich das Gefühl habe, ich hätte es bereits ausgereizt. Ab diesem Punkt wird es dann erst richtig spannend.
Ganz deutlich wird das bei mir im Umgang mit einzelnen Modulen eines Modularsynths. Da ist oft schnell die Funktion klar und die offensichtlichen Möglichkeiten sind durchgespielt und dann erst kommt man an den Punkt, an dem man sich fragt was man damit eigentlich noch anstellen kann und erlebt mitunter kleine persönliche Wunder.

Behindert zuviel Equipment die Kreativität? Da würde ich trotzdem nein sagen: man hat ja noch ausreichend Raum sich mit seiner Kreativität in der Horizontalen zu bewegen und das ist ja nicht ohne Wert.
Fördert wenig Equipment die Kreativität? Ganz klar, ja. Dann ist man gewzungen in die Tiefe zu gehen und da fördert man ja bekanntlich das Gold. ;-)
 
ach, war Stockhausen bei Kraftwerk? :selfhammer: :selfhammer: :selfhammer:
:selfhammer: Textverständnis??? -> manch einem seine Idole!!!
(Dies bezog sich darauf, dass Herr Mattern vor und nach dem runterholen weiterhin Kraftwerk vergöttert.) :selfhammer:

Ist es nicht wirr Herrn Stockhausen vor Schaltschranktürmen voll mit elektronischen Equipment abzubilden, und dann diese Philosphie drunter zu setzen?

@Sadnoiss
Sehe ich nicht so.
Vielleicht ist dies bei dir dadurch bedingt dass du dein Ziel nicht genug fokussierst? Dich einfach in rumschrauben verlierst? Vielleicht ist aber auch im Laufe der Jahre dein Anspruch an deine Musik gewachsen, und das Ziel nun schwerer zu erreichen, somit der Output niedriger?

Sicherlich bedingt mehr Fuhrpark ein breiteres technisches Verständnis, ist dies allerdings vorhanden, ergibt sich auch ein breiteres Feld der Möglichkeiten. Stimmt die oben gennante Philosophie so müßte für den Welthit eine Maultrommel allein genügen. Herr Stockhausen hätte somit volle Schaltschränke für diese Aufmerksamkeit nicht gebraucht, genannte Maultrommel hätte eben genügt.

Stelle einem Profimusiker z.B. eine MC303 hin, und vergleiche dies mit dem Output seines Profistudios. Er wird die MC303 sicherlich interessant bedienen, die Tiefe der Studioproduktion allerdings nie erreichen.

Je mehr Musikinstrumente-Equipment man beherrscht, desto besser.

P.S. zieht man das Bergwerkbild mit ein, so müßte man mit Pickel und Schaufel genauso schnell sein wie mit dem Riesenbohrer. :mrgreen:
 
sadnoiss schrieb:
ach, war Stockhausen bei Kraftwerk? :selfhammer: :selfhammer: :selfhammer:

Krafthausen und Stockwerk.

Sehe ich in dem Kraftwerk-Livebild links in den Kulissen einen ARP-Koffer? Da ist aber was schiefgegangen, was Unkenntlichmachung von Herstellernamen angeht.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Sehe ich in dem Kraftwerk-Livebild links in den Kulissen einen ARP-Koffer? Da ist aber was schiefgegangen, was Unkenntlichmachung von Herstellernamen angeht.

Stephen
Das ist kein ARP-Koffer. Das ist Florians Schminkkoffer (Marke "A Real Pity")
 
sadnoiss schrieb:
bevor der Thread jetzt zerschossen wird möchte ich doch auf das Thema zurückkommen:

behindert zuviel Equipment die Kreativität?
aus eigenem Erleben meine ich: ja!

Immer wieder die alte Leier...
Nein, natürlich nicht.
Was hat denn das Eine mit dem Anderen zu tun??? Die Instrumente sind doch auch "nur" normale Werkzeuge, wie alles andere.

Man kann sich in einem gut ausgestattetem Studio immer gleich das optimale Werkzeug aussuchen, je nach dem, was man gerade braucht. Das ist effektiv und spart Zeit.
Natürlich kann man auch zwei Stunden ein Bassdrum-Sample einer TR 808 auf seinem Rechner suchen, wem das Spaß macht. Ich mache dann jedoch lieber die analoge Kiste an
und mir steht sofort der gewünschte Klang zur Verfügung. Ich kann ihn sogar direkt am Gerät noch editieren, so wie ich ihn mag.
Was bitteschön soll denn dabei die Kreativität stören?
Ich mache mir doch schon ausführlich Gedanken über mein neues Stück, bevor ich überhaupt das erste Kästchen eingeschaltet habe, oftmals sogar gleich mit den entsprechenden Notizen.
Da liegt doch das meiste Instrumentarium bereits fest.

Wenn mir als Schlosser fünf verschiedene Schweißgeräte zur Verfügung stehen, dann wird meine Arbeit besser sein, da ich für jeden Zweck und für jedes Material das passende Werkzeug benutzen kann.
Aber es gibt ja auch Menschen,. die schon beim Frühstücken überfordert sind, weil sie sich nicht zwischen Körnerbrötchen, Hörnchen und Laugenbrezel entscheiden können.
 
Zotterl schrieb:
Equipment als Kreativitätsbremse? Nein. Eher eine selbstdisziplinarische
Angelegenheit beim Musiker – oder was meint Ihr?
ich denke, das kommt auf die Art des Musikmachens an. Wer sich von den Instrumenten/Geräten leiten lässt, also z.B. mit einer Sequenz und einer Kickdrum beginnt, und eigentlich noch nicht weiss, wie es weitergeht, dann ist die Tendenz da, sich in Details zu verlieren bei viel Equipment. Wer hingegen vom Kompositorischen her kommt, der hat solche Probleme eher nicht.
 
Wenn ich den einen oder anderen Beitrag zum Thema lese, muss ich feststellen. dass ich mit meinem Ausgangsbeitrag offensichtlich Teilnehmer überfordert habe. Musikalische Bildung und die Fähigkeit zur Abstraktion sind wohl nicht jedermans Sache.
 
Schnuffi schrieb:
Wenn ich den einen oder anderen Beitrag zum Thema lese, muss ich feststellen. dass ich mit meinem Ausgangsbeitrag offensichtlich Teilnehmer überfordert habe. Musikalische Bildung und die Fähigkeit zur Abstraktion sind wohl nicht jedermans Sache.

hihihi, wie immer hast du überhaupt nix gesagt sondern dich, wie es so deine charmante art ist, hinter stockhausenzitaten versteckt :mrgreen:
die fähigkeit eine eigene meinung zu bilden und zu formulieren scheint dir nicht vergönnt zu sein / dich zu überfordern :kaffee:
ich geh jetzt noch ein bisschen im telefonbuch lesen, das ist geistig anregender als deine zitatorgien :mrgreen:
 
Bernie schrieb:
sadnoiss schrieb:
bevor der Thread jetzt zerschossen wird möchte ich doch auf das Thema zurückkommen:

behindert zuviel Equipment die Kreativität?
aus eigenem Erleben meine ich: ja!

Immer wieder die alte Leier...
Nein, natürlich nicht.
Was hat denn das Eine mit dem Anderen zu tun??? Die Instrumente sind doch auch "nur" normale Werkzeuge, wie alles andere.

Man kann sich in einem gut ausgestattetem Studio immer gleich das optimale Werkzeug aussuchen, je nach dem, was man gerade braucht. Das ist effektiv und spart Zeit.
Natürlich kann man auch zwei Stunden ein Bassdrum-Sample einer TR 808 auf seinem Rechner suchen, wem das Spaß macht. Ich mache dann jedoch lieber die analoge Kiste an
und mir steht sofort der gewünschte Klang zur Verfügung. Ich kann ihn sogar direkt am Gerät noch editieren, so wie ich ihn mag.
Was bitteschön soll denn dabei die Kreativität stören?
Ich mache mir doch schon ausführlich Gedanken über mein neues Stück, bevor ich überhaupt das erste Kästchen eingeschaltet habe, oftmals sogar gleich mit den entsprechenden Notizen.
Da liegt doch das meiste Instrumentarium bereits fest.

Wenn mir als Schlosser fünf verschiedene Schweißgeräte zur Verfügung stehen, dann wird meine Arbeit besser sein, da ich für jeden Zweck und für jedes Material das passende Werkzeug benutzen kann.
Aber es gibt ja auch Menschen,. die schon beim Frühstücken überfordert sind, weil sie sich nicht zwischen Körnerbrötchen, Hörnchen und Laugenbrezel entscheiden können.

Naja, das ist aber deine persönliche Herangehens- und Arbeitsweise, Bernie. (Mit dem was speziell Du da so stehen hast/hattest muss man ja auch erstmal umkönnen.. ;-) )
Für mich persönlich ist die Einschränkung auf wenige Geräte, die wenig bis fast nichts können (zumindest im Moment) der bessere Weg (ich merke es einfach an den Ergebnissen, bzw an der Menge an verwertbarem Output)
Weil ich persönlich in dem Moment, wo ich nicht noch eine Maschine aus dem Hut ziehen kann um an einem Stück weiterzuarbeiten erst anfange richtig kreativ zu werden und wirklich anfange, das Maximum aus dem, was mir zur Verfügung steht rauszuholen. Bei mir entstehen Stücke aber auch einfach ganz anders, meist entwickelt sich etwas aus einer Jam/Session Situation.
Aber da ist halt auch jeder anders und das finde ich auch gut so.
 
Die Frage kann ich für mich gar nicht so genau beantworten. Ein Beispiel: Beim Happy Knobbing habe ich mich durch beharrliches Nachhaken von einigen anderen Modularisten breitschlagen lassen, das erste Mal mit dem A-100 live und or fachkundigem Publikum aufzuspielen. Mit MAQ und microstation als Masterclock kam ich mir neben den Buchlas vor, als hätte ich nur ein Monotron zur Hand. Aus lauter Verzweiflung habe ich in einem Modular drei Signalpfade aufgemacht und das Beste draus gemacht - Drums, gephasertes Raauschen und eine Sequenz. Und viel gelernt für das nächste Mal.

Mit mehr Equipment wäre aber in dem Fall nicht unbedingt mehr Qualität oder Kreativität gekommen..
 
so schlecht muss du dich auch nicht darstellen .
und mit buchla vergleichen ....naja.
man kann auch mit buchla müll spielen. und ich glaube, es ist schwerer mit buchla drum und basse sachen hin zubekommen. oder sich überhaupt bei den modulen durchzuschlagen. die sind rafinert und komplex
eurorack module sind halt eher normalen autos. und buchla die teurern. aber du kann auch mit einem maserati im stau
stehen. das ist dann das selbe wie mit einem nissan,VW,Ford oder irgend ein anderer. und wenn du ein schlechter fahrer bist .
dann brauchst nicht einen spitzten wagen, du fährst dadurch nicht besser.
aber der vergleich hinkt etwas buchla und eurorack sind schon zwei "paar schuhe"

und dem gebe ich auch recht , es braucht nicht einen riesigen Modulepark .
es kommt immer darauf an was man daraus macht, und kann.
 
@moondust: Nein, schlecht machen wollte ich mich nicht. nur habe ich nicht unbedingt die Bühnenerfahrung eines TMA und des Vierergespanns, die die Halle gerockt haben. Und ich habe Hands-on gelernt, wie ich nächstes mal viel mehr aus dem System hole.
 
bugler schrieb:
Mit MAQ und microstation als Masterclock kam ich mir neben den Buchlas vor, als hätte ich nur ein Monotron zur Hand.
Man stelle sich ein Treffen von Bildhauern vor, auf dem jeder Teilnehmer den Hammer des anderen attraktiver fände als den eigenen. Was die "Buchlas" betrifft: Ich hab auf dem HK zu erklären versucht, dass ein Buchla nicht das musiktechnische Mysterium ist, für das er von vielen aufgrund seiner Seltenheit gehalten wird.

Aus lauter Verzweiflung habe ich in einem Modular drei Signalpfade aufgemacht und das Beste draus gemacht - Drums, gephasertes Raauschen und eine Sequenz. Und viel gelernt für das nächste Mal.
Auch wenn ich davon ausgehe, dass Deine "Verzweiflung" eher ironisch gemeint ist:
Sich an der technischen & gestalterischen Ausführung elektronischer Instrumente zu erfreuen, ist eine liebenswerte Schrulle,
sich aber von ihrem Nichtbesitz in die Verzweiflung treiben zu lassen, ist gefährlich, stellt es doch das Werkzeug über den Schöpfer.
Glücklicherweise hast Du Dich nicht ins Bockhorn jagen lassen, sondern gelernt, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen.

Ich glaube zudem nicht, dass die pure "Begrenzung der technischen Möglichkeiten" – also die pure Anzahl der Instrumente oder Module – der einzige kritische Faktor ist. Entscheidend ist zudem, wie gut jemand die ihm zur Verfügung stehenden Gerätschaften kennt & beherrscht. Um Bernies Beispiel aufzugreifen: Wer sich seinen Gerätpark über mehrere Jahrzehnte hinweg aufgebaut hat, wird wohl die Zeit gehabt haben, jedes neu hinzugekommene Instrument zu erlernen und in das bereits vorhandene Instrumentarium einzubinden.

Sich dagegen in kürzester Zeit die Hütte mit Zeug vollzustellen, wird in Überforderung und musikalischer Lähmung münden. Man hat gar nicht die Zeit, jedes Instrument mit seinen Möglichkeiten und Grenzen so weit kennen zu lernen, wie es für einen intuitiven Einsatz notwendig wäre.

Hier liegt nun die Gefahr aktueller Musiktechnologie: Der Stoff ist - gerade im Bereich Eurorack und Software – so unwahrscheinlich billig geworden, dass es verführerisch leicht ist, in kürzester Zeit beeindruckende Equipmentberge anzuhäufen. Befeuert wird dies durch die Bilder von und Interviews mit musikalischen "Vorbildern" (den "Profis"), die in den Medien ausführlich ihre imposanten Instrumentensammlungen präsentieren.

Dies legt den Kurzschluss nahe, dass man auch diese Mengen an Zeugs brauchen würde, um auch solche Musik machen zu können – statt sich zu fragen, was man braucht, um die eigene Musik zu machen, oder noch schmerzhafter: Sich zu fragen, was denn die eigene Musik überhaupt sein könnte. Wenn man's musikalisch ernst meint, ist das die eigentliche Frage.
 
Not macht erfinderisch. Wichtig zudem auch: finde das perfekte Werkzeug für dich, um deinen Sound, deine Vorstellung von Musik schnell und direkt umzesetzen.
 


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