SynthUser0815 schrieb:
Aus meiner bisherigen Erfahrung habe ich ein Faible für die Marke Grotrian-Steinweg entwickelt.
Das ist schon mal eine Ansage.
Der Klangcharakter eines Grotrian-Steinweg Klavieres liegt etwa in der Mitte zwischen Upright und Flügel, mal pauschal gesagt. Das heißt die Power eines Flügels und das Liebliche eines Klavieres in einem.
Wenn dir diese Richtung gefällt, dann kannst du auch mal ein Pfeiffer ausprobieren. Gilt unter Klavierbautechnikern als Geheimtipp. Ist eine Idee aggressiver als Grotrian-Steinweg.
Die Spielart der Tastatur lässt sich einstellen, von hart bis locker. Sollte man beim Kauf einfach einfordern vom Verkäufer. Das gilt auch für die Hämmerköpfe, je nach Ansprüchen sind die vorne rund oder etwas spitzer abgezogen. Dann knallt es im letzteren Falle mehr.
Auch die Saitenbespannung ist von Bedeutung. Kommt immer mal wieder vor, dass eine etwas taube Saite dabei ist. Zwar gibt es bei den Herstellern gute Endkontrollen, aber in der Regel kommt es drauf an, wie gut die Wareneingangskontrolle des Klavierhauses arbeitet. Nachdem das Instrument im Showroom aufgestellt wird, akklimatisiert es sich erstmal. Nach ein paar Tagen wird das gründlich gestimmt, meistens in zwei Etappen. Erst dann hört man, wie das Instrument geraten ist. Beim Kauf also genaue Fragen über das Instrument stellen, das man vor sich hat.
Ich habe mal 5 Jahre in einem Klavierhaus gearbeitet, die hatten einen super Klavierbautechniker. So einer ist Gold wert und versteht oft von der Sache mehr, als das Verkaufspersonal. Ich würde bei konkreter Kaufabsicht nach diesem Mann fragen und ihn dann über das betreffende Instrument der Wahl erzählen lassen. Der weiß was über die Hölzer, speziell Resonanzboden, sowie die verwendete Mechanik zu sagen. Den bittet man dann auch um Tipps für die eigene Wunschumsetzungen, die dann das Geschäft umsetzen sollte, bevor das Instrument nach Hause geliefert wird.
Ein Flügel ist dann super, wenn es entsprechende Reflexionsflächen (Boden, Wände, Decke) gibt. Der will ja seinen Sound entfalten, und das auch in Lautstärke.
Ich selber stehe auch auf Grotrian. Die Japaner mag ich generell weniger, das Dynamikspektrum eines Yamaha ist ein Witz gegen Grotrian. Außerdem haben die ein Spezialverfahren, wie sie Hölzer schneller trocknen. Im Ansatz klingen die Instrumente unmittelbar brillant, aber in der Dynamik kommt da nicht viel und es wird schnell blechern bei forte. Selbst bei den 130er Modellen, sowas mögen oft Frauen mit Neigung zu Chopin
Gebrauchtkauf ist eine Sache für sich. Wenn es einen Laden hat mit Spitzenwerkstatt, dann kann das super sein und man ergattert ein Instrument aus den 30ern oder 50ern, das bestens wieder aufgebaut wurde. Das kann dann besser als ein Neuinstrument sein. Auch waren die Lacke damals anders, kein Acryl sondern Schellack. Der Resonanzboden und der Rahmen muss aber aufbereitet sein mit Akribie, sowas kostet viele Stunden Arbeitszeit und damit Geld. Ein altes Instrument ist also nicht unbedingt eine Geldersparnis, sondern hat eher was mit klanglichen und anderen Vorlieben zu tun.