18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau Live

Re: 18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau L

Sei nicht traurig, das gehört zu den Erfahrungen, die man als Mucker machen muß. Damit man irgendwann den Auftritt vor 100.000 sehnsuchtsfeuchten Groupies im Stadion umso mehr genießen kann.

SvenSyn schrieb:
[...] Was ein Aufwand! Der ganze Krempel! Alles hier abgebaut und dort aufgebaut. [...]

Aus genau diesem Grunde bin ich heute nicht mehr auf Konzerte scharf -- das muß man entweder mögen oder das eigene Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Beachtung muß so groß sein, daß man jeden Preis dafür zu zahlen bereit ist. Das kann ich für mich nicht mehr behaupten. Mein Preis für diese Schinderei liegt mittlerweile im vierstelligen Bereich, was natürlich jeder lächerlich findet und mir als bodenlose Arroganz und Selbstüberschätzung auslegt -- daher gibt es von mir in absehbarer Zeit auch keine Konzerte mehr.

SvenSyn schrieb:
[...] Die Anlage dort hat das Wort Anlage nicht verdient :doof:
Alte Boxen wie grade vom Dachboden aufgesammelt!
Es gab ständig Knackser, Aussetzer und Brummen... [...]

Aus diesem Grunde habe ich irgendwann mal eine eigene kleine PA gekauft, um vom Müll, den andere "ordentliche PA" nennen, unabhängig sein zu können. Irgendwann habe ich die dann Feinstrom überlassen, sehr zur Freude der Nerdlich-Besucher :).

SvenSyn schrieb:
[...] Ich konnte mich auch gar nicht auf mein Set konzentrieren, hab mich verspielt, alles war holprig. Furchtbar. Ich wäre am liebsten im Boden versunken.. [...]

Das erinnert mich an einen meiner ersten Auftritte bei einem Musikschulfest: Ich mußte ein Stück spielen, das ich haßte -- ich hatte es über Wochen in mich reingeprügelt und konnte es trotzdem nicht richtig --, und als ich dann an der Reihe war, flatterte mein rechter Fuß vor Nervosität auf dem Volumenpedal so massiv, daß es ein sehr schönes, aber nicht erwünschtes dauerhaftes Tremolo gab. Irgendwann habe ich dann die Brocken geschmissen und bin von der Bühne runter -- was war mein Alter Herr sauer, daß ich ihm sowas vor den Nachbarn antue.

Seither habe ich nur noch meinen eigenen Scheiß gemacht und nie mehr Lampenfieber gehabt. Und die paar Peinlichkeiten unterwegs... das waren meine Peinlichkeiten, von daher ging's in Ordnung.

Stephen
 
Re: 18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau L

Ja, live spielen ist was besonderes... Hab ich bisher 2 mal gemacht, einmal beim nerdlich und einmal in der Klavierschule. Und beide Male habe ich gepatzt.

Auf dem Klavier hab ich eine Sarabande von Corelli gespielt. Corelli ist so Musik, wo man jede falsche Note auch als Laie sofort hört. Am wenigsten vielleicht, wenn man statt einer Quinte eine Quarte spielt, das ist womöglich nicht schön, lässt sich aber u.U. überhören. Alles andere jedoch tut einfach nur im Ohr weh, auch dem musikunkundigsten Laien. Und genau sowas ist mir natürlich passiert - in einem Stück das nur 16 Takte hat. Für eine Sekunde hatte ich den Impuls, laut zu fluchen, aufzuspringen und das unwürdige Debakel abzubrechen, nur 16 Takte, und selbst das kann ich nicht richtig!. Aber da muss man durch, fluchen nützt dann nix, einfach weiter machen, als wär nix gewesen. Den Ärger hat man mir wohl trotzdem angesehen.

Elektronik ist da schöner, grade wenn man etwas improvisiert - wenn da mal was nicht geht, bemerkt das keiner, weil ja keiner weiss, was man vorhat. Ist mir so beim nerdlich passiert. Hat aber offenbar wirklich keiner außer mir bemerkt.

Beim letzten WGT habe ich abends im Hotel mit einem Musiker von "The House of Ussher" geprochen - "Klar hab ich mich verspielt" sagte der, "das kommt vor. Aber: was soll's, der Saal hat gekocht - und darauf kommt es doch an".

Oder, wie es ein Kollege ausdrückte, der früher in einer Metal-Band sang: "Wenn man eine Textzeile doppelt singt, merken das die besoffenen Headbanger eh nicht...."

Auch Ernst Horn von Deine Lakaien hat mal live seinen Einsatz um einen Takt verpasst, genau wie der Schlagzeuger der Neubauten. Man ist da also in illustrer Gesellschaft.
 
Re: 18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau L

Das Wichtigste ist, sich danach nicht zulange darüber zu ärgern. Das passiert. Kopf hoch!

Beim nächsten Mal einfach ignorieren, durchspielen so gut es geht, und dann merken es die meisten Leute auch gar nicht oder es stört sie zumindest nicht. Mit dem ganzen Elektronik-Gedöns, das wir haben, geht doch häufiger was schief.

Aber es kann immer noch schlimmer sein wie z.B. der Neustart eines Rechners (der dann vielleicht sogar Updates fahren will) :lollo:

In meiner Jugend habe ich einige Instrumentalkonzerte gesehen, die nur deswegen instrumental waren, weil die Gesangsanlage nicht funktioniert hat.
 
Re: 18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau L

Mach dir nichts draus, ich hab vorletztes Wochenende auch das erste mal Live gespielt (Lauter Krach Festival) und mitten beim Gig fällt mein Hauptcontroller aus und die Kopfhörer waren auch tot, hat fast keiner gemerkt und selbst ein paar andere patzer wurden freudig in kauf genommen da es wenigstens live gespielt war.

Solange du die Leute mit deiner Musik erreichst geht der andere Blödsinn meist durch, gerade was schlechten sound angeht. Kann ich nach nem Jahrzehnt als DJ ein lied davon singen!
 
Re: 18.11.2016, Leipzig, Gästeservice Gorkistr., Sven Blau L

Shitt happens ! Einfach weiter machen. Wir sind alle Menschen und Technik ist Technik :)
 


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