Ich denke, man kann da auch einen Unterschied machen zwischen dem, was Ende der Neunziger unter dem von Clavia geprägten Namen "VA" herauskam und den heutigen "Emulationen" analoger Klassiker von u-he, Arturia, Roland usw.
VA-Engines der späten 90er: Damals wie heute war bzgl. Nord Lead und Nord Modular, Access Virus, Waldorf Q, Korg MS2000 und MicroKorg usw. der Kritikpunkt, die Synthese klänge nicht "echt analog" genug. Dabei wurde und wird m. E. übersehen, dass sie alle "mehr" konnten als die traditionellen Analogsynthesizer, deren subtraktive Synthese sie zwar strukturell nachbildeten, jedoch nicht emulierten. Der Nord Modular konnte FM bis hin zu vollständiger Nachbildung des DX7, der Q hatte Wavetables, der Nord Lead 4 Layer, die man additiv einsetzen konnte, der MicroKorg digitale Wellenformen usw. Dazu kam in vielen Fällen eine größere Zahl von Stimmen, OSCs, LFOs und ENVs, als sie je in einem analogen Hardwaresynth möglich gewesen waren.
Heutige VAs können sich rühmen, klanglich von den Vorbildern weitgehend ununterscheidbar zu sein, müssen sich m. E. aber oft den Kritikpunkt gefallen lassen, im Wesentlichen auch auf die begrenzten Möglichkeiten der Originale eingeschränkt zu bleiben oder sogar noch eingeschränkter zu sein als die analogen Vorbilder: Beispiel Roland Boutique: Klingt wie ein JX-3P, Juno 106 oder Jupiter 8, hat aber nur 4 Stimmen - bietet nur sehr wenige Erweiterungen der Synthese, wenn überhaupt. Oder Roland System 8: Klingt gut, aber dann 1 LFO, obwohl es ja keine Notwendigkeit für solch eine unsinnige Beschränkung gibt. Warum nicht 6 LFOs und 6 Hüllkurven und eine anständige Modulationsmatrix. Ist digital. Ginge also alles ganz einfach, wenn man wollte.