Ich bin Fahrradfahrer. Macbook, Masterkeyboard oder sonstige Controller und ne Handvoll Peripherie krieg ich auf den Rücken, Stativ nehm ich in die Hand oder quer aufn Gepäckträger, und ab gehts, wenns sein muss lass ich mir vor Ort noch ne (zweite) Tastatur stellen und schliesse alles an. Das ist eigentlich der Hauptgrund; keinen Führerschein zu brauchen. Als ich meine Sounds noch wild über Billigrompler und Bonsaisynths verstreut hab, war der Transport immer wahnsinnig ätzend.
Das andere ist die Geschwindigkeit. Auf dem Trackpad bin ich virtuos genug, alles innert Sekunden vor mir zu haben, da ist der Weg dahin manchmal kürzer als die Ladezeiten. Auf der Hardware hingegen such ich mich dumm und blöd - und gerade live möchte ich eigentlich, dass die wenigen Knöpfe vor mir genau das machen was ich ihnen gesagt habe, statt dass ich bspw. am Summit zwar aus 52 verschiedenen aussuchen kann, aber eben auch muss.
Und dann ist da noch das, was ein Vorposter eigentlich schon treffend gesagt hat:
Und der letzte Punkt ist der, dass jedes Mal wenn ich mir HW gekauft habe, die Begeisterung doch mehr oder weniger schnell verflogen ist und die Geräte im Wesentlichen rumstanden, weil ich das Soundschrauben im Rechner wesentlich übersichtlicher fand und immer noch finde.
Ich hatte einen immensen HW-Synth-Verschleiss, während ich schon längst alle produktiven Dinge in der Box gemacht hab. Genau gesagt hab ich nie was anderes gemacht. Während sich hier die Tastaturen stapelten und ich mich in meiner eigenen Bude kaum mehr umdrehen konnte, hab ich ständig das Q49 ans Macbook getütet und alles in Logic eingekloppt. Selbst als ich mir grosse und komplizierte Setups gestrickt habe, die ich live wegen Materialschlacht ohne Taxi oder Kumpels nicht einsetzen konnte und deren Einsätze ich an einer Hand abzählen konnte, dachte ich unterschwellig bereits "du hast eh schon n iPad oder gar den Laptop fürs Routing mit, warum nutzt du dann nicht einfach den?".
Ableton hat dann den Sarg zugemacht. Zu dem Zeitpunkt hab ich meinen treuen Nord Wave schon gefühlt nur noch als Masterkeyboard benutzt (und das sollte sich all die Jahre bis zu seinem Abgang auch nicht mehr ändern). Irgendwann war alles auf den Rechner umgestrickt, in mal mehr, mal weniger funktionalen Kombinationen.
Trotzdem hab ich Idiot natürlich weiterhin gekauft, in der Annahme, irgendein Hardwaresynth (PC3, Microkorg, Cobalt, Summit) werde mich doch irgendwann mal erleuchten und mir den Weg zum gelobten Tapeziertisch voller Kleinscheiss weisen. Waren samt und sonders (teure!) Bruchlandungen. Klar kann ich mir theoretisch den Luxus leisten, für ein paar ballernde Bässe einen Summit auf die Bühne zu wuchten oder mir damit im Studio unnötig den Weg zu versperren. Aber das ginge mit der Diva halt auch und dann schreit mein innerer Monk auch nicht, weil der bei mehr als drei sichtbaren Tastaturen im Studio ne Vollkrise kriegt.
Letzte Woche hab ich meinen Boutique JU-06 weiterverkauft. Den habe ich letztes Jahr im Sommer (gebraucht) geholt, um ihn zusammen mit dem Circuit Tracks als mobiles Uffz-Uffz-Setup zu benutzen (eigentlich sollte da noch ein JX-03 oder JP-08 dazukommen, aber den gabs auf den Kleinanzeigen entweder immer zu Wucherpreisen (08) oder so billig, dass er instant weg war (03)). Hat an sich ganz gut funktioniert, ausser dass ich mich bei beiden Einsätzen auswärts gefragt hab, warum ich mir den komplizierten Scheiss von Padmatrix eigentlich antue, wenn ich doch einfach auch Ableton nehmen könnte. Und wo ist eigentlich mein efx_fragments? Zum Ende hin hab ich die Circuit und jetzt kürzlich den Boutique abgestossen, mein altes Macbook wieder fit gemacht und spiele solche Projekte vermutlich wieder mit einem Nanokontrol samt APC-Script plus KMI K-Board.
Als ich den Juno übergab, waren die Batterien, die ich letzten Sommer vor dem ersten Picknickdecken-Gig (mit mittelmässiger Begeisterung seitens des Pöbels) reingetan habe, noch am Leben. Spricht einerseits für Duracell, andererseits aber auch wirklich nicht für die für so dringlich gehaltene Notwendigkeit dieses Geräts.