Ja, das ist sehr traurig. Herr Müller war ein sehr engagierter Mensch, der über Jahre hinweg in seiner Freizeit ausgesuchten Besuchern das Studio für Elektronische Musik aus technischer Sicht näherbrachte. Herr Müller war Diplomingenieur und für die Technik im Studio zuständig.
In der Regel erhielt ein Komponist einen Auftrag vom WDR, eine elektronische Komposition dort zu realisieren, so nennt man das. Der Komponist, der nichts von allem verstand, was sich dort befand und wie man damit umgeht bzw. umgehen könnte auf der einen Seite und dem Techniker, hier Herr Müller, auf der anderen Seite, zuständig für rein technische Aufgaben, dazwischen gab es den Assistenten, der als Vermittler zwischen Komponist und Technik fungierte. David Johnson war das in Personalunion und Insider behaupten, er habe Hymnen von Stockhausen letztendlich "gemacht".
Ich habe Herrn Müller im September 1971 bei einer Konzertreihe im Rohbau des Römisch-Germanischen Museums neben dem Dom kennengelernt, später dann regelmäßig das Studio und somit ihn auch besucht und mein Studium vernachlässigt. Er war immer freundlich und hilfsbereit, später kaufte er im Auftrag des WDR eine große Anzahl von Gerätschaften bei mir ein, die befinden sich noch heute im ausgelagerten Studio.
Die bahnbrechenden Kompositionen wurden allerdings vor seinen Zeit dort realisiert, Herr Müller war ja erst ab Herbst 1971 als Toningenieur tätig. Ich hätte mir gewünscht, dass er noch mehr auf die Kompositions- und Realisationsweisen vor 1971 eingegangen wäre, Bücher von Stockhausen dazu befinden sich im Regal hinter dem runden Tisch. So kam es leider dazu, dass bei den wenigen Erklärungen sich einige sachliche Fehler einschlichen, er sah sich näher am Tontrickstudio mit Heinz Schütz, dessen Arbeitsweise er versuche nachzubilden, was natürlich mit der Musik aus dem Studio für Elektronische Musik nichts zu tun hatte.
Mir kamen bei den 9 Besuchen immer die Sicht und Arbeitsweise der Komponisten vor 1971 zu kurz, technische Tonbandspielereien schienen bei den Besuchern jedoch einen großen Reiz auszuüben, von daher wurden Chancen zur musikalischen Wissensvermittlung vertan. Gefallen hat es den Besuchern auf jeden Fall, was man hier und da nachlesen kann.
Es war eine schöne gemeinsame Zeit und ich bin stolz, daran teilgenommen zu haben.