Ian F. Svenonius

Ja, das fanden wir Anfang der 90er schon, zu NoU-Zeiten, später dann natürlich mit The Make Up. Das war auf jeden Fall neu, originell und stilbildend für dutzende, mal mehr, mal weniger gelungene Epigonen. Ist das da oben was Neues? Freut mich, dass er sein Ding immer noch durchzieht. Manche werden das vielleicht langweilig finden, seit >30 Jahren dieselbe Nummer. Aber nichts anderes haben ACDC ja auch gemacht. "Integer" könnte man's auch nennen. Bei mir lies die Begeisterung dann irgendwann nach, je mehr mir klar wurde, woher er das eigentlich alles hatte. Wir hatten schlichtweg die Schmuggelware nicht erkannt, die er über die Genregrenze zu uns rübergemogelt hatte. Aber klar, mit Hardcore-Kids, die James Brown nicht kannten, konnte man's natürlich machen. Originell ist es halt nur solange, wie man das Original nicht erkennt. Sein Fehler war das jedenfalls nicht. Und wenngleich der Schummel irgendwann aufgefallen war -- einiges sollte sich doch als von bleibendem Wert erweisen.



 
The Make-up sehr gut… habe die mal live gesehen Ende der 90er. Sehr prägendes Konzert. Die Vorgänger-Band, Nations of Ulysses, auch großes Kino.
 
ich mag seinen Stil. Wie er mit Celluloid-Film, Licht, Farben, Effekten umgeht. Musik als Kunst, nicht als Konsumprodukt.

Nicht gerade der Weg, den ich gehe, aber diesem bewusst minimalistisch gehaltenen Stil kann ich einiges abgewinnen. Und ja, es ist tatsächlich erfreulich, dass es da welche gibt, die das einfach durchziehen, denn die Bassistin ist noch cooler als Svenonius. Ohne sie würde das Ganze nicht so gut funktionieren. Die Videos, wo er alleine auftritt, sind fast ein bisschen fad.




Nachtrag paar Tage später:
Die Konzertvideos von Nation of Ulysses haben recht gute Energie, finde ich. Die Musik ist, wie auch die Werke von Svenonius, nicht so sehr im Vordergrund. Es geht mehr um Rock'n'Roll, das gemeinsam mit dem Publikum Zelebrieren eines Konzertabends. Dieser Mitschnitt finde ich noch recht gut:



Mir war bisher Nation of Ulysses nicht bekannt. Wie kann das sein? Das hat mit heute beschäftigt. Es lag wohl daran, dass all die Waves und Punks aus meinem Umkreis in den 90er Jahren den neuen Trends folgten, also sozusagen umgesattelt haben. Heirat, Kinder, Job, das übliche. Praktisch alle waren eigentlich gar keine Punks, sie sind nur der Mode gefolgt. In dieser Zeit hatte ich Landei (Land-Ei, jemand vom Land) dann einfach keinen Input mehr, denn es waren die Waves und Punks, die alle Fanzines gelesen hatten und in der Szene verkehrten, mich mit den neuesten Plattentips und Konzerthinweisen versorgten. Und mit Mixtapes. Das fiel ziemlich schnell weg, und ich erlebte die 90er als musikalisch schreckliche Zeit. Dabei gab es so viele gute Gruppen und Konzerte. Die Schweiz ist sowieso Provinz was Musik betrifft, und ich bin wohl an manchen Plakaten vorbeigegangen, wo auf was Wichtiges hingewiesen hatten; und da ich die Namen nicht kannte, und auch vom Radio her keine Inputs mehr kamen, ging das Wenige, was bei uns geboten wurde, an mir vorbei.

Aber eigentlich sehr schön, solche Perlen nachträglich zu entdecken.

Was ich auch noch sehenswert finde ist das Interview von Svenionius mit Martin Rev und Alan Vega (von dem Svenonius einiges abgeguckt hat).

 
Zuletzt bearbeitet:


News

Zurück
Oben