Re: 03.11.2012 Wuppertal PHOBOS IV Dark Ambient - Sophienkir
Hier kurz meine Eindrücke (wertfrei):
Premonition Factory: Für mich das schönste Set des Abends. Erinnerte mich ein wenig an Steve Roach Mitte, Ende der 1990er, also die Art von Dark Ambient, mit der ich am ehesten etwas anfangen kann.
AUN: Fing *sehr* stark an, Drones mit treibenden Sequenzen unterlegt, vielversprechendes Equipment (Dark Ambient mit einem Suzuki Q-Chord?), wurde aber für meinen Geschmack zu konturlos. Massive Drone- und Noisewände sind mir auf Dauer zu unsubtil und lassen viel zu wenig Raum für Spannungsbögen und dramaturgische Struktur, geschweige denn für andere Klangfarben.
Sphäre Sechs: Wer Phelios und Christian Stritzel kennt, weiß, was er erwarten kann und geboten bekam. Die Idee mit dem Draht erinnerte mich an so seltsame Installationen von Chrislo Haas und Andrew Unruh in den 1980ern. Ein echter Hingucker, und alle warteten drauf, daß mal einer über den Draht stolperte. Das im traditionellen Sinne *konzertanteste" Konzert des Abends mit Akteuren, die tatsächlich etwas machten, was 1:1 in Relation zu der gehörten Musik stand.
S.E.T.I. : Ich hatte Andrew Lagowski schon vor drei oder vier Jahren mal im CUBA in Münster gesehen. Im Prinzip dasselbe, dronige Klangcollagen mit abstrakten Geräuscheinsprengseln. Nach einer Viertelstunde wartete ich dann auf das Ende, weil sich nicht mehr viel tat für mein Empfinden. Und einem Typen am Laptop beim Rumtappen auf dem Mausfeld zuzusehen oder beim Fummeln am iPad oder ein paar USB-Controllern ist für mich persönlich nicht sonderlich konzertant (kein Problem ausschließlich von Herrn Lagowski, sondern generell eine Tendenz, die ich bei Livekonzerten nicht wirklich angenehm finde... Laptopschubserei und Tamagotchifüttern).
Da ich eine lange Heimfahrt vor der Brust hatte, mußte ich das letzte Set (Desiderii Marginis) ausfallen lassen. Vielleicht hat Mic eine Meinung hierzu?
Das Festival war ganz offenbar mit sehr viel Liebe zur Sache aufgezogen worden, die PA war wie gewohnt fett, die Videoprojektionen hätten für mich nicht unbedingt sein müssen (wahrscheinlich ist es technisch nicht anders machbar, aber so standen immer die Geräte, die Musiker und das Publikum irgendwie im Projektionskanal). Für ein Festival mit zugegebenermaßen *sehr* speziellem Programm war der Zulauf beeindruckend, und ich denke, das Publikum war rundum zufrieden (was hoffentlich auch für den Veranstalter und die auftretenden Musiker galt). Alleine schon deshalb sollte sich jeder hier im Forum mal mit dem Gedanken tragen, einem der nächsten PHOBOS-Festivals einen Besuch abzustatten, denn soviel Einsatz verdient Respekt.
Stephen