Die Ursprünge von MIDI

fanwander

fanwander

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Dieser Thread ist dazu da, um folgendes Posting im R.I.P Thread von Ikutaro Kakehashi zu vertiefen.

PySeq schrieb:
Michael Burman schrieb:
Meinen Respekt und Bewunderung!
Von mir auch.
Michael Burman schrieb:
Nach Leuten, die MIDI erfunden haben, müssten eigentlich in jeder Stadt, die musikalisch was auf sich hält, Straßen benannt werden.
Interessant. In dem Zusammenhang würde mich auch mal interessieren, wem hier - ohne zu Googlen - der Name Dennis Ritchie etwas sagt.
Ist schon seltsam, wer für das Legen der Fundamente der elektronischen Revolution bekannt geworden ist und wer nicht.
 
Den Richie kenn ich - ohne zu google oder andere Internetrecherche. Allerdings bin ich auch mit der Materie etwas mehr vertraut als der Ottonormalverbraucher.

Ich dachte immer MIDi wäre auf Dave Smith's Mist gewachsen. Das is aber glaube ich ziemlich wurscht. Ich glaube es war einfach an der Zeit. Wenn's der eine nicht gemacht hätte, wäre halt ein anderer gekommen.
 
psicolor schrieb:
Ich dachte immer MIDi wäre auf Dave Smith's Mist gewachsen. Das is aber glaube ich ziemlich wurscht. Ich glaube es war einfach an der Zeit. Wenn's der eine nicht gemacht hätte, wäre halt ein anderer gekommen.

Das würde ich so nicht sagen, die Hersteller dachten damals nicht über die Grenzen ihrer eigenen Systeme nach, und was daraus werden kann, sah und sieht man im Bereich Foto, wo zB der Blitzschuh zwar immer noch genormt ist, aber bei der Kommunikation mit dem draufgesteckten Blitzer jeder sein eigenes Süppchen kocht, genau wie bei den Bajonetten für die Objektive. Da gab es halt keinen Dave Smith, der sich früh um eine Standardisierung bemüht hat. Denk nur mal an die ganzen Schnittstellen im Computerbereich, besonders bei den Festplatten, was es da anfangs für einen Mischmasch gab mit eigenen Controllerboards etc, oder die Bildschirmanschlüsse: CGA, EGA, Hercules, alle nicht untereinander kompatibel, bis ATI sie mit der EGA Wonder vereinte und IBM mit VGA das alles umwarf und letztich das als Standard etablierte.

Die Grundidee stammte von Dave Smith, aber von seinen amerikanischen Konkurrenten wie Oberheim und Moog wollte keiner etwas davon wissen, besonders Tom Oberheim nicht, der hatte ja seine eigene Digitalschnittstelle (im Nachhinein hat er das allerdings lustigerweise ganz anders dargestellt). Erst als Dave an die Japaner ging, stieß er vor allem beim Roland-Gründer auf offene Ohren, der das Potential seiner Idee erkannte, obwohl oder gerade weil Roland zu diesem Zeitpunkt bereits DCB hatte.

Übrigens: Wäre es nur nach Dave Smith alleine gegangen, hätte MIDI weder einen Optokoppler noch noch würde es Dynamikinformationen übertragen. Den Optopkoppler hat Paul DeRocco, Entwickler des Chroma und Chroma Polaris, durchgesetzt, die Dynamiksache haben wir Philipp Dodds, ebenfalls Arp, zu verdanken, da der Chroma im Gegensatz zum Prophet 5 dynamisch spielbar war. Die beiden Herren waren aber nur bei den ersten Meetings dabei, danach bekamen sie das von CBS verboten.

Pilipp Dodds schrieb:
We were the ones on Dave Smith's original committee that said that MIDI had to have velocity. Dave Smith said it was too complex and we couldn't do it. We dug our heels in and said it had to have velocity response. And he said, "Well, that's just because you're trying to favor the Chroma." "No," I told him, "One day keyboards will respond to velocity. Trust me on this."

Paul DeRocco insisted on the opto-isolater as I recall that became part of the MIDI specification, and we both lobbied hard for 256 velocity levels over the objections from Dave Smith and others ...

(http://www.rhodeschroma.com/?id=vintage)
 
Ikutaro Kakehashi und Dave Smith haben ja für MIDI 2013 einen Tchnical Grammy bekommen.

https://www.grammy.com/news/technical-g ... dave-smith

Was mir nicht klar war, war dass Kakehashi zuerst Tom Oberheim angesprochen hatte, der das dann sozusagen an Dave Smith weitergereicht hat :
Ich glaube in dem Video erzählt Dave das. Ich hoffe, es ist das richtige.
 
Es gibt ein 40 minütiges Video eines Podiumsgesprächs, da wird das in aller Breite erzählt. Ich finde es aber im Moment nicht. Da waren Dave Smith und Alan Parsons dabei (falls jemand suchen will).
 
microbug schrieb:
Die beiden Herren waren aber nur bei den ersten Meetings dabei, danach bekamen sie das von CBS verboten.

(http://www.rhodeschroma.com/?id=vintage)

Danke für den Link!
Interessant ist auch, das CBS Ihnen die Teilnahme verboten hat, weil sie Schiss vor der Anti-Kartell-Behörde hatten:


As a parenthetical story to that, I was on the first MIDI committee, but CBS came down and said, "Uh oh, we don't like the way in which they're forming this committee." They were worried about anti-trust. As a result of that, they forbade me as a CBS employee from participating, and I was blocked from attending all but the first three MIDI meetings. After that, I wasn't allowed to go. But our velocity stuff got in there, and our opto-isolator [the circuits in the MIDI jack] concepts got in there and were picked up by the Japanese.

Paul DeRocco ist ein super netter, bodenständiger Typ, der in seiner Freizeit über die Rhodeschroma Mailliste Ersatzpanels für den Chroma Polaris verkauft, und Leuten bei der Reparatur ihrer Chromas hilft.
 
fanwander schrieb:
PySeq schrieb:
Michael Burman:Nach Leuten, die MIDI erfunden haben, müssten eigentlich in jeder Stadt, die musikalisch was auf sich hält, Straßen benannt werden.
Ich: Interessant. In dem Zusammenhang würde mich auch mal interessieren, wem hier - ohne zu Googlen - der Name Dennis Ritchie etwas sagt.
Ist schon seltsam, wer für das Legen der Fundamente der elektronischen Revolution bekannt geworden ist und wer nicht.
Dennis Ritchie sagt mir nix. Würde mich aber interessieren. Ich habe viewtopic.php?f=72&t=121974 aufgemacht. Magst Du dort etwas mehr erzählen? Hier ist es offtopic.
Du hast natürlich völlig recht, daß es da Off-Topic war. Das war etwas unglücklich. Es sollte da wirklich nur um den verstorbenen Gründer von Roland gehen.

Dennis Ritchie hat die Sprache C entwickelt, die, in Verbindung mit der Weiterentwicklung C++, die grundlegende Sprache für die meiste Software heutzutage ist. Ritchie ist, ebenso wie Steve Jobs, 2011 verstorben. Während Jobs in den Nachrichten, sowie mit Büchern und Filmen als Computergenie gepriesen wurde, wurde über Ritchie außerhalb der Fachwelt gar nicht berichtet. Dabei war er wahrscheinlich das größere Computergenie, und vor allem hat sein C auf die Dauer wahrscheinlich auch wesentlich mehr Einfluß als Jobs kurzlebige Produkte wie der Apple II, der Knubbelmac oder der iMac.

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Zu Midi fällt mir immer dieses ein - "The language of gods":

http://midi.teragonaudio.com/

:P
 
PySeq schrieb:
Dennis Ritchie hat die Sprache C entwickelt, die, in Verbindung mit der Weiterentwicklung C++,
Achso. Das ist aber was anderes. Da gäbe es viele Leute, die zu rühmen notwendig wäre.


die grundlegende Sprache für die meiste Software heutzutage ist.
naja, die Dominanz von C(++) ist für mein Gefühl seit 10 Jahren vorbei. Inzwischen sind so viele Sachen in andere Sprachen und auch Sprachlevels abgewandert; das ist aber schon wieder OffTopic.
 
PySeq schrieb:
Du hast natürlich völlig recht, daß es da Off-Topic war. Das war etwas unglücklich. Es sollte da wirklich nur um den verstorbenen Gründer von Roland gehen.

Ja, da hab ich auch erst gegoogelt, weil ich von einem musikalischen Bezug ausging - den es da aber gar nicht gab. Dabei war die K&R-Bibel früher ja fast sowas wie Gute-Nacht-Lektüre für mich.
 
fanwander schrieb:
naja, die Dominanz von C(++) ist für mein Gefühl seit 10 Jahren vorbei. Inzwischen sind so viele Sachen in andere Sprachen und auch Sprachlevels abgewandert; das ist aber schon wieder OffTopic.

Das Gefühl hab ich auch. Es gibt eine ganze Generation von Webentwicklern, die C nie im Leben benutzen wird. Trotzdem wird niemand widersprechen, wenn man C als wichtigste Programmiersprache der Welt bezeichnet. Ohne C läuft heute kein Computer, kein Handy und keine Spielekonsole. Ich glaube dass viele Leute C nicht die gebührende Beachtung schenken, weil das "++" in C++ suggeriert, als wäre es besser als C, und daher die meisten - wenn überhaupt - nur den Dänen mit dem lustigen Namen kennen.
 
fanwander schrieb:
Paul DeRocco ist ein super netter, bodenständiger Typ, der in seiner Freizeit über die Rhodeschroma Mailliste Ersatzpanels für den Chroma Polaris verkauft, und Leuten bei der Reparatur ihrer Chromas hilft.

Jups, das hab ich auch schon gelesen und finds klasse.

Auf den Artikel bin ich durch Zufall gestoßen und fand den hochinteressant, kurz danach sah ich eins der Panele zum Thema MIDI, ich glaub das war das mit dem Preis oder das oben, wo Tom Oberheim plötzlich so tat, als wäre er, nachdem er das mit dem Optokoppler gesehen hat, voll dafür gewesen - nur war der ja zuerst nicht Teil der Hardware-Spezifikation.

Zum Glück haben die Arp-Leute die wenigen Meetings der späteren MMA gut genutzt, sonst hätten wir heute weder Dynamik noch galvanische Trennung (und genau letzteres hat man auch heute noch nicht mal als Empfehlung in den USB-Standard mit aufgenommen, obwohl es nun hinreichend bekannt ist, daß USB dafür genutzt wird).

Im Video oben erzählt Tom auch über Standardisierung von Schnittstellen im Computerbereich und wie lange sowas brauchte, und wie das bei MIDI lief.
 


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