Phil999
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ich weiss, diese Frage kommt 20-25 Jahre zu spät. Es ist mir jedoch ein Anliegen, meine Gedanken dazu hier öffentlich kundzutun.
Es war eher Zufall, dass ich um 1985 ein Interview mit Daniel B. von der Belgischen Gruppe Front 242 gelesen hatte. Ich bin weder Abonnent von Spex noch von anderen damaligen Szeneblättern, ich las und lese sie gar nicht bzw. nur vereinzelt bei Gelegenheit. B. wurde von einem Deutschen Musikjournalisten gefragt, wie er den Stil der Gruppe beschreiben würde. Die Antwort war "Electronic Body Music". Ich hielt das für eine beliebige Antwort, nur um dem Journalisten etwas zum Schreiben zu geben, ohne tieferen Sinn. Einen tieferen Sinn kann man darin sehen, da Front 242 erstens elektronisch, und zweitens sehr körperbetont ihre genialen Live-Auftritte bestritten. Aber im Grunde war es elektronische Musik mit Industrial-Charakter, also ein Genre, das keine Etikette hatte bisher. In ihrem Stück "Body To Body" von dem Erstlingswerk "Two In One" könnte man einen Bezug sehen, doch ich denke, das hat eher mit etwas anderem zu tun.
Als Anfänger und Jungblut (ich war da erst 17) war ich total begeistert von New Wave und Elektronik, und konnte in der Szene den einen oder anderen DJ-Auftritt wagen. Ich hatte zwar nur eine bescheidene Plattensammlung, dafür kannte ich jedes Stück sozusagen auswendig. Es dauerte deshalb nicht lange, bis ich später, also etwa 1986, in der Szene auf den Begriff "EBM" stiess. Was ist EBM?, fragte ich die Leute. Keiner konnte mir eine Antwort geben, dennoch war der Begriff mehr und mehr in aller Munde und auf Flyern und Plakaten von Parties zu lesen. Ich habe versucht, allen Leuten den eigentlich nicht vorhandenen Zusammenhang zu erklären, doch ohne Erfolg. EBM füllte die Lücke als Genrebegriff und ist seitdem etabliert.
Ich will eigentlich nur darauf hinweisen, dass es sich hier meiner Ansicht nach um eine kolportierte Sache handelt, die selbstdynamisch eine Lücke füllt, ausgelöst durch eine vielleicht eher humoristische oder gelangweilte Äusserung eines stilbestimmenden Musikers, hinaustrompetet durch einen nicht allzu hellen Journalisten (Daniel B. war ja auch in einem Plattenladen beschäftigt, und hat einige der obenerwähnten Gruppen produziert; eine führende Figur in der Szene).
Anfang 90er Jahre zog es mich nach Brüssel, dem Ort, wo hochqualitative Comics und Idole wie Neon Judgement, Polyphonic Size, à;Grumh... , Revolting Cocks und Front 242 ihre Wirkstätte oder sogar Ursprung haben. Brüssel ist geradezu prädestiniert, wie offenbar auch Sheffield (ich war noch nie dort), für industrielle Klänge und Bewegungen (Szenen). Beton und Asphalt überall, Yuppies, kühle Pragmatik, Aussichtslosigkeit, Apathie, Angst, Melancholie. Am Ursprungsort sozusagen fand ich keinerlei Spuren oder Anzeichen in Bezug auf den EBM-Begriff. Er war in Belgien gar nicht bekannt in den Szeneplattenläden (die nicht selten auch Comics und Pornographie im Angebot hatten ).Es handelt sich offenbar um ein Deutsches Phänomen bzw. um eine Deutsche Wortprägung, die mittlerweile auch in den USA übernommen wurde.
Ich gestehe ein, dass elektronischer New Wave, der nicht Synthie-Pop ist, keinen eigenen griffigen Genrebegriff hat. "EBM" füllt diese Lücke, und es ist heute auch müssig, darüber zu disputieren. Man mag, und das ist der Grund meines Beitrags hier, einfach diese Zusammenhänge im Hinterkopf behalten, wenn man von "EBM" spricht. Nicht wichtig, kaum erwähnenswert, aber für Pedanten und Liebhaber der Szene vielleicht noch aufschlussreich.
Es war eher Zufall, dass ich um 1985 ein Interview mit Daniel B. von der Belgischen Gruppe Front 242 gelesen hatte. Ich bin weder Abonnent von Spex noch von anderen damaligen Szeneblättern, ich las und lese sie gar nicht bzw. nur vereinzelt bei Gelegenheit. B. wurde von einem Deutschen Musikjournalisten gefragt, wie er den Stil der Gruppe beschreiben würde. Die Antwort war "Electronic Body Music". Ich hielt das für eine beliebige Antwort, nur um dem Journalisten etwas zum Schreiben zu geben, ohne tieferen Sinn. Einen tieferen Sinn kann man darin sehen, da Front 242 erstens elektronisch, und zweitens sehr körperbetont ihre genialen Live-Auftritte bestritten. Aber im Grunde war es elektronische Musik mit Industrial-Charakter, also ein Genre, das keine Etikette hatte bisher. In ihrem Stück "Body To Body" von dem Erstlingswerk "Two In One" könnte man einen Bezug sehen, doch ich denke, das hat eher mit etwas anderem zu tun.
Als Anfänger und Jungblut (ich war da erst 17) war ich total begeistert von New Wave und Elektronik, und konnte in der Szene den einen oder anderen DJ-Auftritt wagen. Ich hatte zwar nur eine bescheidene Plattensammlung, dafür kannte ich jedes Stück sozusagen auswendig. Es dauerte deshalb nicht lange, bis ich später, also etwa 1986, in der Szene auf den Begriff "EBM" stiess. Was ist EBM?, fragte ich die Leute. Keiner konnte mir eine Antwort geben, dennoch war der Begriff mehr und mehr in aller Munde und auf Flyern und Plakaten von Parties zu lesen. Ich habe versucht, allen Leuten den eigentlich nicht vorhandenen Zusammenhang zu erklären, doch ohne Erfolg. EBM füllte die Lücke als Genrebegriff und ist seitdem etabliert.
Ich will eigentlich nur darauf hinweisen, dass es sich hier meiner Ansicht nach um eine kolportierte Sache handelt, die selbstdynamisch eine Lücke füllt, ausgelöst durch eine vielleicht eher humoristische oder gelangweilte Äusserung eines stilbestimmenden Musikers, hinaustrompetet durch einen nicht allzu hellen Journalisten (Daniel B. war ja auch in einem Plattenladen beschäftigt, und hat einige der obenerwähnten Gruppen produziert; eine führende Figur in der Szene).
Anfang 90er Jahre zog es mich nach Brüssel, dem Ort, wo hochqualitative Comics und Idole wie Neon Judgement, Polyphonic Size, à;Grumh... , Revolting Cocks und Front 242 ihre Wirkstätte oder sogar Ursprung haben. Brüssel ist geradezu prädestiniert, wie offenbar auch Sheffield (ich war noch nie dort), für industrielle Klänge und Bewegungen (Szenen). Beton und Asphalt überall, Yuppies, kühle Pragmatik, Aussichtslosigkeit, Apathie, Angst, Melancholie. Am Ursprungsort sozusagen fand ich keinerlei Spuren oder Anzeichen in Bezug auf den EBM-Begriff. Er war in Belgien gar nicht bekannt in den Szeneplattenläden (die nicht selten auch Comics und Pornographie im Angebot hatten ).Es handelt sich offenbar um ein Deutsches Phänomen bzw. um eine Deutsche Wortprägung, die mittlerweile auch in den USA übernommen wurde.
Ich gestehe ein, dass elektronischer New Wave, der nicht Synthie-Pop ist, keinen eigenen griffigen Genrebegriff hat. "EBM" füllt diese Lücke, und es ist heute auch müssig, darüber zu disputieren. Man mag, und das ist der Grund meines Beitrags hier, einfach diese Zusammenhänge im Hinterkopf behalten, wenn man von "EBM" spricht. Nicht wichtig, kaum erwähnenswert, aber für Pedanten und Liebhaber der Szene vielleicht noch aufschlussreich.