warum lernen Hersteller kaum aus der Vergangenheit?

Bernie schrieb:
Cyborg schrieb:
Aber warte mal: War der "Telefonschrank" überhaupt ein PPG? Jetzt komme ich ins Grübeln. Preisfrage also: Welches Gerät hatte Patchcords, die man oberhalb des Keyboards aus dem Gehäuse ziehen konnte?
Gruß Lutz
Ja, das war auch ein PPG, weiß aber nicht mehr die genaue Bezeichnung von dieser Rübe.
Wenn ich mich recht erinnere, war das auch ein Prototyp, so was wie ein patchbarer 1002. Mehr als ne handvoll existieren da auch nicht.

In Moogus riesiger Datenbank sind natürlich auch feine Bilder davon:

ppg1002_kabel_l.jpg


ppg1002frueh.jpg

Der war auch auf Bluesynths Meeting zu sehen, ich zieh im Video an einem seiner Kabel.. Das Video ist im Wiki gelistet (wers nochmal gucken will) oder div. Bilder von netten Besuchern
 
Bernie schrieb:
intercorni schrieb:
Ausziehbare Patchcords sind als Idee schon ein Hammer.
Allerdings wäre die Ausstattung mit Ein- und Ausgängen, wie z.B. beim Korg MS20 nicht nur optisch schöner gewesen ;-)
ich glaube, das der PPG soger zeitlich noch etwas vor dem MS-20 herauskam. Naja, das Ding hat sich so aber nicht durchsetzen können.

Das hat einen Grund: Preis!
Der PPG ist ansich auch garnicht soooo flexibel..
Naja beim MS20 ist es ansich das trashig-industrielle weshalb er noch so hoch gehandelt wird, denn er ist weder selten noch exakt oder sowas, aaaaber er hat halt 2 komplette Resofilter und das Gesicht eines Modulars, obwohl er das nicht ist, man hat sich halt das Routing gespart und eine anständige Hüllkurve für EG1
 
Wenn ich mich richtig erinnere, war noch Anfang der 80er Jahre die MS-Reihe die günstigste Möglichkeit, sich einen (semi-)modularen Synth zuzulegen. Auch gebraucht waren die (evtl. bis auf den MS50) recht zahlreich.
 
Richtig, neben System 100m und Co. ja, der MS20 war halt nur nie Modularer als zB ein http://www.sequencer.de/syns/oberheim Oberheim Xpander. Gebraucht gab es sie aber erst etwas später und wurden auch von Leuten gekauft, die nicht die klassische Musikerkarriere gemacht haben, sondern nur einfach Interesse hatten, denn damals gabs noch sowas wie die Faszination des Neuen. Heute ist das schnödem Sammlertum und normalem Produktionseifer gewichen, was eben anders ist und der BEkanntheitsgrad ist wichtig bei der Preisbildung, weshalb ein Jupiter 8 auch mehr kostet als ein Chroma Polaris oder Chroma. Den kennen sie halt noch alle, wird sich aber dank Zeit auch ändern und die Leute weren langfristig glauben, VAs klängen genauso..

Das ist und soll keine Schelte werden, jedoch ist das schon verantwortlich und retrospektiv gesehen eine wichtige Zelle im Prozess wieso bestimmte Teile teuer sind. Ein Ruf kann sich auch ändern, zB Roland lebt nicht ewig von SH und Jupiter oder Oberheim, da gibts bereits Leute die denken, der Oberheim-Sound ist auch auf den Viscount OB12 zu übertragen und somit auf alle anderen etc.

So entstehen halt Begehr und Preise oder auch Ablehnung und "nöö, krieg ich auch anders hin"-Vorstellungen.

MS20 ist aber definitiv auch einer, der etwas ausgelöst hat, Recording wurde nun für normale Leute bezahlbar und der MS20 war der Einstieg für viele, denn viele Synthesizer kosteten ja weit mehr.
 
Moogulator schrieb:
Richtig, neben System 100m und Co. ja, der MS20 war halt nur nie Modularer als zB ein <ahref=https://www.sequencer.de/syns/oberheim>Oberheim</a> Xpander.

Ich hätte jetzt gedacht, selbst der MS10 hätte mehr Patchpoints. Aber den Expander kenn ich auch nicht.

Moogulator schrieb:
Gebraucht gab es sie aber erst etwas später

Die MS? Alle habe ich bzw. ein Freund von mir Anfang der 80er gebraucht und vgl.weise billig bekommen. Allerdings bin ich damals für meinen gebrauchten MS50 bis nach D'dorf gefahren, um ihn dort abzuholen.

Moogulator schrieb:
und wurden auch von Leuten gekauft, die nicht die klassische Musikerkarriere gemacht haben,

Das zumind. deckt sich völlig mit meinen Erfahrungen.
 
http://www.sequencer.de/oberheim/oberheim_xpander.html Xpander nicht Expander. Matrixx -> Matrix12 und http://www.sequencer.de/oberheim/oberheim_xpander.html Xpander haben halt eine Modulationmatrix, in der die "langsamen" Modquellen zum Einsatz kommen. Das ist damals wie ein Modularsystem angekommen und verkauft worden, war auch toll. Die Definition für ein offenes MOdularsystem ist jedoch das freie Patchen von Signalwegen, was im Falle MS20 nicht gegeben ist und bei den Matrixsynths von Virus bis Matrix eben auch nicht, es wäre sonst jeder ModMatrix-Synth modular.

Da die Matrix Serie von http://www.sequencer.de/syns/oberheim Oberheim das eingeführt hat, nannte ich eben diese.

Patchpunkte und Anzahl ist nicht wichtig, sondern WO man ansetzt: Im MS20 oder MS10 müsste man zB die VCOs abgreifen können und zB das Filter nach VCO1 setzen, danach VCO2 und dann zB VCA oder davor oder sonstwohin, sprich: Audiosignalweg frei konfigurierbar, was eben nicht der Fall ist.

https://www.sequencer.de/synth/index.php/Semimodular
https://www.sequencer.de/synth/index.php/Modular

MS: Natürlich seit es sie gibt gibts sie auch gebraucht, klar. Wollte nur damit sagen: Der Gebrauchtmarkt ist vielleicht da schon relevant, bei einem System700 weniger, weil es weniger gibt, aber das war nicht das Geheimnis, weshalb er so viel gekauft wurde.

MS50: Der ist übrigens modular, ja und seltener - Da kanns schon sein, dass man da selbst auf diesen Parkplatz bei Köln fahrn muss ;-)

Und ich fands super, dass daraus Szenen und Musik wie die NDW und Industrial, die Tape Szene und Co möglich wurden (nicht nur, aber auch durch den MS20 und Co.)
 
Was war das denn?

Ich habe von
Ilanode schrieb:
geschrieben, da ich MS10 + 20 als semi-modul. und den MS50 als modular bezeichne...

Der Expander/Xpander-Dreher mit dem Zitat von Dir vorweg, war offensichtlich ein Versehen.

Moogulator schrieb:
Und ich fands super, dass daraus Szenen und Musik wie die NDW und Industrial, die Tape Szene und Co möglich wurden (nicht nur, aber auch durch den MS20 und Co.)
:shock:
 
intercorni schrieb:
@Cyborg: ich habe übrigens damals den Steckdose Test zum Böhm Modular gehört und kann mich noch gut daran erinnern.

Ohjeh, ich auch. Die Kiste war wirklich übel. Wir hatten Mühe wenigstens versöhnlich zu berichten und nicht gleich "Betrug" zu schreien. Die Leute im SFB waren auch sehr belustigt, wir spielten ein paar Sound ausnahmsweise dort ein und nicht daheim.

Apropos Sounds. Wo wir gerade beim plaudern über alte Zeiten sind, ich hätte hier mal zwei Beispiele, was ich dem Roland System 100 entlockte.
Gut sind die Aufnahmen nicht, das entstand immer alles ungeplant und als Mitschnitt teilweise mit einem Cassettenrecorder. Trotzdem kann man wohl erahnen, worum es geht. Es sind Live-Aufnahmen, keine Mehrspur-Aufnahmen!




Mal sehen, ich kann ja mal die alten Mitschnitte rauskramen

Gruß Lutz
 
Lutz: wäre schön die ein- oder andere Anekdote aus "alten" Zeiten auf Deiner Website zu lesen, denn ich mag Deinen Schreibstyle sehr.
Nochmal zum Böhm Soundlab: vielleicht waren die Module einfach nicht gut genug abgestimmt.
Anderseits kann es auch gut möglich sein, dass die Bauteiltoleranzen einfach nicht so gut waren. Die Module verwenden aus Kostengründen neben einigen Metallschichtwiderständen auch eine Menge normaler Kohlewiderstände, die ja nicht wirklich präzise sind.
 
intercorni schrieb:
Lutz: wäre schön die ein- oder andere Anekdote aus "alten" Zeiten auf Deiner Website zu lesen, denn ich mag Deinen Schreibstyle sehr.
Nochmal zum Böhm Soundlab: vielleicht waren die Module einfach nicht gut genug abgestimmt.
Anderseits kann es auch gut möglich sein, dass die Bauteiltoleranzen einfach nicht so gut waren. Die Module verwenden aus Kostengründen neben einigen Metallschichtwiderständen auch eine Menge normaler Kohlewiderstände, die ja nicht wirklich präzise sind.

Hallo
Na, wenn's nur mangelhafte Funktionen gewesen wären: Da war ein "Ringmodulator", der im Prinzip nur aus 2 Drähten bestand, also keiner war und ein Joystickmodul, bei dem man dann sogar auch diese beiden Drähte gespart hatte. (also gar keine Funktion hatte).
Peinliche Vorstellung zumal Böhm in Rufweite ein Ladengeschäft hatte.
Ok, das Gerät war ein Vorserienmodell aber wie auch im Test nachzulesen ist und der so auch über'n Sender ging: Testen kann man nur, was auf dem Tisch steht, Versprechungen macht jeder Hersteller. Manche winkten bei angenehmen Testergebnissen auch mit, zugegebenermaßen sehr verlockenden Angeboten, und das bei uns "kleinen Hanseln" :)
Gruß Lutz
 
haesslich schrieb:
Cyborg schrieb:
Naja, auch ein Standpunkt, zumindest ein ehrlicher: (was kümmert mich die Qualität, Hauptsache die Leute kaufen's)

diese behauptung ist einfach dermaßen unwahr, dass ich jetzt auch etwas dazu sagen möchte.
als stetiger leser der doepfer mailingliste kann ich nur sagen, dass dieter doepfer sehr wohl an der qualität seiner module interessiert ist. viele der module, die er im programm hat, sind ja auch größtenteils durch user ebendieser mailingliste spezifiziert worden. jeder kann sich dort einbringen und wirklich jeder vorschlag wird auch ausführlich mit für und wider diskutiert, auch von dieter doepfer selber.

Hallo
ich will nun noch einmal betonen, dass seit der Angelegenheit von der ich geschrieben hatte, viel Zeit vergangen ist. Aber ich will auch den Vorwurf der Unwahrheit nicht auf mir sitzen lassen. Vor einigen Tagen habe ich mal wieder eine "Ausmist-Aktion" gestartet und viel altes Papier gesichtet und kiloweise entsorgt. Dabei ist mir doch tatsächlich ein Antwortbrief von Döpfer in die Hände gefallen, wo es genau um die Sache geht. Es wurde nur ein nachträglicher "Umbau" auf Nachfrage angeboten (immerhin), eine generelle Verbesserung durch eine Änderung an der Serie würde nicht stattfinden. Ich will den Brief, der ziemlich lang und, wie gesagt, alt ist, hier nicht zitieren. Vielleicht kannst Du es mir glauben, ich habe nichts persönlich gegen Döpfer, also auch kein Interesse an übler Nachrede oder Lügengeschichten.
Gruß Cyborg
 
Hallo Lutz,

hatte deinen Horror-Bericht auch gelesen bevor ich mir letztes Jahr ein Soundlab ersteigert habe. Habs mal drauf ankommen lassen und muss sagen das sie Gott sei Dank wohl noch viel dran gearbeitet haben. Ob mein Gerät eines der letzten produzierten ist weiß ich net...aber es funzt alles wie es soll und klingt herrlich. Es gibt auch einen Keyboards "Synthesizer von gestern" Test der mich auch zum Kauf animiert hat.

Trotzdem fand ich deinen Bericht wirklich sehr interessant zu lesen.

Grüße,

derStefan
 
derStefan schrieb:
Hallo Lutz,

hatte deinen Horror-Bericht auch gelesen bevor ich mir letztes Jahr ein Soundlab ersteigert habe. Habs mal drauf ankommen lassen und muss sagen das sie Gott sei Dank wohl noch viel dran gearbeitet haben. Ob mein Gerät eines der letzten produzierten ist weiß ich net...aber es funzt alles wie es soll und klingt herrlich. Es gibt auch einen Keyboards "Synthesizer von gestern" Test der mich auch zum Kauf animiert hat.

Trotzdem fand ich deinen Bericht wirklich sehr interessant zu lesen.

Grüße,

derStefan

Hallo
sicher hast Du nicht übersehen, dass der Testbericht zu einem Zeitpunkt stattgefunden hatte und auch im SFB ausgesstrahlt wurde, als das Böhm Soundlab noch brandneu war. Wenn wenigstens alle versprochenen Module später vorhanden waren, wäre das ja schon ein Fortschritt. Der Ringmodulator war damals z.B. nichts weiter als eine Drahtbrücke, was wir ganz schön dreist fanden. Das das Ding nun herrlich klingt, kann ich nur dem persönlichen Geschmack zurechnen, das Dingens war absolut primitiv und so voller Macken, dass man schon ein völlig neues hätte bauen müssen. Vielleicht hat das Böhm auch gemacht, mag sein - ich hatte von der Kiste ein für allemal genug.
gh
 
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Warum lernen Hersteller kaum aus der Vergangenheit ?

Weil die Entwickler primär keine Musiker sind.
Weil bei vielen Herstellern der Draht zu den Musikern & Usern fehlt.
Weil die Bedürfnisse der User sich in vielen Bereichen ständig ändern.
Weil diese Bedürfnisse der Zielgruppen völlig verschieden sind.
Weil die Entwickler teilweise ihre Zielgruppen nicht mal kennen, oder falsch bestimmen.
Weil leider bei der großen Masse Qualität keine Rolle mehr spielt und man dafür lieber 50000 Features in billig billig haben möchte.
Weil die Fachmedien völlig unkritisch geworden sind und nur noch an bessere Werbeblättchen erinnern.
Weil viele User auch sehr unkritisch geworden sind, weil sie Qualität nicht mehr kennen, oder aber resigniert haben. (Bevor der Nord Lead 1 kam, hätte ich nicht gedacht jemals nochmal einen beknopften Synth zu sehen)
Weil Homerecording und Synths ect. heute keine Nische mehr sind, sondern massenkompatibel sein sollen und dh.: Geiz ist geil.
Weil sich selbst der größte Mist mit gutem Marketing immer noch prächtig verkauft.

Mir ist klar, das manche Punkte die User hier im Forum nicht betreffen. Aber wir sind eine verschwindend kleine Minderheit und die Mehrheit der User insgesamt ist wohl nicht mehr bereit, für ein Qualitätsinstrument 4000 Euro oder mehr auszugeben.
 


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