NickLimegrove
Flexiganer
Videodrom: Ist da noch wer?
In Zeiten von Netflix leiht kein Mensch mehr Filme aus, dachte unser Autor. Bis er seine alte Videothek noch einmal besuchte und den Hüter eines Schatzes traf.
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Ist da noch wer?
In Zeiten von Netflix leiht kein Mensch mehr Filme aus. Ist halt so, dachte Alard von Kittlitz. Bis er seine alte Videothek noch einmal besuchte und den Hüter eines Schatzes traf: Graf Haufen.
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Die Mitarbeiter des Ladens oben, hinter dem Tresen, waren Autoritäten, mönchische Archivare der Filmkunst. Man näherte sich nur respektvoll, manchmal bekam man einen spöttischen Kommentar für den Müll, den man sich angucken wollte. Das Videodrom bot "kuratierte Filmkunst": 35.000 Filme. Netflix hatte zu seinen besten Zeiten, im Jahr 2010, knapp 7000 Filme im Angebot. Inzwischen sind es nur noch etwa 4000.
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Kürzlich las Haufen, dass man Citizen Kane von Orson Welles, für viele Kritiker der vielleicht bedeutendste Spielfilm aller Zeiten, in Deutschland auf keinem Streaming-Portal sehen könne. "Genau darum geht es", sagt er. Wenn die Videodrome dieser Welt verschwinden, gehen mit ihnen Teile der Filmgeschichte verloren?