Systemtheorie von Niklas Luhmann als Anregung für die Bewältigung von Modularsystemen

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436ukawezkgwzä

Guest
ps: Bitte hier in "Modular" belassen - danke!

Ich bin kein fachmann - sag ich gleich.
In der wahrnehmung seiner systemtheorie erinnert mich aber viel an die probleme/fragestellungen die man hat, wenn man ein modular-system zusammen "stellt" - oder aber mit dem einmal zusammengestellen arbeiten muss.

Ein modularystem kann man sich auch als unternehmen oder als organisation denken!? Das dürfte vielen gefallen hier, die aus der unternehmer/selbstständigen-ecke kommen.

Ein wichtiger begriff bei Luhmann ist der der "Kontingenz" -
(seid Aristoteles: Etwas, was nicht notwenig, nicht unmöglich ist // nach Luhmann: Was weder notwendig, noch unmöglich ist - was also so wie es ist, wahr sein wird - sein kann, aber auch anders möglich ist. ( Und genauso wahr sein kann!(r))- Der begriff bezeichnet mithin gegebenes, zu erfahrendes, erwartetes, gedachtes, phanasiertes im hinblick auf mögliches anderssein. Er bezeichnet gegenstände im horizont möglicher abwandlungen.

Wem es hier nicht klingelt - der hat keinen humor :)


Stichworte: Funktionale ausdifferenzierung führt zu systembildung

Hier eine kleine einführung:


https://www.youtube.com/watch?v=BzR4tGBfEGA
 
Ja nicht zu vergessen. „Elektrotechnik und Physik als Grundlage moderner elektronischer Musik.“ oder „ Objektive Wahrnehmung technischer Sachverhalte „ hab es im Tontechnik Studium verschlungen, Meisterwerke
 
PS: und um dem Thread doch ein bisschen Ernst zu geben. Systemtheorie muss sich selbstverständlich immer an allen realen Systemen überprüfen lassen können. Warum nicht Modularsysteme?!
 
weil die grundlagen bei einem modularsystem andere sind, es ist einfach kein solches system... wie die anderen... weil überwiegend unidirektional kommuniziert wird.:)

wer mal versucht hat aspekte davon in einem computerprogramm umzusetzen kennt das problem.

wobei es natürlich immer helfen kann, sich mit kybernetik auseinandergesetzt zu haben, um eine hübsche neue struktur zu finden, dinge zu gliedern usw.

aber mit "nachbauen" ist da nix. komplexe systeme zeichnen sich ja genau dadurch aus, dass sie so komplex sind, dass man sie nur noch modellieren kann.
 
Erst gestern hatte ich beim Bücherregal Sortieren "Tontechnik und Modular" von ihm und Stephan H. Pfürtner in der Hand.

luhmann hat ja vermutlich mehr bücher geschrieben als sonst irgendjemand, aber an das kann ich mich gar nicht erinnern.

ist das das, was er mit gotthilf fischer zusammen geschrieben hat?
 
  • HaHa
M.i.a.u.: oli
autopoiesis lässt sich noch "anwenden" oder "herstellen"; retrospektive eigenschaften eines systems dann beim bestem willen nicht mehr.

ich habe mal für jemand ein programm namens "niklas" (nicht zu verwechseln mit "nick name") gebaut, in dem wir versucht haben, das prinzip der kommunikation zwischen systemen erfahrbar zu machen; sich selbst modulierende effekte "reagieren" auf die "gesprächsinhalte" oder "fragen" des audio inputs.

technisch betrachtet ist das aber immer noch fucking linear alles. ;-)

http://laut8leise.de/files/niklas.jpg



...und in einem modulsystem bräuchtest du wohl hunderte von modulen dafür.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
PS: und um dem Thread doch ein bisschen Ernst zu geben. Systemtheorie muss sich selbstverständlich immer an allen realen Systemen überprüfen lassen können. Warum nicht Modularsysteme?!

Weil diejenige Systemtheorie, um die es hier geht, sich für Modularsysteme explizit für unzuständig erklärt:

GdG S. 11 schrieb:
Bei meiner Aufnahme in die 1969 gegründete Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld fand ich mich konfrontiert mit der Aufforderung, Forschungsprojekte zu benennen, an denen ich arbeite. Mein Projekt lautete damals und seitdem: Theorie der Gesellschaft; Laufzeit: 30 Jahre; Kosten: keine.

Eine Theorie sozialer Systeme sollte es sein, und wurde es. Außen vor mussten also bleiben: "Maschinen, Organismen, psychische Systeme" (SzS S. 16).

Damit könnte man die Sache natürlich für beendet erklären, aber wo würde da der Spaß bleiben?

Mein Zettelkasten weiß, dass unsere obige Ausgangsfrage mindestens in folgende Teil-Desiderata zerfällt:

* was ist das symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium innerhalb des Modularsystems? (Ockhams Rasierer würde "Spannung" nahelegen ...bleibt zu prüfen)

* Luhmann selbst schlägt vor, in der Musik seien das symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium die Töne (so wie im Wirtschaftssystem das Geld) -- was uns mal wieder vor die hinlänglich bekannte Frage führt, inwiefern wir dem gemeinen Modularsystem überhaupt mit Begriffen der "Musik" beikommen können...

* ist ein Modularsystem (wie es sich für ein jedes System gehört) strukturell geschlossen und kommunikativ offen?

* ist ein Modularsystem überhaupt ein "Musiksystem" (KdG S. 292), mithin ein Teilsystem des Kunstsystems, oder kann das weg?

* wie steht es aus systemtheoretischer Sicht mit dem (von Luhmann erst in seinem Spätwerk, angesichts seiner Beobachtung des für ihn bis dato ungeahnten Zustände in den brasilianischen Favelas entdeckten) Zusammenhang von sozialer Inklusion und Exklusion? (G&S Bd. 4) Gibt es, auch wenn das vielleicht etwas pietätlos wirkt, Individuen, mithin psychische Systeme, die sich -- durch ihre strukturelle Kopplung an modulare Systeme -- in den sozialen Systemen geradewegs von der Seite "Inklusion" auf die Seite der sozialen Exklusion katapultieren?
 
Eine Theorie sozialer Systeme sollte es sein, und wurde es. Außen vor mussten also bleiben: "Maschinen, Organismen, psychische Systeme" (SzS S. 16).

mit ausnahme des buches "systemtheorie" von 1981 hat sich der mann aber mit allen möglichen dingen beschäftigt, und vieles an der systemtheorie ist insofern interdisziplinär, als das man den begriff "gesellschaft" auch sehr erweitern oder gänzlich abstrahieren kann.

da gehört z.b. die ökonomie dazu (die beziehung der markteilnehmer untereinander), die flora und fauna (auch bei pflanzen gibt es wechselwirkungen und sogar kommunikation in form von berührungen oder düften), und mit ein bischen fantasie auch die astronomie.

die ebene "gesellschaft" ist am relevantesten, weil wir im regelfall ohnehin so denken und das soziale gefüge, in dem wir leben, auf andere dinge übertragen (server und client programm, den neuen pullover gassi führen, sterbender planet, die mutter aller synthesizer usw.)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • HaHa
M.i.a.u.: oli
Gibt es, auch wenn das vielleicht etwas pietätlos wirkt, Individuen, mithin psychische Systeme, die sich -- durch ihre strukturelle Kopplung an modulare Systeme -- in den sozialen Systemen geradewegs von der Seite "Inklusion" auf die Seite der sozialen Exklusion katapultieren?
Zumindest der Punkt steht außer Frage :D
 
Zettelkasten:

* CV/GAte
* Klang/Sound
* als organised Sound
* ja - ab dem zeitpunkt, wo ich es für geschossen erkläre (Postulat) - damit ein organ / Ja, ich könnte bewegungssensoren zur anwendung bringen - und es könnte genau anders aussehen, mit gleicher notwendigkeit (Kontingenz)

- Es gibt keine "geschlossenen systeme": Mein modularsystem ist ein teilsystem "Börse"
- Nach Luhmann wohl schon - aber diese missverstehen sich da verschiedene codes angewendet werden - trifft bei mir genau zu ;-)

* ja, ist ein teil des systems "musik", was ein teilsystem der wahrnehmung ist.
* wurde schon beantwortet


*was ist das symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium innerhalb des Modularsystems? (Ockhams Rasierer würde "Spannung" nahelegen ...bleibt zu prüfen)

* Luhmann selbst schlägt vor, in der Musik seien das symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium die Töne (so wie im Wirtschaftssystem das Geld) -- was uns mal wieder vor die hinlänglich bekannte Frage führt, inwiefern wir dem gemeinen Modularsystem überhaupt mit Begriffen der "Musik" beikommen können...

* ist ein Modularsystem (wie es sich für ein jedes System gehört) strukturell geschlossen und kommunikativ offen?

* ist ein Modularsystem überhaupt ein "Musiksystem" (KdG S. 292), mithin ein Teilsystem des Kunstsystems, oder kann das weg?

* wie steht es aus systemtheoretischer Sicht mit dem (von Luhmann erst in seinem Spätwerk, angesichts seiner Beobachtung des für ihn bis dato ungeahnten Zustände in den brasilianischen Favelas entdeckten) Zusammenhang von sozialer Inklusion und Exklusion? (G&S Bd. 4) Gibt es, auch wenn das vielleicht etwas pietätlos wirkt, Individuen, mithin psychische Systeme, die sich -- durch ihre strukturelle Kopplung an modulare Systeme -- in den sozialen Systemen geradewegs von der Seite "Inklusion" auf die Seite der sozialen Exklusion katapultieren?
 
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Eine beliebiges gedankensystem zu nehmen und das spielerisch über eine belliebige andere zu legen - ist allgemeine künstlerische praxis. Das haben uns ja die Situationisten gelehrt. - Es ergeben sich meisst erstaunliche und neue einsichten...

Auch mit den obrigen einwenden, finde ich das immernoch naheliegend.
Die systemtheorie könnte vielleicht auch ein licht darauf werfen, warum das thema "Modularsystem" so schwer zu händeln ist...

Entsprechende fachleute sind hier aufgerufen mitzumachen - anstatt sich damit vorzutun "kleine gedankenplänzchen" glattzubügeln...
 
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technisch betrachtet ist das aber immer noch fucking linear alles.
Ein modulatsystem ist das mit sicherheit nicht! - erst recht nicht das von BUCHLA.
Ausserdem kann CV "steuerung" als auch "klang" sein und "fliesst" in alle richtungen, in die ich einen "verbraucher" stelle.

Auch - warum soll es nicht nach Luhmann auch lineare systeme geben: Produktionsmaschinen sind das!

Das wichtigste merkmal eines systems scheint ja die "differenz" zu sein... Also habe ich, sobald ich meine module in einen rahmen stelle auch ein system geschaffen - oder nicht?
 
Zettelkasten:

Funktionssystem / Medium / Code / Programm

wirtschaft / geld / haben/nicht haben / markt
wissenschaft / wahrheit v wahr/unwahr v theorien
recht / recht / recht/unrecht v gesetze
politik / macht / unterlegen/überlegen / wahl


modularsystem / cv/gate / spannung / organised sound
 
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Zettelkasten:

Et al.(https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis)
Kriterien

Um ein autopoietisches System zu sein, muss eine Einheit die folgenden Merkmale erfüllen:


  • Sie hat erkennbare Grenzen.
  • Sie hat konstitutive Elemente und besteht aus Komponenten.
  • Die Relationen zwischen den Komponenten bestimmen die Eigenschaften des Gesamtsystems.
  • Die Komponenten, die die Grenze der Einheit darstellen, tun dies als Folge der Relationen und Interaktionen zwischen ihnen.
  • Die Komponenten werden produziert von Komponenten der Einheit selbst oder entstehen durch Transformation von externen Elementen durch interne Komponenten.
  • Alle übrigen Komponenten der Einheit werden ebenfalls so produziert oder sind anderweitig entstandene Elemente, die jedoch für die Produktion von Komponenten notwendig sind (operative Geschlossenheit).
 
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- Es gibt keine "geschlossenen systeme"

komisch nur, dass luhmann und förster, die die systemtheorie begründet haben, das anders sehen.

aber wahrscheinlich haben die einfach alle nur keine ahnung.

Das wichtigste merkmal eines systems scheint ja die "differenz" zu sein... Also habe ich, sobald ich meine module in einen rahmen stelle auch ein system geschaffen - oder nicht?

vermutlich is eher "oder nicht" die richtige antwort. :)

Das ist doch mal ne nette aussage!

das ist sozusagen der kern.

wäre es es nicht so, würde man der kybernetik nicht bedürfen und könnte stattdessen jedes ziel durch umlegen irgendwelcher schalter erreichen.

einen für die steigerung des bruttosozialprodukts, einen gegen gewalt, und einen für bessere musik.
 
man könnte die beziehung eines modularsynthesizers zu seinem benutzer spasseshalber als system einordnen, zumindesten wenn man, frei nach förster, den radikalen konstruktivismus zugrundelegt, der auch erlaubt, dass das gesamte system nur ein konstrukt ist.

denn in der fantasie des benutzers steht er ja in einer art persönlichen beziehung zu seinem werkzeug. (und wer hätte noch nicht seinen rechner angeschrien oder gegen sein auto getreten - dinge, die man normalweise nur mit verwandten oder polizisten macht, sie dann aber auf gegenstände überträgt, die man für personen hält.)

das lehne ich aber ab. ein künstler sollte vielmehr eine enge beziehung zu seinem werk haben, nicht zu seinem werkzeug.
 
Zettelkasten:

"... zentrale These lautet, dass soziale Systeme ausschließlich aus Kommunikation bestehen (nicht aus Subjekten, Akteuren, Individuen oder ähnlichem) und ..."

"...„Sinn“ ist für Luhmann ein Mechanismus zur Reduktion von Komplexität..."

"„Anschlussfähigkeit“ des Systems"

"Fortsetzungsapparate"

"Tatsächlich bezieht sie sich nur auf die von ihr nach ihren eigenen Gesetzen wahrgenommene innere Abbildung der Umwelt, also letztlich auf sich selbst. Diese Selbstbezüglichkeit, auch als Selbstreferenzialität oder Autoreferenzialität bezeichnet, betrachtet Luhmann als typisch für jede Kommunikation"

"Da diese Systeme jeweils nach eigenen Gesetzmäßigkeiten arbeiten, hält Luhmann Eingriffs- oder Steuerungsversuche eines Systems in ein anderes grundsätzlich für problematisch..."

"... Durch die immer wieder neu erfolgende Wiederaufnahme seiner Suche gelingt Robbe-Grillet mit seinem Gesamtwerk eine Einheit von Person, Autor und Werk durch eine Vielfalt, durch Wiederholung und Variation, durch seine wiederkehrenden Motive, durch Reinterpretation seines eigenen Schaffens und durch immer wieder neue Formen der Selbstkonstruktion. Der Autor lässt sich und sein Werk aus sich selbst heraus immer wieder neu entstehen, er betreibt Autopoiesis."

"... beschreibt Erika Fischer-Lichte die Aufführung als Feedbackschleife und spezifiziert diese „als selbstbezügliches, autopoietisches System mit prinzipiell offenem, nicht vorhersagbarem Ausgang, das sich durch Inszenierungsstrategien weder tatsächlich unterbrechen noch gezielt steuern lässt“"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
und kommunikation ist im eurorack unidirektional, selbst für den ausnahmefall feedbackschleife lässt sich das nachweisen. :)

was man mit musikinstrumenten modellieren kann, ist das prinzip, dass kommunikation empfangen und verarbeitet wird und dann zu neuer kommunikation führt.

der sequencer sendet trigger, der synth empfängt sie, interpretiert sie auch korrekt als befehl dafür, seine hüllkurve zu starten, hat dann aber kein bock drauf und entscheidet sich dafür, lieber männchen zu machen als sound auszugeben.

ist halt nur kein system, ist nur ein einzelaspekt.
 


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