Letzte Woche eingetroffener 37er-MK4 tritt hier aktuell gegen altbewährten 37er-MK3 an (der irgendwie-Goldstandard, den es zu knacken gilt für einen Versionsumstieg).
Erste Eindrücke (Reihenfolge ohne Wertung):
- Tastatur deutlich straffer, aber den alten hab ich jetzt auch zweieinhalb Jahre durchgerockt. Soweit unentschieden.
- Das neue Design gefällt (mehr Keilform, stylischere Knöppe) der fehlende halbe Zentimeter Tiefe gefällt auf diesem Tisch auch. Und ja, die Tastatur liegt höher an als beim alten. Umgewöhnung, definitiv, aber kein Beinbruch.
- Auch das Display gefällt. Zwar absolutes Mäusekino, braucht man aber kaum, wenn man das Gerät erst mal verstanden hat. Und im Gegensatz zum MK3 ist es dann kein dauerblauer Begleiter, sondern erlischt innert wenigen Sekunden.
- Die neuen Taster gefallen dann weniger. MK3-Taster funktionieren per Button Smash, bei den MK4ern muss man schon sehr präzise treffen und dann auch noch weit reinklicken – ähnlich wie beim Push, allerdings deutlich weniger wertig.
- Neues Layout auch mehr so semi-geil, auch nach zwei Wochen will ich die Tracks umschalten und launche ausversehen Scale und Chord Map. Oktavtaster gefallen an der Stelle zwar – haben aber dasselbe Problem aller anderen Taster; sie erfordern Präzision und Anstrengung. Und schnelles Transpose braucht jetzt beide Hände oder tut weh.
- Fehlender Device Lock - Taster! Kann ich für gewöhnlich mit leben, aber live in Jam-Situationen könnte es ärgerlich werden.
- Absolutes NoGo: die neuen Taster für up/down, Row-Launch und Function. Die sind zusätzlich zum präzisen treffen-müssen auch noch halb so breit wie früher. Und da wäre Platz gewesen!
- Apropos schmal: Das sind doch eigentlich dieselben Pads, wieso hab ich zwischen den Potis/Encodern plötzlich spürbar weniger Platz als noch beim MK3?
- Und ja, die Encoder. Viel zu fein aufgelöst im Ableton-Standard-Modus. Haben zwar eine Art "Beschleunigung" womit man notfalls schnell von 0 auf 127 kommt, aber für eine präzise Filterfahrt kurbelt man sich einen Wolf. Kann man (bisher) auch nicht umschalten (nur im Custom Mode zwischen 7 und 14 Bit und obs da hilft... noch offen. Ziemliche Scheisse das alles, weil eigentlich sind die Encoder DAS Killerargument für den Versionsumstieg. Und wie das bei Logic und vor allem Mainstage wird, kann ich noch nicht abschätzen.
- Und jetzt zum ersten Dealbreaker: Das MK4, dass in Ableton tadellos spielt, sendet in Logic kein Sustain. Keine Ahnung warum, hab so ziemlich alles probiert, was mir in den Kopf kam. Wenn sich mini und 61er ebenfalls so verhalten, ist die ganze Linie zumindest am Schreibtisch disqualifiziert.
- Dafür muss man für Logic kein komplett kaputtes Template mehr laden. Das Ding meldet sich selbstständig und funktioniert bislang vom Sustain-Bug(?) abgesehen weitgehend zufriedenstellend.
- In Ableton ist das Setup ab Anstöpseln (freier Slot bei den Devices vorab geschaffen vorausgesetzt) makellos. Dass das Gerät direkt mit dem Device-Modus (er wird hier mit "Plugin" bezeichnet) startet, wäre alleine schon fast den Umstieg wert.
- Die neue Bedienlogik ist dagegen n zweischneidiges Schwert. Die neuen Poti-Up/Down-Taster? Für Makros; geil. Dass der Mixer zusammengelegt wurde und jetzt Volume und Pan regelt; okay, braucht halt Umgewöhnung. Für Sends; definitiv besser als die A/B - Lösung der MK3s, die ab 3 Sends schlicht nicht mehr ansteuern konnte. Die Transportsteuerung; existiert, ich versuch mich reinzufinden. Trotzdem bleibt die Frage offen; war das der Wegfall von Device Control & - Lock wirklich wert?
So weit, so mühsam umzustellen. Man kehrt für Fleissarbeit auch etwas mehr zum 3er zurück, als man es sich ursprünglich erhofft hat, was auch am Logic-Sustain-Bug(?) liegt. Die erste Feuerprobe (Mainstage, live) steht noch aus, hier kommt es für die Encoder ohne Gegenprotokoll dann zum Härtetest. Entweder sie liefern out of the box, oder sie liefern nicht und agieren wie ultralangsame Potis, auf interne Standalone-Logik gestützt. Die nächste Woche wird es zeigen.
Desweiteren sind jetzt auch MK3-Mini und MK4-61er unterwegs, dann tritt das Sextett zum grossen Gegenvergleich an. Gut möglich, dass dann die MK4 bereits wieder hier im Flohmarkt stehen (die Signatur ist insofern als Vorbereitung zu verstehen), denn Stand jetzt gibt es sowohl beim Mini (USB-C statt B, Encoder statt Potis, für Logic/Mainstage ggf. der Dealbreak) als auch beim 61er (semi-weighted Keys, komplett umgedrehtes Bedienfeld) ein paar wesentlich grössere und im Detail ggf. matchentscheidende Unterschiede zwischen den Generationen als noch bei den relativ identischen 37ern.
Ich werde berichten. Und ggf. schon mal ein MK3-61 bunkern, weil eine Alternative sehe ich aktuell nirgends, ausser ich schmeisse meinen Workflow komplett um. Worauf ich einerseits Bock habe nach etwas mehr als vier Jahren, aber irgendwie weder einen Anhaltspunkt noch finanziell das Polster dafür.