neben einer Bahnstrecke mit Oberleitung Gitarre spielen

Progressive Anarchists

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Hallo,

wir haben das dumme Pech, dass sich unser Studio direkt neben einer elektrifizierten Bahnstrecke befindet und sich eine E-Gitarre kaum spielen lässt, ohne dass im Hintergrund ein penetrantes Störgeräusch zu hören ist. Mit den entsprechenden Pickup-Einstellungen bekommt man das zwar einigermaßen weg, aber das schränkt auch den Klang der Gitarre sehr ein.

Weiss jemand, ob es irgendwelche Filter (ggf. als Plugin gibt), die darauf ausgelegt sind, diese Störgeräusche zu filtern?

Unser aktueller Workaround ist es, mit einem hexaphonischen Pickup die Gitarren-Simulation des Roland GR-55 zu nutzen, aber vielleicht gibt es ja auch etwas weniger künstliches.
 
Üblicherweise sind das Magnetfelder die stören, und die bekommt man nur mit MU-Metall weg. Das kann man für Raumabschirmung aber nicht bezahlen.
 
Gehe ich recht in der Annahme, dass das Problem nur bei Single-Coil-Pickups auftritt? Dafür gibt es dann natürlich diverse Lösungsmöglichkeiten, die aber alle mit klanglichen Einbußen verbunden sind. Das Einfachste wäre, Gitarren mit Humbuckern oder Noiseless-Single-Coils zu verwenden. Da gibt es diverse Lösungen von Kinman (Noiseless-Single-Coils) oder TV Jones (seriell verschaltete Humbucker), die einem Single-Coil-Sound nahekommen, aber eben das typische Brummen unterdrücken.
 
Bist du sicher das die Bahnstrecke das Problem ist?

Mein Studio ist so 40m entfernt von einer Bahnlinie. Bei mir ist das kein Problem, jedenfalls nicht von der Bahnlinie.

Ich muss hier eher aufpassen das ich nicht zu nahe am Computer oder sonst von einem Gerät sitze. Vielleicht ist das ja gleich bei dir?
 
Danke für die Antworten erst einmal.

Zunächst sei gesagt, dass sich die Bahnstrecke direkt neben dem Haus befindet. Da ist nur ein kleiner Garten dazwischen, d.h. < 20m bis zur Oberleitung.

Ob sich ein geeigneter Faradayscher Käfig mit realistischem Aufwand umsetzen lässt, weiss ich nicht. Die Störgeräusche gibt es im Keller des Gebäudes immernoch - mit mehreren Wänden dazwischen. Mit dem gleichen Equipment wo ganz anders jedoch nicht.

Was Humbucker betrifft, waren wir auch schon kurz davor, dass einmal mit einer Gitarre auszuprobieren und waren deswegen auch schon in einem sehr bekannten Musikgeschäft in der Umgebung. Dort hat uns der Verkäufer die Idee mit den Humbuckern ganz schnell ausgeredet und gemeint, dass man mit Humbuckern zwar diese Störung nicht mehr hätte, die Gitarre aber auch dann einfach nicht mehr gut klingen würde. Er meinte, dass die praktiziere Lösung (mit einem Roland GR-55 + GK-3 Pickup das Signal einer anderen Gitarre zu simulieren) die bessere Lösung sei.

Ich habe mal eine Aufnahme des Geräusches als WAV gespeichert (http://www.progressive-anarchists.org/stoerung.wav). Der Ton verändert sich je nach dem, wie die Gitarre gehalten wird - direkt von der Gitarre in die Soundkarte rein.
 
Das Humbucker bzw. Noiseless Pickups nicht klingen, kann ich nicht bestätigen. Dein Störsignal klingt fies nach MODEM. Schicken die Kumpels von der Bahn Steuersignale über die Oberleitung?

Machen das andere Single Coil Gitarren und Bässe auch, oder nur die eine bestimmte Gitarre?
 
Was Humbucker betrifft, waren wir auch schon kurz davor, dass einmal mit einer Gitarre auszuprobieren und waren deswegen auch schon in einem sehr bekannten Musikgeschäft in der Umgebung. Dort hat uns der Verkäufer die Idee mit den Humbuckern ganz schnell ausgeredet und gemeint, dass man mit Humbuckern zwar diese Störung nicht mehr hätte, die Gitarre aber auch dann einfach nicht mehr gut klingen würde. Er meinte, dass die praktiziere Lösung (mit einem Roland GR-55 + GK-3 Pickup das Signal einer anderen Gitarre zu simulieren) die bessere Lösung sei.

Humbucker klingen anders als Single-Coils, ja. Aber es gibt Single-Coils mit einer zweiten-Dummy-Spule, die die Wirkung eines Humbuckers erzeugt, selbst aber nicht mitklingt, solche Pickups bezeichnet man als Noiseless-Single-Coils. Die bekanntesten sind von Kinman, es gibt aber auch billigere:
https://www.thomann.de/de/kinman.ht...ppdNYYkgqB2avK9xNK7-acrOU_6_Qy8caAjk9EALw_wcB

Dann gibt es Humbucker, die zwar wie herkömmliche Humbucker aussehen, aber nicht so klingen, da sie anders als z. B. gängige Gibson-PAF-Humbucker intern nicht parallel sondern seriell verschaltet sind, hierzu gehören z. B. alle Gretsch und TV Jones Humbucker:
https://www.thomann.de/de/tv_jones....Mpgf8cyIM7tf1KBV7M1RN_65QX-0E8_4aAstnEALw_wcB

Die Lösung mit dem Roland-Gitarrensynthesizer ist so, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Von Latenzen abgesehen und der Tatsache, dass Ihr damit nun wirklich vollkommen andere Klänge erhaltet - nur nicht mehr den von der gewählten Gitarre.

Im Übrigen kann man es zur Not auch erst einmal mit einem altbewährten auf Gitarristen zugeschnittenen Noise-Gate versuchen:
https://www.thomann.de/de/boss_ns2_...9CKGlATXeAsUvaPAO0dbQ4lwZeey2XosaAiByEALw_wcB
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gerade den wikipedia Artikel überflogen, die Chancen, dass das Problem von der Bahn Trasse kommt sind relativ hoch. --> siehe magnetische und induktive Zugbeeinflussung und anderer massiv auftretender Unbill.

Ich würde definitiv mal Humbucker Pickups checken...
 
Machen das andere Single Coil Gitarren und Bässe auch, oder nur die eine bestimmte Gitarre?

Was wir hier haben (3 Gitarren und ein Bass) macht diese Probleme. Alles Single Coil Kram.

Die Lösung mit dem Roland-Gitarrensynthesizer ist so, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Von Latenzen abgesehen und der Tatsache, dass Ihr damit nun wirklich vollkommen andere Klänge erhaltet - nur nicht mehr den von der gewählten Gitarre.

Den haben wir uns auch eher zugelegt, um Synthesizer mit der Gitarre einzuspielen. Die Gitarren-Simulation in dem Gerät ist halt als Workaround ein willkommenes Nebenfeature, bis uns etwas Besseres eingefallen ist.


Nichtsdestotrotz - vielleicht sollten wir Humbuckern doch noch mal eine Chance geben.
 
...in einem sehr bekannten Musikgeschäft in der Umgebung. Dort hat uns der Verkäufer die Idee mit den Humbuckern ganz schnell ausgeredet und gemeint, dass man mit Humbuckern zwar diese Störung nicht mehr hätte, die Gitarre aber auch dann einfach nicht mehr gut klingen würde. Er meinte, dass die praktiziere Lösung (mit einem Roland GR-55 + GK-3 Pickup das Signal einer anderen Gitarre zu simulieren) die bessere Lösung sei.

ja der nächste glaubenskrieg - analog vs. digital / hardware vs. software / single coil vs. humbucker

keine ahnung was das für typ war aber die aussage ist an sich ja ein witz.

natürlich klingen single coils anders und haben mehr dynamik - es soll aber sehr viele menschen geben - wie z.b. mich - die dennoch lieber humbucker spielen und gerade deren klangcharakteristik bevorzugen.

und dass der verkäufer auch noch die chuzpe besitzt zu behaupten es wäre - wo es doch angeblich um den klang geht - besser einen gitarrensynth zu spielen, also das wäre so als würde man im feinkostladen erklären dass parma schinken doch schrecklich schmeckt im vergleich zu spanischem serrano - aber man im konkreten fall zu spam dosenfleisch raten würde. :harhar:



und ja, ich habe auch gitarren mit single coils ;-)
 
Üblicherweise sind das Magnetfelder die stören, und die bekommt man nur mit MU-Metall weg. Das kann man für Raumabschirmung aber nicht bezahlen.

Hochinteressantes Thema!

Hat mich neugierig gemacht und ich hab mal ein wenig gesucht und bin zu einer sachlich brauchbar scheinenden FAQ-Sektion eines Händlers gekommen:
https://www.sekels.de/magnetische-abschirmungen/faq-zum-thema-magnetische-abschirmungen

Konkret heißt es darin:
Ich möchte meine Wohnung magnetisch abschirmen. Geht das?


Natürlich kann man auch Wohnungen mit einer Abschirmung versehen. Dabei steht jedoch die Frage im Mittelpunkt, was mit der Abschirmung bezweckt wird. Magnetische Felder wirksam und um mehrere Größenordnungen abzuschirmen erfordert einen geschlossen abgeschirmten Raum, bei dem selbst Spalte einer Türöffnung ein Problem darstellen, von durchsichtigen Fenstern ganz zu schweigen. Eine an die Wand genagelte Platte jedenfalls wird hier wenig bis gar nichts helfen. (Warum das so ist wird in den Sektionen „Warum sollten magnetische Abschirmungen geschlossen sein“ und „Was sind Streufelder“ erklärt.)

Es ist definitiv technisch möglich, einen Raum so abzuschirmen, dass das Magnetfeld beispielsweise um eine, drei oder sechs Größenordnungen heruntergeht. Die Kosten einer solchen Schirmung sind jedoch nicht zu vernachlässigen und werden (je nach Größe und Aufwand) im 4-5-stelligen Eurobereich (für einfache Abschirmungen) liegen und bei wirklich guten Abschirmungen leicht in den Millionenbereich gehen.

Ferner kommt man zu dem Schluss, dass "auf genug Abstand" gehen wohl die günstigste Methode ist, um magnetischen Störeinflüssen Herr zu werden.
 
Ich kenne auch einen Proberaum, da ist die Bahnstrecke direkt nebenan. Die Gitarristen und der Bassist haben auch Probleme, es könnte aber auch die LED Beleuchtung sein, im Nebenraum ist das Problem aber wohl nicht so, obwohl da auch die selben Lampen sind und die Bahnstrecke genauso nah ist.
 
Das ist ein Interessantes Thema!
Wir haben hier eine (Strassen)bahn direkt vor der Haustüre. Zur Oberleitung sind es von meinem Fenster aus höchstens 10 Meter. Ich könnte allerdings jetzt nicht sagen das ich hier mehr oder weniger Störeinflüsse dadurch hätte als in der Wohnung davor wo keine Oberleitungen da waren. Allerdings weiss ich auch nicht wie stark die Spannung hier ist. Ich vermute mal das die Bahn mit höhrer Volt Zahl arbeitet oder?
 
Tram in Deutschland fährt mit Gleichstrom, ca. 750 V, Eisenbahn mit Wechselstrom.
 
So, nachdem das Thema ja auf ein wenig Interesse gestoßen ist, möchte ich den Fred hier mal wieder aufwärmen, den mein Studio-Kollege gestartet hat.

Wir wohnen immer noch an der S-Bahn. Ich hab mittlerweile so ziemlich alles probiert. Humbucker beheben das Problem nicht. Die Störung wird etwas leiser, ist aber immer noch da. Aktive EMGs bringen keine Veränderung (hab extra mal welche gekauft, und gleich wieder zurückgeschickt).
Es gibt bei meinem Fender Bass VI eine Pickupkombination, die ruhig ist (Hals + Mitte), alle anderen weisen das Störsignal auf. Die Signalstärke ist abhängig vom Winkel, den man mit der Gitarre zur Leitung einnimmt. Der leise Winkelbereich ist aber nicht besonders groß, und somit auch nur schwer auf Dauer einzuhalten.

Hier mal ein paar Messungen mit dem Oszilloskop:

1. Hals Single Coil Bass VI:

55008

2. Hals + Mitte Single Coil Bass VI (das ist fast nicht zu hören):

55009

3. Steg Humbucker BassVI (weniger, aber immer noch störend):

55010

Ich hab mal versucht, wie weit man sich von der Oberleitung weg bewegen müsste, bis das Signal auf einen erträglichen Level gesunken ist (Ja, ich bin mit Gitarre und Kopfhörer mal spazieren gegangen). Auf freier Strecke läuft man da schon ein paar hundert Meter, ist also schon ein massives Feld.

Die Oszibilder geben auch nicht alles wieder. Es scheinen hier mehrere Frequenzen übereinander zu liegen. Hier scheint es sowohl AM als auch FM Modulation zu geben. Was macht die Bahn da eigentlich?? Komischerweise scheint sich kein einziges anderes Audiogerät davon beeindrucken zu lassen, nur die Gitarren, die mittlerweile nach allen Regeln der Kunst abgeschirmt wurden. Bei der nächsten Wohnungsbesichtigung kommt auf jeden Fall die Gitarre mit.

Hat noch jemand ne Idee was man probieren kann ?
 
Die Signalstärke ist abhängig vom Winkel, den man mit der Gitarre zur Leitung einnimmt. Der leise Winkelbereich ist aber nicht besonders groß, und somit auch nur schwer auf Dauer einzuhalten.

Das Problem mit dem Winkel zu Störungsquellen hat man ja auch ohne Bahn oder Kraftwerk neben der Haustüre.

Wenn man solche Antennen zum Musizieren nimmt ist das einfach so.

Witzig dass du das geschrieben hast denn beim überfliegen des Thredas - ich hatte erst gar nicht gemerkt, dass der alt ist - wollte ich das empfehlen.

Ich würde als:

1: den besten Winkel finden und die Musiker veranlassen sich daran zu halten.

2: iZotpe RX kaufen und vor den jeweiligen Aufnahem immer etwas Leersignal aufnehmen und das dann über den Denoiser entfernen.

Ich habe mir die Software auch primär dafür gekauft und bin sehr zufrieden damit wie diese die Noiseprofile aus dem Material nimmt.

Allerdings fordert auch das Disziplin der Musiker - wenn die rumwirbeln dann ändert sich ja das Störsignal und wird dann eben nicht effektiv entfernt.

3: Banal aber effektiv: sucht euch doch einen anderen Proberaum - ich würde sowieso nicht gern in so einem induktiv belasteten Umfeld sein wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So war das früher auch mit Röhrenbildschirmen und Single Coils. Brummte wie Sau, bis man den Bildschirm ausknipste. Flachbildschirme waren da ein willkommener Segen. Dadurch waren die heftigen Magnetfelder direkt weg.

Das ist bei der Bahnlinie ja leider nicht abschaltbar. Oberleitungen streuen extrem.

Wie sieht es denn damit aus, diese gezielten Aufnahmen ganz woanders zu machen und hinterher im Studio reinzumischen? Wenn man beispielsweise alles auf einem Looper aufnimmt, kann man im Studio die Verstärkeraufnahmen machen, indem man die Loops durch den dort vorhandenen Verstärker jagt. Das geht dann ohne Brummen seitens der Tonabnehmer.
 
Flachbildschirme waren da ein willkommener Segen. Dadurch waren die heftigen Magnetfelder direkt weg.

Das kann ich aus dem Studioalltag nicht bestätigen - es wird eventuell deutlich weniger sein als bei Röhrengeräten, aber dennoch ist der Effekt absolut deutlich sobald man higain Signale fährt.

Da macht bei mir - bei single Coils - eine halbe Drehung zur Quelle schon mal gefühlte 15 Db unterschied.
 
Hallo,

wir haben das dumme Pech, dass sich unser Studio direkt neben einer elektrifizierten Bahnstrecke befindet und sich eine E-Gitarre kaum spielen lässt, ohne dass im Hintergrund ein penetrantes Störgeräusch zu hören ist. Mit den entsprechenden Pickup-Einstellungen bekommt man das zwar einigermaßen weg, aber das schränkt auch den Klang der Gitarre sehr ein.

Weiss jemand, ob es irgendwelche Filter (ggf. als Plugin gibt), die darauf ausgelegt sind, diese Störgeräusche zu filtern?

Unser aktueller Workaround ist es, mit einem hexaphonischen Pickup die Gitarren-Simulation des Roland GR-55 zu nutzen, aber vielleicht gibt es ja auch etwas weniger künstliches.
Du hast das Problem das Du nicht 50Hz sondern 16 2/3Hz als Einstreuung hast, falls es nicht die Deutsche Bahn, sondern eine Stadtbahn ist kann es noch mal ein anderes System sein.
 
Nach jahrelangem arbeiten in ner Veranstaltungsstätte die direkt an nem bahnhof lag und eigenem Proberaum der auch an einem (anderen) Bahnhof lag kann ich wohl oder übel nur sagen das ihr entweder den Proberaum wechseln müsst, oder halt damit Leben müsst.

Könnt ihr vll mal die störgeräusche aufnehmen, einmal mit gleichzeitigem spielen der Gitarre, einmal ohne?

Erfahrungsgemäß überbewerten viele Gitarristen nämlich diese Geräusche welche spätestens im Mix oftmals völlig untergehen.
 
Ich kann mir die Intensität der Störgeräusche auch ohne Klangbeispiel gut vorstellen. Diese Art von Brummen/Dröhnen geht im Mix eher nicht unter.
 


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