Peter Uertz schrieb:
These: Überraschend viele progressive musiker haben ihre konzepte aus der bildenden kunst bezogen! (...) Musiker die mir spontan einfallen sind: (...) MICK JAGGER (...)
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Das mag ja alles sein, doch dürfte Mike Jaeger auch einige Anregungen vom Blues des afrikanischstämmigen US-Amerikaners erhalten haben. Wobei, da geht's ja um Musik, nicht ums Konzept? Tut mir leid, ich verstehe überhaupt nicht, was Du uns sagen willst. Vielleicht könntest Du deine beabsichtigte Kernaussage mal etwas allgemeinverständlicher ausführen?
Ob der Musikschaffende durch Duchamps Prunzbecken, eine Folge der "Lindensrasse" oder seine Kindheitserinnerungen an die Apfelernte im Alten Land inspiriert wurde ist einem schlichten Gemüt wie mir jedenfalls bei der Beurteilung der durch die Inspiration geschaffenen Musik egal.
Peter Uertz schrieb:
Aber viele, wenn sie was kunst hören, erstarren in erfurcht und müssen dann erstmal reflexartig mit eiern werfen...
Habe nicht den Eindruck, dass dem so ist. Vielleicht haben aber einige (inkl. mir) den Eindruck, dass in der "Kunstszene" Wichtigtuerei und Banalitäten-Hypes durchaus schonmal vorkommen können.
![Wink ;-) ;-)](/synthesizer/styles/oldsmilies/icon_wink.gif)
Das ist natürlich auch in anderen Bereichen so (Politik, Pop usw.), wenn dort auch das Gewand in dem die Distionktionshuberei daherkommt ein anderes ist. (
http://www.amazon.de/Die-feinen-Untersc ... 040&sr=8-1).
Früher (ja, früher!), war ich noch geneigt zu glauben, dass ich einfach ein stumpfer Kulturbanause bin, der nicht in der Lage ist das Genie zu erkennen, das nötig ist, um einen Haufen vollgerotzter Taschentücher zum Kunstwerk zu erklären. Heute lautet meine Reaktion eher: "Potztausend. Was für ein Heckmeck"! Interessiert mich einfach nicht mehr. Einer Bekannten (die sich im Gegensatz zu mir mit Kunst tatsächlich auskennt) geht es da ähnlich: Als sie im Laufe ihres Kunstgeschichtsstudiums einige aktuelle Künstler kennenlernte war das durchaus augenöffnend i.d.S., dass sich herausstellte, dass die Herren Künstler des öfteren herzlich wenig gehaltvolles über ihre Kunst auszusagen wissen. Das erledigen dann Management, Kritiker, Galerien. Damit sage ich keineswegs: Zeitgenöss. Kunst ist Quatsch. Nur leider kann ich nicht beurteilen, was Quatsch ist und was Kunst. Das Problem: Viele Fachleute könnens wohl auch nicht mehr so recht. Wie denn auch, wenn jedes Pissbecken zum Kunstwerk erklärt werden kann? Und so kreist der inner circle immer schön um sich selbst, die Restbevölkerung schweigt brav, weil sie ja weiss, dass sie nix kapiert oder einfach weil es nicht von Interesse ist, was in der Kunstwelt da mal wieder "verhandelt" wird. Ist auch ne Kunst, sich gesellschaftlich so ins Abseits zu schiessen. Naja, bei Pop kommt die Kohle über massenhafte Kleinbeträge, bei der Kunst von wenigen großen Vermögen. Unterschiedliches Geschäftsmodell.
Und was das Pissoir angeht: War damals sicher ein Kracher, aber was sollte danach noch kommen? Das ist doch im Grunde der Endpunkt der "Erweiterung" des Kunstbegriffs (auch wenn danach natürlich noch fröhlich weitererweitert wude). Genau wie diese Stille-Nummer bei Cage. Nur, wohin soll es führen? Genau, nirgendwo hin. Glasperlenspiel. Gedankenspielerei. War sicher gut und wichtig, dass das mal jemand gemacht hat (ernsthaft!), aber jetzt ist alles befreit, dekonstruiert und was weiss ich. Die Möglichkeiten sind ins Unermessliche ausgedehnt, alle Novelty-Gags sind abgefrühstückt, keine bleischwere Tradition sitzt einem im Nacken, von der man sich emanzipieren müsste; jetzt heisst es: "Entdecke die Möglichkeiten". Das ist aber nicht einfach. Oder man erklärt halt wie Hurst kurzerhand das Geschäftemachen zur eigentlichen Kunst. Uiuiui, wie provokativ! Das haben P.I.L. aber auch schon gemacht, und zwar wesentlich unterhaltsamer. "Big Business is very wise"...