Live Performance - Muster beim tweaken einhalten nötig?

Christoph1972

Subharmoniconized
Hallo Leute,

ich übe aktuell das "live" Performen. Wenn ich mir meine Aufnahmen anhöre, fällt mir direkt auf, dass die Performance unstrukturiert daherkommt, weil ich Elemente nach Gefühl einblende und wieder herausnehme, oder droppe. Ich würde gerne ganz strukturiert alle 4 oder 8 Bars etwas geschehen lassen, so wie man das (möglicherweise) mit einer DAW machen würde. Da meine DAW für die Aufnahme mitläuft, habe ich leere MIDI Clips farblich eingezeichnet, leider ist mir der Monitor zu weit aus dem Blickfeld und damit ist die Lösung nicht praktikabel. Dann hatte ich auch die Idee, bei meinem TR-8S die Variationen zu chainen, dann hätte ich immer nach D 0der H etwas tweaken können. Da ich aber Steps während der Performance eingebe, ist diese Option leider auch ungeeignet. Dabei wäre die Lösung perfekt gewesen, mitten im Geschehen und einfach vorhanden.

Ist es überhaupt notwendig, dass ich so strukturiert spiele, oder reicht es für den Zuhörer, wenn etwas nach x Bars und dann immer nach dem 16 Step passiert? Mich stört es irgendwie, dass ich da kein festes Muster einhalten kann. Vielleicht ist meine Wahrnehmung auch zu kritisch, bzw. DAW verwöhnt??


Wie könnte ich so etwas noch realisieren? Gibt es da eventuell fertige MIDI Hardware, die genau das visualisiert.


*Die Frage hätte ich auch genauso gut in "Musiktheorie" posten können, aber ich lasse die mal hier, da ich es ja schon mit Hard- und Software versucht habe. :)
 
Ehe Du nach einer technischen Lösung zur Visualisierung suchst, würde ich eine Frage davor schalten:
Warum glaubst Du denn, derlei "feste Muster" zu brauchen und "strukturiert alle 4 oder 8 Bars etwas geschehen lassen" zu müssen?
 
Ich finde es nicht unbedingt nötig, streng ein 8- oder 16-Takte Raster einzuhalten. Letztendlich hat man das auch im Gefühl, wenn es Zeit für ein Break oder eine Veränderung wird.
Obwohl ich ausschließlich "offline" mit DAW arbeite, verlasse ich immer öfter bewusst dieses typische Raster, weil das die Sache auch interessanter macht. Allein ab und zu einen 1- oder 2 Takte langen Break einzufügen, kann einen Track schon auflockern (und das ist eigentlich schon ziemlich konservativ).

Hardwaremäßig habe ich bei dem Thema leider keinen Tipp, aber könntest du dir nicht mit einem kleinen Spiegel das Bild vom Monitor wieder ins Blickfeld holen?
 
Zu Deiner Frage nach Hardware: https://centrevillage.net/products/15

Hammer Teil. Ist auch eine sehr stabile Master Clock.

Ist es nötig? Jein. Immer exakt nach Diskoschema wirkt auf den etwas geübten Zuhörer/Tänzer schnell langweilig. Aber eine gewisse Vorhersehbarkeit finde ich hilfreich. Auch hilft es im Zweifelsfall das Breaks nicht zu früh kommen und die Audienz keinen Flow entwickeln kann.

Zu guter letzt ist das Diskoschema für DJs hilfreich um das mixen zu vereinfachen. Gute DJs brauchen das nicht zwingend aber es hilft trotzdem.
 
Ist es überhaupt notwendig, dass ich so strukturiert spiele, oder reicht es für den Zuhörer, wenn etwas nach x Bars und dann immer nach dem 16 Step passiert? Mich stört es irgendwie, dass ich da kein festes Muster einhalten kann. Vielleicht ist meine Wahrnehmung auch zu kritisch, bzw. DAW verwöhnt??

Popmusik mit Funktionsabsicht würde dir aufs Dach steigen, daneben gibts eine Clubgängerschaft, Marke "angeballert aber luzid genug", die deutlich merkt, wenn was im Flow nicht mehr stimmt (aber nicht was).

Ab einem gewissen Punkt ist es dann egal, da bezeichnet man sich entweder selbst als Jazz IDM, oder die anderen tun es.




EDIT: Crosspost mit Noir, der hat's mal wieder in weniger Worten besser formuliert.
 
ich finde man braucht schon eine Struktur... wenn man nur ziellos irgendwas rumschraubt wird das schnell langweilig. Das kommt natürlich auch auf den Kontext an ... ich hab mal im Rahmen einer Kunstaustellung mit anderen Musikern gejammed, da war ein Aufbau völlig egal.. sogar unerwünscht.

Aber wenn du ein set für ein tanzwilliges Publikum spielst wäre ein bisschen Struktur schon gut. Aber sicher nicht ein starres Muster.. nach 32 Bars kommt der Break für 4 Bars und dann der 1 Bar snareroll
Meines Erachtens hilft da ein bisschen Übung und ein timer .. sowas was noir da gepostet hat stelle ich mir praktisch vor
 
Meines Erachtens hilft da ein bisschen Übung und ein timer .. sowas was noir da gepostet hat stelle ich mir praktisch vor

Das erfahrungsgemäss beste ist entweder selbst Schlagzeug zu spielen oder ein paar mal mit einem (guten!) Schlagzeuger zusammenzuspielen. Nach einer gewissen Zeit entwickelt man dann das Gefühl für Breaks, wo sie hingehören, wo sie nicht hingehören aber man sie definitiv mal hinpflanzen darf, und wo weder noch.
 
Das "Problem" ist bekannt. Tatsächlich ist es aber nicht wirklich eines.

Gabi Delgado hat mal in einem Interview erzählt, dass er seine Trackgliederung nie nach Taktanzahl macht, sondern immer nur nach Gefühl. Wenn dann ein Buildup erst nach siebzehn Takten endet, dann ist das halt so. Es muss für sein Gefühl passen.

Wir habe das bei ambioSonics bei einem Track mal tatsächlich ausprobiert, und einen Woodblock-Zähler auf die eins des ersten Takt, die eins des dritten Takts und dann im vierten Takt auf alle vier Viertel schlagen lassen. Bedingung war, dass jeder von uns vieren alle vier Takte etwas ändert (und wenn es nur mal das Decay eines Sequenzersounds anders einstellen war):

Das funktionierte schon, aber ein bisschen gequält ist es doch. Normalerweise machen wir Änderungen oder Entwicklungen nach Gefühl. Es passiert dann aber oft, dass man irgendein Element, zB Hihat oder eine Sequenz, dauernd laufen lässt und, weil man mit was anderem beschäftigt ist, nicht merkt, dass dieses Element seit zwei Minuten nur noch nervt. Wenn es da irgendeinen "Erinnerungs-Mechanismus" gäbe, wäre das nicht schlecht.

Ich hab in meinem Clock-Divider-Modul einen dezidierten Ausgang, der nach 1, 2 oder 4 Takten einen Trigger ausgibt (Buchse "Beat1). Den habe ich ursprünglich für eine Pause/Continue/Restart-Funktion eingebaut, aber mittlerweile denke ich drüber nach, daraus auch eine Art "Part-Alert" draus zu machen. Vielleicht auch als separates Modul.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ehe Du nach einer technischen Lösung zur Visualisierung suchst, würde ich eine Frage davor schalten:
Warum glaubst Du denn, derlei "feste Muster" zu brauchen und "strukturiert alle 4 oder 8 Bars etwas geschehen lassen" zu müssen?

Ich hatte ja geschrieben: fällt mir direkt auf, dass die Performance unstrukturiert daherkommt, weil ich Elemente nach Gefühl einblende und wieder herausnehme, oder droppe.

Vermutlich habe ich einfach zu kritisch hingehört, bzw. sind meine Ohren noch im DAW Mode. :)

Zu Deiner Frage nach Hardware: https://centrevillage.net/products/15

Hammer Teil. Ist auch eine sehr stabile Master Clock.

Danke für den Link, das sieht interessant aus. Aber ich lasse das erst mal und werde bei Gelegenheit (Techno-Battle) was im Forum posten, dann gibt es ja Feedback zu meinem Zeitgefühl. :D

Vielen Dank für eure Antworten, die haben mir sehr geholfen.
 
Ich hab in meinem Clock-Divider-Modul einen dezidierten Ausgang, der nach 1, 2 oder 4 Takten einen Trigger ausgibt (Buchse "Beat1). Den habe ich ursprünglich für eine Pause/Continue/Restart-Funktion eingebaut, aber mittlerweile denke ich drüber nach, daraus auch eine Art "Part-Alert" draus zu machen. Vielleicht auch als separates Modul.

Ich habe den Hexinverter von Mutand Brain, das sollte damit genauso funktionieren. Wie soll der "Part-Alert" funktionieren? Das kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen.
 
Ich hatte ja geschrieben: fällt mir direkt auf, dass die Performance unstrukturiert daherkommt, weil ich Elemente nach Gefühl einblende und wieder herausnehme, oder droppe.

Vermutlich habe ich einfach zu kritisch hingehört, bzw. sind meine Ohren noch im DAW Mode. :)
Das mit den "Ohren im DAW Mode" könnte sein – denn dem eigenen Gefühl zu folgen, ist ja eigentlich etwas Gutes. Und gerade im Live-Kontext kann es ja sinnvoller sein, auf die Reaktionen der Zuhörerschaft zu achten, als (ich übertreibe jetzt etwas) stur einem 8-Take-Schema zu folgen.

EDIT
Was bedeutet für es denn für Dich, dass Deine "Performance unstrukturiert daherkommt"? Für diesen Eindruck kann es ja mehrere Ursachen geben, die sich nicht notwendigerweise durch das Einhalten eines achttaktigen Schemas beseitigen lassen – so könnte es sein, dass zu viele Veränderungen zu rasch aufeinander folgen (weil man meint, das Publikum langweile sich sonst), oder dass Motive/Pattern ohne Wiederholung aufeinander folgen (weil man meint, stets etwas Neues bringen zu müssen).
 
Zuletzt bearbeitet:
ich spiele seit 4 Jahren live in (Techno) Clubs in Asien und hab seit June 2021 die TR8s im „Zentrum“ meines LiveSet im Einsatz. General achte ich auf die üblichen Taktmuster, doch im Endeffekt läuft es auf ein improvisiertes Muster hinaus, nach wieviel Takten das Publikum „was neues“ will. Von 4/4 zu Breaks, Build up‘s mit Snare Fills (gerne live über die TR8s Tap Funktion eingespielt).

Meiner Meinung nach viel wichtiger ist es
1. Dein Gear zu kennen
2. Das Publikum zu verstehen und „zu lesen“
=> Danach nach der Situation die Takte live anzupassen und zu tweaken.

Ich spiele mittlerweile Live ohne vorbereitetes Set, sondern lass mich mit dem Publikum gehen und improvisiere mehr und mehr -> vorausgesetzt, du kennst dein Gear, was du im Einsatz hast
(bei mir TR8s, Digitone (poly), BassStation (mono) und Octatrack)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was auch wirklich hilft wenn man Tanzmusik produzieren will: tanzen gehen, vor allem da wo ähnliche Musik gespielt wird.

Vom reinen Zuhören gingen 8-16 Bar Breaks noch irgendwie klar. Aber im Club hatte ich nach dem dritten Mal als der DJ sowas gebracht hat wirklich keine Lust mehr. Aber es gibt so ne Crowd die eigentlich nur geil auf den Drop ist um dann für paar Takte rumzuhüpfen und sich dann im nächsten Breakdown ne Kippe dreht, pinkeln geht und ein Bier holt.
 


News

Zurück
Oben