A
Anonymous
Guest
Inspiriert von einem anderen Thread erinnere ich mich an eine US-Autorin, die mal gute Tipps zum Thema Kritik gegeben hat. Lisa hieß die, und sie hasste Kritik.
Mit einer Ausnahme: Die von ihren Feinden. Huch, wieso das denn?
Weil die die Wahrheit sagen, meinte sie.
Sowas sollte nicht ohne Erklärung bleiben und sie machte eine Liste auf. Die habe ich nicht mehr, aber dafür sowohl eine ganz gute Erinnerung als auch eigene brauchbare Erfahrungen.
Wenn man als Künstler kritisiert wird, dann ist das so eine Sache. Den einen kümmert das nicht, hat Scheuklappen für den Rest der Welt. Ein anderer ist sehr sensitiv und hat schlaflose Nächte, wenn einer sagt: "Dein letzter Song hat mich irgendwie nicht getouched." Na ja.
Es gibt aber Methoden, wie man sich das ja in seinem gesunden Musikeregosimus einigermaßen so rauspicken kann, dass vor allem die eigene Arbeit davon profitiert. Das ist wichtig, denn Kritik kann förderlich sein, als auch komplett kontraproduktiv und damit zerstörerisch. Muss man also schwer aufpassen, was man an sich ranlässt!
Ich lege mal mit den Lisa-Regeln los:
1. Von wem kommt die Kritik?
Das ist ein wesentlicher Aspekt. Sagt mir die Nachbarin was über meinen neusten funky Song oder ein Musikerkollege, das macht einen erheblichen Unterschied. Ist mir die Person wohlgesonnen oder steht mit mir auf Kriegsfuß? Ganz kurz: Wenn die Person von mir als unerheblich eingestuft wird, dann kann die Kritik sofort ignoriert werden.
2. Was ist der Inhalt der Kritik?
Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Geht es um kleine Details in einem Song wie Länge des Intros, gewählte Tonart im Bezug zum SängerIn, Instrumentierung des Arrangements, Mix oder Mastering und all das? Das sind jeweils Themengebiete, die konkretes und belegbares Wissen voraussetzen. Wenn der Betreffende das hat, dann gut zuhören! Ist das nicht der Fall, dann kann die Kritik sofort ignoriert werden.
3. Personalkritik?
Hat jemand ein Feedback anzubringen, das nicht mit dem Werk zu tun hat, sondern mit dem Künstler? Dann Obacht! Es gibt Leute, die mögen einen nicht. Weil man mit 40 noch alle Haare auf dem Kopf hat, er aber nicht. Weil man schlank ist, der aber hat eine Plauze. Weil man ein guter Pianist ist, der aber nicht. Neid ist ein großes Problem, und wenn jemand an der Musik nichts zu meckern findet, dann greift der sich eiskalt die Person, die die Musik gemacht hat. Personalkritik sollte man niemandem erlauben. Höchstens seiner Frau, und das auch nur in ausgelassener Stimmung.
4. Ungefragte Kritik?
Leute kommen in den unglaublichsten Momenten auf die Idee, zu fragen: "Ist das so gewollt, oder weißt du es nicht besser?" Manchmal auch: "Sowas wie dieunddie musst du mal machen, das ist vielleicht supergeil!" Die beknackteste Version ist: "Wie lange machst du eigentlich schon Musik?" All das ist Kritik, die noch dazu als scheinheilige Frage daherkommt. Außerdem hat die Person keiner aufgefordert, überhaupt nur einen Mucks von sich zu geben. Ignorieren auf der Stelle! Die viel bessere Idee ist, eine ausgesuchte kompetente Vertrauensperson zu bitten, sich die Mühe zu machen und das Werk anzuhören und dann in ganz klar strukturierten Details Feststellungen zu treffen. Die sind zwar oft auch als subjektiv einzustufen, aber man weiß das dann ordentlich einzuschätzen und kann damit dann konstruktiv was anfangen. Sich einen engen Kreis an solchen Leuten zu suchen und dann ausschließlich die um Kritik zu bitten, ist eine feine Sache. Wegen mangelnder Distanz hört man die eigenen Werke nicht mehr mit dem Abstand, dem man als gesund bezeichnet. Diese lieben Leute sollte man sich pflegen und immer wieder um Rat fragen, um Kritik bitten und um Feedback allgemein. Sowas ist eine Bank. Das sind auch die einzigen Leute, denen man gelegentlich mal unfertige Sachen, Layouts und solches Zeug vorführt. Allen anderen niemals! Ansonsten weiß sowieso immer nur der Künstler selber, was richtig und was falsch ist.
5. Kritik von Feinden?
Hör genau hin! Aber nur ganz kurz. Ihr Ansinnen ist zwar zerstörerisch für einen Kreativen, aber sie sagen ab und zu die Wahrheit. Die kann bitter und schwer zu ertragen sein, dennoch eine große Hilfe, wenn man es versteht, sie zu katalysieren. So verhindert man unter Umständen sogar größere Fehler wie falsche Marschrichtung und dergleichen. Oder sie sind Prüfstein für die eigenen Ambitionen, die man daraufhin auf Bestandskraft abklopfen kann. Ach, man kriegt auch mal sehr positive Äußerungen zu hören, und weiß eigentlich, dass der Song noch nicht wirklich das Sensationsding ist. Auch bei so einer Person sollte man skeptisch sein.
So, es gibt übrigens auch Musikerkollegen, die sagen: "Ich lese nur gute Kritiken, alles andere nehme ich nicht wahr." Es sollen ziemlich erfolgreiche Leute darunter sein, die so eine Einstellung haben
Mit einer Ausnahme: Die von ihren Feinden. Huch, wieso das denn?
Weil die die Wahrheit sagen, meinte sie.
Sowas sollte nicht ohne Erklärung bleiben und sie machte eine Liste auf. Die habe ich nicht mehr, aber dafür sowohl eine ganz gute Erinnerung als auch eigene brauchbare Erfahrungen.
Wenn man als Künstler kritisiert wird, dann ist das so eine Sache. Den einen kümmert das nicht, hat Scheuklappen für den Rest der Welt. Ein anderer ist sehr sensitiv und hat schlaflose Nächte, wenn einer sagt: "Dein letzter Song hat mich irgendwie nicht getouched." Na ja.
Es gibt aber Methoden, wie man sich das ja in seinem gesunden Musikeregosimus einigermaßen so rauspicken kann, dass vor allem die eigene Arbeit davon profitiert. Das ist wichtig, denn Kritik kann förderlich sein, als auch komplett kontraproduktiv und damit zerstörerisch. Muss man also schwer aufpassen, was man an sich ranlässt!
Ich lege mal mit den Lisa-Regeln los:
1. Von wem kommt die Kritik?
Das ist ein wesentlicher Aspekt. Sagt mir die Nachbarin was über meinen neusten funky Song oder ein Musikerkollege, das macht einen erheblichen Unterschied. Ist mir die Person wohlgesonnen oder steht mit mir auf Kriegsfuß? Ganz kurz: Wenn die Person von mir als unerheblich eingestuft wird, dann kann die Kritik sofort ignoriert werden.
2. Was ist der Inhalt der Kritik?
Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Geht es um kleine Details in einem Song wie Länge des Intros, gewählte Tonart im Bezug zum SängerIn, Instrumentierung des Arrangements, Mix oder Mastering und all das? Das sind jeweils Themengebiete, die konkretes und belegbares Wissen voraussetzen. Wenn der Betreffende das hat, dann gut zuhören! Ist das nicht der Fall, dann kann die Kritik sofort ignoriert werden.
3. Personalkritik?
Hat jemand ein Feedback anzubringen, das nicht mit dem Werk zu tun hat, sondern mit dem Künstler? Dann Obacht! Es gibt Leute, die mögen einen nicht. Weil man mit 40 noch alle Haare auf dem Kopf hat, er aber nicht. Weil man schlank ist, der aber hat eine Plauze. Weil man ein guter Pianist ist, der aber nicht. Neid ist ein großes Problem, und wenn jemand an der Musik nichts zu meckern findet, dann greift der sich eiskalt die Person, die die Musik gemacht hat. Personalkritik sollte man niemandem erlauben. Höchstens seiner Frau, und das auch nur in ausgelassener Stimmung.
4. Ungefragte Kritik?
Leute kommen in den unglaublichsten Momenten auf die Idee, zu fragen: "Ist das so gewollt, oder weißt du es nicht besser?" Manchmal auch: "Sowas wie dieunddie musst du mal machen, das ist vielleicht supergeil!" Die beknackteste Version ist: "Wie lange machst du eigentlich schon Musik?" All das ist Kritik, die noch dazu als scheinheilige Frage daherkommt. Außerdem hat die Person keiner aufgefordert, überhaupt nur einen Mucks von sich zu geben. Ignorieren auf der Stelle! Die viel bessere Idee ist, eine ausgesuchte kompetente Vertrauensperson zu bitten, sich die Mühe zu machen und das Werk anzuhören und dann in ganz klar strukturierten Details Feststellungen zu treffen. Die sind zwar oft auch als subjektiv einzustufen, aber man weiß das dann ordentlich einzuschätzen und kann damit dann konstruktiv was anfangen. Sich einen engen Kreis an solchen Leuten zu suchen und dann ausschließlich die um Kritik zu bitten, ist eine feine Sache. Wegen mangelnder Distanz hört man die eigenen Werke nicht mehr mit dem Abstand, dem man als gesund bezeichnet. Diese lieben Leute sollte man sich pflegen und immer wieder um Rat fragen, um Kritik bitten und um Feedback allgemein. Sowas ist eine Bank. Das sind auch die einzigen Leute, denen man gelegentlich mal unfertige Sachen, Layouts und solches Zeug vorführt. Allen anderen niemals! Ansonsten weiß sowieso immer nur der Künstler selber, was richtig und was falsch ist.
5. Kritik von Feinden?
Hör genau hin! Aber nur ganz kurz. Ihr Ansinnen ist zwar zerstörerisch für einen Kreativen, aber sie sagen ab und zu die Wahrheit. Die kann bitter und schwer zu ertragen sein, dennoch eine große Hilfe, wenn man es versteht, sie zu katalysieren. So verhindert man unter Umständen sogar größere Fehler wie falsche Marschrichtung und dergleichen. Oder sie sind Prüfstein für die eigenen Ambitionen, die man daraufhin auf Bestandskraft abklopfen kann. Ach, man kriegt auch mal sehr positive Äußerungen zu hören, und weiß eigentlich, dass der Song noch nicht wirklich das Sensationsding ist. Auch bei so einer Person sollte man skeptisch sein.
So, es gibt übrigens auch Musikerkollegen, die sagen: "Ich lese nur gute Kritiken, alles andere nehme ich nicht wahr." Es sollen ziemlich erfolgreiche Leute darunter sein, die so eine Einstellung haben