Böser Verzörrer - Basteltagebuch - fertig

Folge 1 -

Bassgitarre ist mein Hauptinstrument und ich spiele eigentlich immer verzerrt. Ich komme zwar aus der Doom und Stoner Ecke, habe aber früher in einem Jazztrio gespielt und da war der Sound auch immer mindestens angezerrt. Da ich durch eine Verletzung der Fingerkuppe von 2015 bis Anfang 2018 kaum Bass spielen konnte, habe ich mich mit Synthesizern beschäftigt.

Beides hat ziemlichen Einfluss auf mein Bassspiel genommen. Seit der Verletzung spiele ich weniger schnelle Läufe und Gefrickel, anfangs, weil die Motorik eingerostet war, jetzt, weil ich es so will. Früher habe ich meinen Bass mit dem Fender Bassman verbunden und eine kühlschrankgroße Box mit 2x15" Töpfen drangehangen. Durch die Beschäftigung mit subtraktiver Synthese ist mir Das-klingt-aber-gut auch nicht mehr genug. Der Klang soll durch Filter Bewegung bekommen. Dazu brauche ich aber natürlich ein obertonreiches Signal, das ich formen kann.

Ein Verzerrerpedal muss her, aber nicht irrgendeines, sondern meines, das genau so klingt wie ich will. Darum habe ich auf dem Steckbrett seit September alle möglichen Verzerrerschaltungen aufgebaut und Abends immer mal bei ein oder zwei Tassen Kaffee probiert und umgesteckt und neu probiert ... Ende November war die Schaltung dann ganz und gar ausgetüftelt und alle Bauteilwerte optimiert.

Das Ergebnis seht Ihr unten auf dem Bild. Dann habe ich den Schaltplan rausgezeichnet. Den stelle ich heute oder morgen mal ein, und erkläre in der zweiten Folge des Basteltagebuchs, wie es funktioniert.

Viele Grüße
Martin
 

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Cool, bin gespannt. Und vielen Dank schon mal für's Teilen...:nihao:
 
Folge 2-

OK, das wird jetzt etwas länger und es ist graue Theorie. Deswegen habe ich den Schaltplan bunt gemacht. Ihr ladet vor dem Lesen am besten die PDF herunter, die unten angehängt ist.

Wer keinen Bock auf Theorie hat, muss bis zur nächsten Folge warten.

Die Grundlage des Ganzen ist ein Fuzz-Face. Das ist ein Fuzz, den schon Jimmy Hendrix nutzte. Hier sind zwei gute Seiten dazu:

http://www.geofex.com/Article_Folders/fuzzface/fffram.htm

http://fuzzcentral.ssguitar.com/fuzzface.php

Der Fuzz-Face-Anteil der Schaltung ist hellgrün markiert. Ich habe ihn auf BC549 Transistoren angepasst. Das ist ein sehr rauscharmer Typ mit mittlerer Verstärkung, den es für 2 Cent das Stück bei jeden Elektromöller gibt. Es gibt noch verschiedene Selektionen nach der Stromverstärkung, die dann a, b und c heißen. In der Schaltung funktionieren alle drei.

C1 sorgt nur dafür, dass keine Gleichspannung aus der Schaltung in den Bass kann. Denn die Basis (B) von T1 ist etwas positiv vorgespannt. Ein NPN-Transistor funktioniert nämlich nur dann, wenn die Basis etwas positiver als der Emitter (E) ist. Der Emitter liegt bei T1 auf Masse. Das wird für T1 dadurch erreicht, dass er über R4 mit dem direkt Emitter von T2 verbunden ist. Der liegt nicht direkt auf Masse sondern R6 ist dazwischen.

Durch R6 fließt nämlich der Emitterstrom von T2 und sorgt für eine kleine positive Spannung.

Wenn diese Spannung jetzt an der Basis von T1 anliegt, fließt auch mehr Strom durch T1. Der muss sich durch R1 quälen. Dadurch wird die Spannung am Kollektor (C) von T1 kleiner. Dadurch ist die Spannung an der Basis von T2 nicht auch kleiner und dadurch wiederum wird die Spannung an R6 kleiner, dann auch die an der Basis von T1 und damit auch der Strom durch T1 und die Spannung am Kollektor steigt wieder, ebenso der Strom durch T2 usw.....

Kurz und knapp: Die beiden Transitoren regeln ihre Arbeitspunkte gegeneinander aus und die Entscheidenden Bauteile um das zu beeinflussen sind R1 und R6.

R1 bestimmt auch die Verstärkung von T1, je größer R1 desto mehr Verstärkung. Beim Probieren haben sich hier 33kOhm als passend erwiesen.

Zu kleine Werte für R6 machen die Schaltung instabil, es gibt Aussetzer und die Schaltung verschluckt sich. Wird R6 zu groß, dann gibt es ein Art Noisegateeffekt, der aber Sustain klaut. T2 sperrt dann und lässt kleine Signale dann gar nicht mehr durch. Da sich beide Transistoren gegenseitig ausregeln ist der Sweetspot für R6 aber recht breit. Ich habe BC549 aus drei Chargen und die liefen alle gut mit 1k2.

Genau hier liegt ein Problem des original Fuzz Face. Da Germanium Transistoren stark streuen, müsste an dieser Stelle eigentlich ein Trimmer sein. In der Massenfertigung hieße das, dass jedes einzelne Gerät auf einen perfekten Sound abgeglichen werden müsste. Z.Vex hat das Problem bei seiner Fuzz Factory clever gelöst. Sie haben einfach jeden Widerstand der Schaltung durch ein Poti ersetzt und überlassen das Abgleichen Anwendern und verkaufen die Potis als teure Features.

https://www.effekt-boutique.de/z-vex-fuzz-factory-vexter-series.html

Ich mag es nicht, wenn Effektpedale viele Potis haben. Ich kann mitten im Song nicht mal eben an Potis herumdrehen und schon gar nicht, wenn sie stark miteinander interagieren wie bei der Factory.

Deswegen soll ist S1 ein Fußschalter und kein Poti wie beim Original. Diese Stelle ist entscheidend in der ganzen Schaltung. Wenn der Schalter S1 schließt, überbrückt er R5. Dann ist R6 für Signalspannungen quasi inexistent, die wird nämlich über den Bypasskondensator C4 an R6 vorbeigeschleust. In diesem Zustand ist die Schaltung genau genommen kein Verzerrer mehr.

Ist R6 nämlich richtig eingestellt, dann ist T2 kurz vor dem Sperren, der Transistor ist quasi schon im Schaltbetrieb. Positive Halbwellen des Signals schalten den Transistor ein (1), negative aus (0). T2 verstärkt das Signal also eigentlich gar nicht, sondern wird davon getriggert. Die Signalform, die hinten rauskommt, hängt darum auch nicht mehr von der Form des Eingangssignals ab, sondern nur noch, von der Kennlinie des gewählten Transistors. Ob also ein Bass, eine Tuba, ein Fagott oder ein Sinuston angeschlossen ist, hat kaum Einfluss darauf, was aus dem Verzerrer kommt. Das ist für Fuzz-Pedale typisch. In der Praxis merkt man das daran, dass die Klangregelung des Instruments nahezu keinen Einfluss auf das hat, was heraus kommt.

Der BC549 klingt in dieser Betriebsart wie das Schließen eines Reißverschlusses. Manche lieben solchen Fuzzsounds und es gibt kommerzielle Pedale, die dafür gemacht sind. Ich mag es nicht und deswegen wird das orange markierte Netzwerk aus C5 und D1 und D2 dazugeschaltet, wenn S1 schließt. Aber dazu unten mehr.

Betrachten wir zunächst den anderen Fall: Wenn S1 offen ist, ist R6 ein Widerstand auch für das Signal. Hier fällt dann eine Gegenkopplungsspannung an, die die ganze Schaltung entzerrt und linearsiert. Beim BC549 ergibt sich nun ein sanftes harmonisches Overdrive. Ich habe also zwei Sounds in einem Pedal untergebracht und kann umschalten.

R5 hat nur die Aufgabe, C4 langsam auf zu laden. Sonst würde C4 bei jeder Betätigung von S1 umgeladen werden. Das würde knacken.

Kommen wir zum orangen Netzwerk: Es zwingt T2 die Kennlinie der beiden Dioden D1 und D2 auf. Dioden sind in einer Polung leitend und in der anderen sperren sie. der Übergang zwischen beiden Zuständen ist aber nicht abrupt und auch nicht genau bei 0V. Der sogenannte Kennlinienknick ist eher rund und etwas verschoben. Und genau das wird ausgenutzt. Das Orange Netzwerk ist nämlich auch eine Gegenkopplung, aber nur für den Teil des Signals, der unter dem Kennlinienknick der Dioden hindurch kommt. Diesen Kniff hat der Big Muff von Electro Harmonix als erstes ausgenutzt.

Zu Dioden als Verzerrer:

https://www.mikrocontroller.net/topic/185087

Hier ist eine tolle Seite zum Big Muff:

http://www.kitrae.net/music/music_big_muff.html

Zur Theorie:

http://www.kitrae.net/music/big_muff_guts.html#Circuit

Statt 1N4148 kann man für D1 und D2 auch andere Dioden nehmen und den Klang anpassen. Ich hatte 1N4001, Kapazitätsdioden und LEDs probiert. Es liege aber keine Klangwelten zwischen ihnen. Mir gefällt die olle billige 1N4148 aus dem Big Muff am besten, zumal es eh nur Nuancen sind.

C2 und C3 haben keine Funktion für den Klang, sie unterdrücken nur Einstreuungen von Handys, Neonröhren usw.

C5 hat die Aufgabe Gleichspannung von den Dioden fernzuhalten. Er ist aber mit 100nF so dimensioniert, dass er die tiefen Bässe nicht ins das Netzwerk lässt. Im Bassbereich bleibt der Klang also dynamisch und dick. Wird C5 vergrößert, dann nehmen die Bässe ab. Wir es verkleinert, dann dann werden nur noch die höheren Frequenzen ins Netzwerk geleitet. Hier lohnt es sich etwas zu probieren. Für Gitarre würde ich eine Oktave höher gehen und 47nF nehmen. Oder umgekehrt einen großen Wert (>200nF) nehmen, wenn es total komprimiert und verzerrt sein soll. Für Doom ideal. Aber der Bass gefällt mir mit 100nF am besten.

C6 blockt nur Gleichspannung. Dann geht es in die hellblau markierte Ausgangssektion. P2 ist der Volumenregler, um das Signal für die nachfolgenden Geräte einzupegeln. Ich habe R2 und R3 so geteilt, dass alles bis etwa Line-Pegel möglich ist. Man kann mit dem Verzerrer also auch direkt an die heimische Monitoranlage gehen.

R1 bildet mit C7 und C8 eine sogenannte Klangwaage. Das gibt es in alten Fender-Amps gab es aber davor auch schon in den Röhrenradios, die Leo Fender am Anfang seiner Karriere reparierte. Ich habe mich entschlossen sie hinzuzufügen, um das Pedal auf den Effekt, der dahinter kommt, anzupassen. Die Waage hat nur Einfluss auf die Höhen und ist in Mittelstellung neutral.

Fazit: Die Schaltung ist eigentlich recht einfach, aber die meisten Teile übernehmen mehrere ineinander greifende Funktionen. Darum wurde es doch etwas länger.

Viele Grüße
Martin
 

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Tolle, ausführliche und klare Beschreibung! Hast Du vielleicht noch Klangbeispiele zur Illustration? Ich habe hier noch eine Fuzzface Platine herumliegen, die ich ggfs als Grundlage nehmen könnte.
 
Tolle, ausführliche und klare Beschreibung! Hast Du vielleicht noch Klangbeispiele zur Illustration? Ich habe hier noch eine Fuzzface Platine herumliegen, die ich ggfs als Grundlage nehmen könnte.

Ist mir schon klar, dass keiner die Katze im Sack bauen will. Aber ich will auch nix verkaufen, und lasse mir darum alle Zeit der Welt. Klangbeispiele mache ich, wenn es fertig ist, direkt vom Fuzz in die Soundkarte. Auf dem Steckbrett ist keine Schirmung und die Masseführung ist auch eher improviersiert. Darum sammelt der Aufbau noch etwas Nebengeräusche ein. Ich mag auch mit dem Steckbrett nicht an die Soundkarte gehen, wenn da ein Fehler passiert, liegen mal eben +9V am Audioeingang.

Viele Grüße
Martin
 
Moin .-)

BC549 ist ein NPN, demnach sind aber die Beschriftungen am Schaltplan falsch (Emitter und Kollektor vertauscht), auch das Elko-Symbol ist verkehrt rum, die Polung als solche ist korrekt....

Jenzz
 
Genau hier liegt ein Problem des original Fuzz Face. Da Germanium Transistoren stark streuen, müsste an dieser Stelle eigentlich ein Trimmer sein. In der Massenfertigung hieße das, dass jedes einzelne Gerät auf einen perfekten Sound abgeglichen werden müsste. Z.Vex hat das Problem bei seiner Fuzz Factory clever gelöst. Sie haben einfach jeden Widerstand der Schaltung durch ein Poti ersetzt und überlassen das Abgleichen Anwendern und verkaufen die Potis als teure Features.

Haha, net schlecht. "It's not a bug, it's a feature" xD

Ansonsten auch von meiner Seite aus, cooles Projekt!
 
Moin .-)

BC549 ist ein NPN, demnach sind aber die Beschriftungen am Schaltplan falsch (Emitter und Kollektor vertauscht), auch das Elko-Symbol ist verkehrt rum, die Polung als solche ist korrekt....

Jenzz

Danke, für das aufmerksame Lesen. Ich hatte das nachträglich beschriftet, und hoffte so, dass die besser folgen können, die sich nicht jeden Tag über die Anschlüsse von Transistoren lesen. Leider habe ich noch mehr Verwirrung gestiftet. Es ist jetzt aber korrigiert.

Viele Grüße und Danke
Martin
 
Folge 3 -

Soho, jetzt geht es daran das Ganze umzusetzen. Die Bauteile habe ich schon letzte Woche bestellt und sie waren trotz Weihnachtspost am Freitag da. Ich hatte noch einigen anderen Rammel dazu bestellt um die Bastelkiste aufzufüllen, deswegen kann ich jetzt nicht so genau sagen, was alles zusammen gekostet. Ich schätze so 30€ und da sind schon gute Potis von Bourns, gute Schalter mit vielen Schaltzyklen usw. dabei. Unten hängt ein Bild an.

Das Gehäuse ist ein 1590BB2 von Hammond. Es hat innen ca 115x90mm und ist 38mm hoch. Das ist ein typisches Gehäuse für Effekte, wenn nicht gar das am meisten verwendete.

Jetzt musste ich entscheiden, wie ich die Schaltung aufbauen will. Ich habe mein Studium damit finanziert, Röhrenamps zu bauen und zu reparieren. Von daher mag ich Turretboards und Lötleisten sehr gerne. Dass man so auch Effekte bauen kann, ist hier zu sehen:

http://www.stompboxzone.com/forum/viewtopic.php?f=4&t=2754

Ich hätte zwar auch Eisen-III-Chlorid und Platinenmaterial da, aber der Vorteil eines Turretbords ist, dass ich die Schaltung später anpassen und modifizierieren kann.

Ich habe darum schon mal ein Layout gezeichnet, es aber noch nicht kontrolliert. Siehe dazu die PDF unten.

Einige Sachen sind ungewöhnlich für ein Effektpedal. Erstens gibt es keine LEDs, um irgend etwas anzuzeigen. Wie gesagt sind die Transistoren kurz vor dem Sperren und ziehen darum auch fast keinen Strom. Im Ruhezustand sind es höchstens 100 Nanoampere. Wenn die LED sichtbar leuchten soll, bräuchte sie je nach Größe und Farbe mindestens zehn mal mehr Strom. Dann hält die Batterie auch zehnmal kürzer.

Aber muss man dann nicht immer raten, in welchen Betriebszustand das Gerät ist?????

Nein muss ich nicht und das hängt mit der zweiten Besonderheit zusammen. Es gibt nämlich keinen Bypass. Ich brauche ihn einfach nicht. Mir genügt der sanfte Overdrive und das Fuzz. Ich habe noch nie clean gespielt und werde damit auch nicht anfangen. Man könnte ihn aber auch leicht nachrüsten. Da, wo jetzt der 9V Block ist, wäre noch Platz für den zusätzlichen Schalter. Dann würde ich in jedem Fall auch eine LED nachrüsten. Aber ob das Gerät gerade im Fuzz- oder Overdrive-Modus ist, das bekomme ich auch so mit. Wenn nicht, ist aber auf dem vorhandenen Schalter noch ein Kontaktfeld übrig. Er könnte also auch noch ein Licht anknipsen, wenn ich zu senil oder taub bin, um zu hören, ob ich gerade im Fuzz-Modus bin.

Viel länger habe ich überlegt, welches Massekonzept ich verwenden will: Einen zentralen Massestern am Eingang oder eine durchgehende Masseschiene? Ich habe mich für letzteres entschieden, weil es den Aufbau übersichtlicher macht und vermutlich genügt. Das Konzept mit Massepunkt wäre besser, wenn noch Siebglieder wie bei Röhrenverstärkern im Spiel sind. Dann müssen der negativste Punkt des Netzteils und der empflndlichste Eingang möglichst direkt verbunden werden, ja am besten ein Punkt sein. Mal sehen, ob es rauscht oder brummt oder Radio Moskau empfängt.

So denn, schöne Weihnachten, ich melde mich die Tage wieder.
Martin
 

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Folge 4 -

Ich begann heute mit dem Vorbereiten des Turrretboards. Vorher habe ich noch einmal den Verdrahtungsplan auf Fehler geprüft, aber keine gefunden. Als Grundlage nehme ich 3mm Hartgewebeplatte, die ich mir mal bei Modulor bestellt habe.

https://www.modulor.de/hartgewebe-braun.html

Das Zeug ist besser als Glasfaserplatten, weil es keinen Glasstaub beim Schleifen, Bohren und Sägen macht. Ich habe mir das Stück ausgesägt, das ich brauche, das Raster drauf gezeichnet und die Bohrlöcher markiert. Die Turrets bekommt man bei Tube Town, ebenso wie das Werkzeug zum Einnieten und einen genau passenden Bohrer (2,75mm).

https://www.tube-town.net/ttstore/B...ts-Eyeletts-Boards/Turrets:::118_180_176.html

Tja, viel mehr gibt es eigentlich gar nicht zu sagen. Ach ja noch eines. Das Raster auf dem die Turrets liegen ist 2,5mm. Wenn also potentielle Nachbauer 2,54mm Lochraster nehmen, können sie auch ohne Turrets mein Layout nachbauen.
 

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Folge 5 -

Heute habe ich mich um das Gehäuse gekümmert. Ihr habt bestimmt schon gesehen, dass ich alle Buchsen an der Stirnseite des Effektes haben möchte. Meistens sind sie an den Seiten. Das hat den Vorteil, dass man die Potentiometer mit den Drehknöpfen weit oben an das Gerät setzen kann und der Abstand zum Tretschalter möglichst groß ist. Das schützt die Potis vor Beschädigung und vor allem unabsichtlichem Verstellen. Der Nachteil ist aber, das seitwärts angebrachte Klinkenbuchsen auch seitwärts ihre Stecker haben wollen. Dadurch müssen die Effektkistchen viel Abstand zueinander haben.

Da ich nur zwei Potis habe, kann ich die auf eine und den Schalter diagonal auf die andere Ecke und die Buchsen dann nach oben setzen. Trotzdem sollten die Potis möglichst weit nach oben. Deswegen habe ich zuerst die Löcher für die Buchsen gebohrt, sie probeweise eingebaut und dann die optimale Position der Potis gesucht. So habe ich mich dann Loch für Loch vorgetastet.

Löcher in Alu bohren sich am besten mit einem Schälbohrer und langsamer Drehzahl. Falls es schmiert, muss man kühlen. Das geht mit Brennspiritus. Bei Drehleiern und Druckgussgehäusen musste ich das aber noch nie machen, nur bei Blechen ist es besser.

Dann kam eine Weltpremiere für mich, ich habe zum ersten Mal versucht eine Beschriftung in das Gehäuse zu ätzen. Das geht bei Alu mit Drano Rohrfrei, weil es NaOH enthält, oder mit Eisen-III-Chlorid. Ich habe Letzeteres genommen, weil ich es da habe, und weil es weniger exotherm reagiert als Drano.

Da es das erste Mal ist, habe ich mich für recht grobe Motive entschieden. Lieber ganz gut gelungene grobe Umrisse, als schlecht gelungener Fitzelkram. Außerdem wollte ich ziemlich tief ätzen und die tiefer liegende Beschriftung mit Farbe ausfüllen. Da die Kanten des Motivs dann schon mal wie eine Uferböschung unterätzt werden können, ist ein einfaches Motiv besser.

Alles, was nicht geätzt werden soll, muss man abdecken. Entweder man klebt es ab, oder bemalt es mit Lackfarbe oder säurefestem Edding. Photolack oder die Tonertransfermethode gehen auch. Hier ein Beispiel aus dem Netz:

http://music.codydeschenes.com/wp-content/uploads/2014/01/20140127-193621.jpg

Irgendwie ist es aber albern, wenn man einerseits etwas selbst bauen will und dann trotzdem ästhetisch Fabrikware nachahmt. Warum will man seine Handarbeit nachträglich verneinen und unsichtbar machen? Also habe ich das Motiv per Hand gemalt, wie es mir gerade in den Sinn kam.

Unten seht ihr Fotos. Wie man schnell sieht, was die Ätztiefe nicht gleichmäßig. Das liegt vermutlich daran, dass Schlamm in den Vertiefungen hängen blieb, obwohl das Motiv auf dem Kopf lag. Ich habe zwar alle drei Minuten das Gehäuse in der Schüssel bewegt, aber das reichte nicht. Wenn man richtig feine Motive ätzen will, muss man das Ätzgut immer wieder gleichmäßig benetzen und Schlamm kontinuierlich abspülen. Man braucht ein Ätzband mit Pumpe und die muss einen gewissen Druck aufbauen um den Schlamm abzutragen.

Würde ich die Schrift mit Farbe ausfüllen, dann würde man die ungleichmäßige Tiefe nicht mehr sehen können. Die Farbe wäre dann bündig zur ungeätzten Oberfläche. Aber ich finde, dass dieser "Unfall" zu einem Ergebnis führte, das seinen eigenen Reiz hat. Ich werde die Schrift also nicht mit Farbe auffüllen.

Ich frage mich, ob ich noch Holzseitenteile anbauen soll, wir sind hier immerhin ein Synthesizer Forum. Passende Eichenbrettchen hätte ich noch da.
 

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Folge 6 -

Zwischen der heutigen und der letzten Folge lag ein Fußballturnier, in dem ich als Trainer involviert war, und eines, in dem ich selbst spielte. Gestern und heute bin ich aber wieder dazu gekommen etwas an dem Gerät zu machen.

Ich habe alles nach Plan verdrahtet und es gibt in der Doku einen Fehler beim Anschluss der Klangregelung. Ich werde das korrigieren und am Ende eine korrekte Dokumentationen gleich an den allerersten Post hängen.

Das Bestücken des Turretboards war ein ein unverhofft müshsames Lötwerk. Zuerst habe ich die Drahtbrücken auf der Unterseite hergestellt und dann nach und nach die Oberseite bestückt. Dort machte mir die Bauhöhe zu schaffen. Da die Turrets recht eng beisammen sind, hätten die Bauteile eigentlich über den Turrets sein müssen. Bei den Elkos und Folienkondesatoren wäre das einechtes Problem gewesen, die wären dann nämlich an den Boden gestoßen. Mir stehen ja nur 38mm zur verfügung. 5mm Abstand zur Gehäuseschale, 3mm Board und 10mm Turret, lassen nur noch 20mm übrig.

Die Folienkondensatoren habe ich deswegen seitwärts zwischen die Turrets gezirkelt. Ich konnte auch die axialen Elkos nicht nehmen, die ich eigentlich nehmen wollte. Denn die waren zu lang, und passten nicht zwischen die Turrets. Mit radialen Typen im Kopfstand ging es dann ganz gut. Siehe dazu die Bilder.

Das Einsetzen der Transistoren ist ziemliche Fummelei gewesen. Sicherheitshalber halte das Beinchen mit einer Spitzzange fest, das ich jeweils einlöte. Die Zange nimmt dann die Hitze der Lötstelle auf so dass die Temperatur im Inneren des Bauteils nicht so stark ansteigt.

Insgesamt habe ich 2x1h für das Board gebraucht.

Dann habe ich den Massedraht durch das Gehäuse gezogen. Das konzept ging auf, es brummt nicht. Statt ein Poitigehäuse anzuöten, habe ich einen richtigen Kontakt an der Verschraubung des Turretboards gesetzt. Wer hat, der kann.

Zum Schluss musste ich nur noch das Board einsetzen und alles verkabeln. Wenn Ihr so etwas machen wollt, nehmt unbedingt Litze, wo Bewegung zu befürchten ist, denn Litze bricht nicht so leicht. Am besten ist die mit Silikonisolierung. Denn die verschmurgelt nicht, wenn ihr mal mit dem Lötkolben zu nahe kommt.

Die Verdrahtung hat nochmal 2x1h gedauert.

4h ingesammt klingt irre lang, aber ich habe das nicht beruflich gelernt. Ich brauche für vieles bestimmt doppelt so lange, wie ein erfahrener Apparatebauer. Ach ja, und mich treibt auch kein Chef.

Sehr geärgert habe ich mich über den 9V Batterieklipp. Den muss ich nochmal wechseln. Ich finde die einfach nicht in brauchbarer Qualität. Die Isolierung ist aus Wurstpelle. Die Litzen haben exakt fünf Einzeldrähte. Es gibt keinerlei Zugentlastung und darum ist das schwarze Kabel nach zweimaligem Gebrauch des Klippsers auch bereits abgefallen. Grrrrmpf. Den Müll baue ich nicht mehr an. Wenn der nächste 9V Block leer ist, werde ich versuchen, aus dem Deckel mit den "Druckknöpfen" einen brauchbaren Ersatz zu frickeln.

Am Ende funzte dann alles auf Anhieb und der Drahtverhau auf dem Steckbrett und die fertig aufgebaute Schaltung klingen identisch. Es ist ein ganz kleiner Unterschied im Verstärkungsfaktor, der auf die Tolleranzen der Transistoren zurückgehen dürfte. Der Drahtverhau ist einen Tick lauter. Das ist aber egal, beide Schaltungen kommen voll aufgedreht in etwa auf Linepegel. Das ist für einen Gitarreneffekt viel, aber auch gut so. Je höher man mit dem Pegel nach dem ersten Effekt kommt, desto kleiner ist das Rauschen, das die Folgeeffekte auf das Signal addieren im Verhältnis zum Signal. Der Störspannungsabstand wird besser.

Die Tage mache ich dann noch Aufnahmen.
 

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Kleiner Tipp vom ehemaligen Gitarrenamp-Bastler: Probier in Clipping-Stufen mit höherer Verstärkung mal unterschiedliche Zener-Dioden (Sperrrichtung gegeneinander in Reihe) aus. Damit kannste auch schön in ein asymmetrisches Clipping ala Röhre gehen. Oder halt mal 'ne Siliziumdiode und eine LED parallel (klassischer Mod der alten Marshall Lead Mosfets).
 
Kleiner Tipp vom ehemaligen Gitarrenamp-Bastler: Probier in Clipping-Stufen mit höherer Verstärkung mal unterschiedliche Zener-Dioden (Sperrrichtung gegeneinander in Reihe) aus. Damit kannste auch schön in ein asymmetrisches Clipping ala Röhre gehen. Oder halt mal 'ne Siliziumdiode und eine LED parallel (klassischer Mod der alten Marshall Lead Mosfets).

Hallo,

Zwei völlig symmetrische billige 1N4148 sind genau mein Sound. Ich mag auch lieber Matjes als Kaviar und Mischbrot statt Croissant.

Im ernst, ich habe neben allen möglichen Diodentypen sogar Kupferoxydul- und Selengleichrichter ausprobiert. Natürlich auch unterschiedlich lange Diodenkaskaden usw. Am Ende kam ich immer wieder auf zwei 1N4148 zurück. Man könnte es auch umschaltbar machen, aber ich finde es absolut in Ordnung so.

Ich finde leider meinen Recorder nicht, sonst hätte ich heute schon Soundbeispiele eingestellt.

Viele Grüße
Martin
 
Folge 7 -

Ich habe doch noch einige kleine Justierungen vorgenommen, um den Lautstärkeunterschied zwischen Drive und Fuzz anzupassen. Es ist ein Widerstand mehr geworden. Die Schaltung und den Verdrahtungsplan aktualisiere ich. Ich schreibe auch noch einen kleinen Text dazu. Eben habe ich dann meinen guten alten Olympus LS-12 rausgekramt und ihn einfach mal vor die Box gehalten. Die Box ist eine Bassreflexbox mit Eminence Alpha 8. Verstärker ist eine normale Endstufe und vom Fuzz bin ich direkt in die Endstufe rein. Ich habe mir dann irgendwas langsames zusammengeklimpert, damit ihr den dynamischen Verlauf der Zerre hören könnt. Von Kunst am Bass ist das weit entfernt ;-) Erst Overdrive, dann Fuzz. Die ganzen Nebengeräusche gibt es Gratis.

Viele Grüße
Martin
 

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Es gab in einer meiner vielen Elektronik-Zeitschriften mal einen Verzerrer, welcher mit 2 Dioden-Päärchen arbeitete - eines waren 1N4148, das andere weiß ich nicht mehr - waren aber auf jeden Fall Germanium-Dioden. Die haben offenbar eine 'weichere' Verzerrung des Signals bewirkt. Ob zwischen den Päärchen 'hart' (per Schalter) umgeschaltet oder per Potie dazwischen hin- und hergeblendet werden konnte, weiß ich ebenfalls nicht mehr. Ich glaube, ich such' mal die Schaltung - könnte in einer Elrad-Ausgabe gewesen sein...
 
Hallo,

Wie bereits im ersten Post erläutert basiert die Schaltung nicht (!!!) auf Diodenklipping. Im Overdrivcce-Modus sind die Dioden gar nicht zugeschaltet. Im Fuzzbetrieb entsteht der Sound vor allem durch den Schaltbetrieb des zweiten BC549. Die Dioden begrenzen nur die Transistorkennlinie. Ohne sie klingt es erst mal richtig hart, das sind richtig fiese Nadeln an der Flanke des Ausgangssignals. Deswegen bewirkt der Einsatz anderer Dioden keinen wesentlich anderen Klang, auch Germanium-Dioden, Zenertypen oder LEDs bringen da nicht viel nur mehr oder weniger Pegel. Es sind nur Nuancen - der Klang kommt aus dem Transistor, die Schaltung ist ein gedrosseltes Fuzzface und würde ohne Begrenzungsdioden noch viel mehr und härter verzerren. Wer einen weicheren Ton will, ist mit Germanium-Transistoren besser bedient. Weicher klingende Fuzz-Face-oide Pedale gibt es zum Nachbaue in dutzenden Varianten. AC128, SFT362E, 2SA354, NKT275 wären dann mögliche Typen und hätte ich zum Teil auch da.

Ich wollte aber einen harten Verzerrer mit mächtigem Obertonspektrum, damit das Filterpedal dahinter etwas zu tun hat. Den meisten wird das nicht gefallen, aber ich werde an dem Pedal nichts ändern. Ich muss es ja nicht verkaufen.

Zum Dioden-Clipping kann ich auch mal etwas machen. Dann kann ich euch zeigen, wie man auch bösen billigen 1N4148 eine weiche Kennlinie aufzwingt und mit ihr ganz weiche Klänge erzeugen kann. Slew Limiter machen den Klang auch weich (Rechteck-Quasisinus) und werden fast immer mit dieser Diode aufgebaut, muss ja irgendwie gehen oder?

Viele Grüße
Martin
 


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