Anleitung: DI-Box zu einer Re-Amping Box umbauen

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Guest
Warum geht es:
Möchte man mit einem Synthesizer eine Gitarren- oder Bass-Effekt (Bodentreter) ansteuern, dann ist der Pegel aus dem Synthesizer zu groß und lässt sich oft nur schwer auf einen sinnvollen Wert einstellen. Und selbst wenn das gelingt, dann kann es durchaus vernehmlich brummen und sirren.

Abhilfe schafft dann eine "ReAmping" Box. Die kann man sich relativ einfach und vor allem kostengünstig aus einer DI-Box basteln. Das ist hier beschrieben.

Wir brauchen eine DI-Box. Dazu habe ich die Millenium DI-E ausgesucht:
https://www.thomann.de/de/millenium_die_dibox_passiv.htm
9641780_800.jpg


Warum "muss" man die umbauen?
1. die Buchsen sind doof verteilt. Wir wollen mit Klinke aus dem Synth in die Box und mit Klinke raus zum Effektgerät.
2. der Abschwächer ist in "Speaker" Stellung unbrauchbar leise, also schwächt viel zu heftig ab. Außerdem sind die Höhen etwas gedämpft, was wir nicht brauchen.

Wer so eine - oder eine andere - DI-Box ohne Umbau verwenden will, braucht ein spezielles Kabel (z.B: https://www.thomann.de/de/cae_90200_audioadapterkabel.htm ), dann geht es aus dem XLR raus und von da in das Effektgerät.

Und nun zum Umbau:

Benötigte Teile:

Widerstände (normale kleine, oft mit 1/4 Watt bezeichnet, was heute längst nicht mehr stimmt, die schaffen auch schon mal 0,6W...)
1 mal 10 kOhm
1 mal 3,3 kOhm
1 mal 2,4 kOhm

zwei kurze Stücke Schaltlitze (nicht zu dick, dann nervt es...)
ein Stück Draht (Reste vom Widerstand ...)

Als erstes die Box zerlegen und die Platine entnehmen. Dann habt ihr das:
DI-E-Schritt1.jpg
in der Hand.

Da werden jetzt drei Teile ausgelötet:
DI-E-Schritt2.jpg


Dann zwei Widerstände neu bestücken. Der Kondensator entfällt ersatzlos.

DI-E-Schritt-3.jpg

.. jetzt geht es auf der Lötseite weiter:
DI-E-Schritt4.jpg
die Trennung der Leiterbahnen mit dem Multimeter prüfen!
Ich habe das hier mit dem Messer gemacht, besser/schneller geht das aber mit der Trennscheibe und dem Proxxon (Dremel).
Der 3,3kOhm hängt hier übrigens als "Last" an der Ausgangsseite vom Übertrager und dämpft die Resonanz aus dessen Streuinduktivität und den Kabelkapazitäten, was zu einer Höhenanhebung (gerne auch oberhalb des Hörbereichs) führen würde. So wird das aber schnurgerade!

Und zu guter letzt fehlen noch ein paar Verbindungen:
DI-E-Schritt5.jpg


Die obere Strippe wird beidseitig an 2 Pins angeschlossen. Links großzügig zwischen die beiden Pins des Steckers zum XLR löten, rechts knapp 1cm abisolieren, dann reicht es für Tip bis Ring von der Klinkenbuchse.

Bedienung
Klinke "Input" bekommt das Signal vom Synthesizer.
Klinke "Output" geht zum Effektgerät.
Die XLR-Buchse ist parallel zum Ausgang zum Effektgerät, das ist eher wenig brauchbar, wir haben die einfach zu geklebt. (Mag in Spezialfällen nützlich sein ... ich bevorzuge aber das auch morgens um drei noch verwenden können, ohne nachdenken zu müssen. )
Der Schalter senkt in Stellung "Instr" um ca. 15dB ab, in Stellung "SPKR" um ca. 30dB. Ausprobieren, was besser passt.
Der Ground-Lift Schalter tut was dran steht. Also ausprobieren, in welcher Stellung es weniger brummt.

Viel Spaß, und wenn etwas unklar ist, dann fragen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Super danke sehr. Ich habe ja beim Nerdlich Meeting gesehen wie schnell und einfach das geht.
Danke das Du Dir die mühe fürs Tutorial gemacht hast.
Ist eine spitzen sache !!!
 
Habe jetzt 2 meiner 4 umgebaut.
Kleine frage bitte.
Ist es richtig das der Pegel jetzt um ca die Hälfte niedriger ist? Gut verzerungen habe ich jetzt keine mehr im bodentreter festgestellt. Der Gain muss ganz schön hochgezogen werden.
Der Klang ist aber super. Evtl etwas gedämpfter aber da kann ich mch teuschen.
 
Probiere es mit der DAW und deinem Audio-Interface aus: Dauerton aus dem Synth ohne Box auf 0dB pegeln. Mit Box dazwischen sollten es jetzt ca. -15dB/-30dB sein.
Das bringt den Synth-Ausgang etwa(!) auf Gitarrenpegel.
Eher am oberen Ende, daher auch der Schalter, damit kann man dann auch Verzerrer vorsichtig Aussteuern, auch wenn der Synth einen hohen Ausgangspegel liefert. (Modularsystem...) ... denn mit Schalter auf "SPKR" ist es sozusagen eher eine leise Gitarre.

Der Frequenzgang ist nachgemessen linear, der Klirr bei üblichen Pegel ist relativ klein.
 
Ohne Umbau hat man in "INSTR" Stellung die Trafo-Resonanz etwas mehr drin, in SPKR-Stellung eine deutliche Höhenabsenkung und ca.-50dB Pegel, die ist damit wenig brauchbar.
In der "INSTR" stellung nimmt sich das effektiv aber wenig. (Die Höhen-Resonanz ist i.A. außerhalb des Hörbereichs, die macht also nur zicken, wenn man da deutlichen Signal-Pegel hat: analoge Ringmodulatoren, analoge FM, unerkannt schwingende Schaltungen .... )
Allerdings kostet das Spezial-Kabel fast so viel wie eine zweite Box[1], und das Spezialkabel ist dann eben doch gerne mal weg / verkramt.

[1] Die billigeren SSSnake Kabel/Klinkenstecker kaufe und empfehle ich ausdrücklich *nicht*, mit denen hatte ich schon Ärger.
 
Überprüfen halt erst mal ohne Bodentreter als Referenz gucken, dann weißt du *im Vergleich* wie/ob das mit den Pegeln und dem Schalter läuft.
Wenn du einen Synth mit rosa Rauschen hast, dann kannst du in der DAW auch (einfach) einen Blick auf den Frequenzgang werfen.
(Mit z.B. voxengo Span http://www.voxengo.com/product/span/ ... auch wenn der per Default auf -4.5dB/Okave statt -3dB steht ... das sollte aber schon in dem Test "ohne Box dazwischen" auffallen... aufs Zahnrad klicken und umstellen ist einfach ... )
 
Wird die Quaiität eines Line Signales grundsätzlich herabgesetzt, wenn es zum Gitarrensignal "degradiert" wird?
 
Den Begiff Gitarrensignal kannte ich bisher noch nicht , kenne nur Audio-Signale (egal ob vom Synth, CD Player , MP3 , Tonband Gerät , FM-Tuner oder ..........).
Der Fachbegriff " degradiert" in Verbindung mit einem Audio-Signal ist mir auch neu , aber ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste.
 
Hi, das ist mal ein tolles tutorial! Ich will gerade ein wenig basteln um Effektgeräte zu 'katalogisieren'. Dazu will ich ein RaspberryPI so verbauen, dass man fool-proof unterschiedliche effekte quasi voll-integriert mit dem selben input re-ampen kann. So werden die dann vergleichbar.

Wie ist eure einschätzung bzgl. impedanzen. Klappt es so wie hier beschrieben, ein Soundkarten output zu re-ampen um es durch ein effektgerät zu jagen und dann auf dem rückweg über eine unmodifizierte DI-Box wieder zu recorden?

Achso, eigentlich läuft dieses Thema bei mir hier: https://musikding.rocks/wbb/index.php/Thread/420334-Soundbeispiele-und-re-amping/ aber ich poste auch gern hier über Ergebnisse falls erwünscht.

Gruß,
Simon
 
Wie ist eure einschätzung bzgl. impedanzen.
Da muss ich nichts schätzen: die spielen hier schlichtweg *keine* Rolle. [1]
Es geht hier nur um Pegel und galvanische Trennung.

Deshalb braucht man am Ausgang des Bodentreters i.A. auch keine zweite DI-Box:
Quelle[Soundkarte] -> ReAmpBox -> Bodentreter -> Gain+LineIn[Soundkarte]
Der Eingang der Soundkarte muss dabei 15...30dB aufholen können, das ist meistens kein Problem, ggf. sitzt da ein Mischpult zwischen, das kann das.
Eine DI-Box würde hier den Pegel noch weiter abschwächen - damit er für einen Mikro-Eingang passt - und eine weitere galvanische Trennung einbauen, die man i.A. abschalten wird, da der Bodentreter sonst eine "fliegende" Masse hat, das gibt dann wieder mehr Brumm.

Die galvanische Trennung gegen den Brumm hat man mit der ReAmpBox schon erledigt, die braucht man (meistens) nur auf einer Seite. Es sei denn man betreibt den Bodentreter nicht aus Batterie oder Wandwarze, dann kann es komplizierter werden.

[1] Das kann man auch nicht diskutieren, nur nicht verstanden haben. DAS hat dann aber in diesem Thread nichts zu suchen.
 
Hi, ich will es ja auch nicht diskutieren. Wenn ich es richtig verstehe brauche ich also eher noch nen klangneutralen Booster vor dem Soundkarteneingang.
 
Jetzt mal eine ganz dumme Frage: Reicht nicht eine normale, passive DI-Box Link-Buchse mit Pad-Schalter (-20db), um einen Synth an Gitarrenpedalen verzerrungsfrei zu betreiben? Ich kann doch mit dem Synth in den Klinken-Eingang der Box gehen und von deren Link-Output dann ins Pedal. Wozu brauche ich dann noch diese Reamping-Umbau-Geschichte? Klärt mich auf :).
Peter
 
Steht doch oben: geht im Prinzip auch ohne Umbau, man braucht aber, zumindest für diese Box, ein seltenes Kabel.
Das Pad wird durch den Umbau sinnvoll nutzbar.
Der Frequenzgang nach dem Umbau ist linear.

Das ist also mehr was für Leute, denen das Löten keine Probleme bereitet, und die ein gute und kostengünstige Lösung wollen. Man *muss* das nicht umbauen...

Und: Die zweite Klinke ist im Original hier parallel zur ersten Klinke, die macht also nix zielführendes.
 

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