NickLimegrove
Flexiganer
https://www.heise.de/news/OVH-Feuer...assburg-ein-weiteres-beschaedigt-5076320.htmlEin Feuer in einer Anlage des französischen Cloud-Anbieters OVH hat in der Nacht zum Mittwoch offenbar ein ganzes Rechenzentrum zerstört und ein weiteres zumindest teilweise. Dem Unternehmensgründer Octave Klaba zufolge brannten das Rechenzentrum SBG-2 und darüber hinaus zumindest Teile von SBG-1. Zwar sei der Brand inzwischen gelöscht, aber noch könne man das Gelände in Straßburg nicht betreten. Die vier Rechenzentren SBG-1, SBG-2, SBG-3 und SBG-4 würden am Mittwoch nicht neugestartet. OVH empfiehlt betroffenen Kunden, den "Disaster Recovery Plan" zu aktivieren.
Ich beneide natürlich niemanden um die Schäden, die dieser Unfall hier verursacht hat. Trotzdem oder deswegen wirft er ein interessantes Schlaglicht auf einen nicht ganz unbedeutenden Aspekt unseres durchtechnisierten Alltags -- jedenfalls, wenn man's so betrachtet wie in diesem Artikel hier:
Rechenzentrum in Flammen: Am Rhein brennt Europas Datenschatz
Ein ikonisches Bild: Europas größtes Rechenzentrum geht in Flammen auf, viele Daten sind für immer verloren. Was bedeutet das für uns Internetnutzer?
www.faz.net
Zu den beruhigenden Vorstellungen des Internet-Zeitalters gehört die Idee, dass unsere Daten in einer „Cloud“, einer „Wolke“, gespeichert und so auf eine geradezu himmlische Weise gesichert sind. (...) ortlos, unangreifbar, unlöschbar.
(...)
Nun könnte man das als einen spektakulären Unfall ohne fatale Folgen abtun, wenn die Daten tatsächlich, wie es die Cloud-Rhetorik nahelegt, anderswo gespeichert und über andere Data Center weiterhin abrufbar wären. Das ist technisch auch möglich – aber offenbar hatten etliche Kunden aus Kostengründen auf derartige Sicherheitsnetze verzichtet, da sie bei OVHcloud kostenpflichtig dazugebucht werden müssen. Erhebliche Datenmengen sind für immer verschwunden; wie viele, wird noch ermittelt. Die ersten, die einen irreversiblen Totalverlust anzeigten, waren die Großkanzlei Leroi&Associés und der Computerspiel-Anbieter Facepunch, der alle in der Europäischen Union befindlichen Server für sein beliebtes Survival-Spiel „Rust“ nach eigenen Angaben vollständig verloren hat, weil es kein Backup für die serverseitigen Daten gibt.
(...)
In den Flammen ging aber mehr auf als nur die Hoffnung auf einen guten Börsenstart; auch das Bild der appleweißen „Cloud“ an sich verwandelte sich in eine ziemlich dunkle, menetekelhafte Rauchsäule. Der Unfall zeigt, dass es dringend eine öffentliche Diskussion darüber geben müsste, wo, von wem, unter welchen Bedingungen und wie sicher unsere Daten gespeichert werden. Viele Kunden und auch Politiker, das zeigt der Unfall, verstehen offenbar schon rein technisch überhaupt nicht, was in den Hallen der Cloud-Betreiber mit ihren Daten passiert – und was nicht. Die Tatsache, dass Daten der Treibstoff und der größte ökonomische Schatz des digitalen Informationszeitalters sind, steht in einem krassen Gegensatz zur Unbesorgtheit, mit der normale Bürger aus reiner Genervtheit und Bequemlichkeit heraus den „Alles akzeptieren“-Button drücken und Unternehmen wie auch staatliche Einrichtungen ihre Daten privaten Firmen anvertrauen, ohne sich genauer mit Fragen der Sicherung zu befassen. Dass Rechenzentren oft in anonymen Kistenarchitekturen untergebracht sind, in denen sich auch Paketauslieferungsdienste befinden könnten oder Lager für Diebesgut, ist auch deshalb kein Zufall: Viele wissen nicht, dass ihre Daten hier verwahrt werden, und sollen es gar nicht wissen.