15-17.Oct.2010 Donaueschinger Musiktage

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Anonymous

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Die diesjährigen Donaueschinger Musiktage finden vom 15.10. bis 17.10.2010 statt.
Poste es jetzt schon, da die Karten schnell weg sind. Die kann man beim Fremdenverkehrs-
amt in Donaueschingen voraus bestellen.

Infos gibts vom SWR auch hier:
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/- ... index.html

Der offizielle Pressetext (nicht ganz in Heimatsprache :mrgreen: ):
Deutsche Übersetzung im o. g. Link

Donaueschinger Musiktage 2010
15 – 17 October

The string quartet forms the focus of this year’s Donaueschinger Musiktage. With the Arditti Quartet from London, Quator Diotima from Paris and the JACK Quartet from New York, we have invited three string quartets representing three generations and three different cultures of interpretation. In addition, this most representative and exclusive of all chamber music genres will be integrated into the orchestra in Pascal Dusapin’s Quatuor VI «Hinterland», Hapax for string quartet and orchestra, and turned into a sound art installation in Salon Orange by Georg Nussbaumer. This concludes – for now – the trilogy on instrumental genres sponsored by the Ernst von Siemens Music Foundation, which began in 2008 with the “ensembliade”, featuring works for chamber ensemble, and continued in 2009 with orchestral pieces

In addition, we are delighted to welcome Radio Kamerfilharmonie Hilversum under the baton of Peter Eötvös for the third time. But, once again, the SWR Symphony Orchestra of Baden-Baden and Freiburg, conducted by Sylvain Cambreling and Rupert Huber, is the festival’s core ensemble. With the Stuttgart SWR Vocal Ensemble and the Freiburg Experimental Studio, it is joined by two further SWR groups.

This year’s festival will feature world and German premieres of 22 works by composers from 15 countries. Among them – posthumously – is Arc-en-ciel by Ivan Wyschnegradsky for six pianos, whose microtonal tuning system is used by Georg Friedrich Haas as the foundation for his Concerto Grosso for six pianos and small orchestra. There will also be premieres of works by Peter Ablinger, Andrzej Adamek, Aaron Cassidy, James Dillon, Brian Ferneyhough, Vinko Globokar, Alan Hilario, Felipe Lara, Liza Lim, Alvin Lucier, Philippe Manoury, Michael Norris, Klaus Ospald, Alberto Posadas, James Saunders, Simon Steen-Andersen, Marco Stroppa and others. All of these were commissioned by the Südwestrundfunk (SWR).
 
Dieses Jahr sehr wenig mit Elektronik, andererseits auch interessant zu sehen, wie
das Thema "Streichquartett" heutzutage behandelt wird.

Es werden immer viele verschiedene zeitgenössische Komponisten aufgeführt, so dass
meistens für jeden was dabei ist.
Die Liveatmosphäre ist meistens ganz gut und das Publikum hat keinen Stock im Arsch.

Jeans sind dort erlaubt :)
 
Ich meinte einfach, dass einige Namen dabei sind, die ich persönlich sehr schätze wie Dusapin, Eötvös, Huber, Wyschnegradsky, Ferneyhough, Globokar, Lucier...
 
dieses jahr kann ich leider nicht. Aber ich war 2006 da und es war super, kann ich nur jedem empfehlen. Mein Eindruck war, dass die Musiker dort selber spass hatten. Wenn man schonmal da ist sollte man auch einen spaziergang in der umgebung machen, für mich mit das schönste stück natur was ich in Deutschland kenne.

gruss
 
Wow, das ist ja ein Hammerprogramm. :shock:

Aber ob ich deswegen mehrere Tage nach Strasbourg kann - sehr fraglich.
Aber wenn ich könnte, würde ich es sofort machen.
 
Dieses Wochenende finden die Donaueschinger Musiktage statt.
Scheint wohl komplett ausverkauft zu sein
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/- ... index.html

Wie's aussieht wird in den nächsten Tagen hier gebloggt:
http://www.swr.de/blog/donaueschingen/

SWR2 überträgt den größten Teil der Konzerte der Donaueschinger Musiktage 2010 live.
Programm guckstu hier:
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/p ... index.html

Vorweg: Radio ist Sch...; muß man einfach auch sehen, wie die Klänge entstehen.
 
Markus Berzborn schrieb:
Dann wollen wir hier aber auch einen Bericht von Dir lesen. 8)

Als Konzertkritiker tauge ich sicherlich nicht. Aber einen Eindruck kann ich vermitteln:
Vorweg: meine Meinung zu den D. Musiktagen ist eindeutig persönlich geprägt und weicht sicherlich
von der Meinung sogenannter Fachleute ab. Irgendwelche Schulen interessieren mich kaum, sondern
die Wirkung der Komposition auf mich. Wie jedes Jahr habe ich mir die „Bedienungsanleitung“ gekauft,
aber erst nach der Aufführung gelesen.

Kurzversion: Klanginstallationen: vergiß es. War letztes Jahr besser.
Konzerte: viele hängen irgendeiner Schule nach und man hat das Gefühl „hab ich schon mal gehört“.
Dennoch gabs Überraschungen (s. unten).

Positiv fand ich, dass Provokationsgehabe nicht im Vordergrund stand, keine Müllautos auf der Bühne
oder ähnlichen Schnickschnack. Musik war Mittelpunkt.

Es war ein Genuß das Arditti-Quartett zu hören, unter anderem auch im Orchester eingebunden (!).
Die reinen Quartette – na ja - Geschmackssache

http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/p ... index.html

Am besten fand ich Brian Ferneyhoughs String Quartet No. 6

Enttäuscht war ich von Simon Steen-Andersens „Double Up“ für Kammerorchester und Sampler.
Erhielt viel Applaus + Bravos, hat aber Pierre Henry auch schon gemacht (Statt Sampler eben Bandschnipsel).
Fands eher öd und zu bekannt. Innerhalb der Donaueschinger Musiktage 2010 jedoch eine Abwechslung.

Gut war das hier
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/p ... index.html

Mein Favorit war das Abschlusskonzert gestern abend. Für mikrotonale Musik bin ich nun mal empfänglich:
Georg Friedrich Haas "Concerto grosso für sechs Flügel und kleines Orchester"
Hierzu waren 6 Flügel im Zwölfteltonabstand (nicht 12-Ton!) gestimmt. Das ganze dann mit Orchester.
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/p ... index.html

Ein Stück voller psychoakustischer Effekte. Man glaubte gelegentlich einen Frauen- und auch Männerchor zu hören wo kein Chor war. Der Komponist hat gänzlich neue Klangfarben durch die unterschiedliche Stimmung der Klaviere und restlichen Orchesterinstrumente kreiert. So war z. B. das Fagott kaum noch als Fagott wahrnehmbar, sondern als Teil des Klanggemischs. Ich bezweifle, dass diese Effekte auf einer Aufnahme auch nur annähernd rüberkommen.

Gute Nachricht: Haas erhielt den Kompositionspreis und sein Stück wird ins Orchester-Repertoire aufgenommen.

Hier noch ein Überblick:
http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/p ... index.html
 
Zwölftelton - das ist schon extrem. Viertel- und Sechselton habe ich bereits verschiedentlich gehört, da ist ja z.B. Alois Haba ein Pionier. Aber Zwölftelton mit AKUSTISCHEN Instrumenten ist schon sehr ambitioniert. Da könnte ich mir vorstellen, dass teilweise schon die Grenzen zwischen dieser exakten Stimmung und den Schwankungen durch unterschiedlichen Anschlag oder Bogenstrich verschwimmen.
Mikrotonalität fasziniert mich auch. Das ist ja eine noch kaum erforschte Welt, gerade in harmonischer Hinsicht. Aber es ist eben halt auch sehr aufwendig, daher beschäftigen sich nur wenige damit.
 
Markus Berzborn schrieb:
Zwölftelton - das ist schon extrem. Viertel- und Sechselton habe ich bereits verschiedentlich gehört, da ist ja z.B. Alois Haba ein Pionier. Aber Zwölftelton mit AKUSTISCHEN Instrumenten ist schon sehr ambitioniert. Da könnte ich mir vorstellen, dass teilweise schon die Grenzen zwischen dieser exakten Stimmung und den Schwankungen durch unterschiedlichen Anschlag oder Bogenstrich verschwimmen.
Mikrotonalität fasziniert mich auch. Das ist ja eine noch kaum erforschte Welt, gerade in harmonischer Hinsicht. Aber es ist eben halt auch sehr aufwendig, daher beschäftigen sich nur wenige damit.

Schon das verschieben der Flügel auf der Bühne, dürfte einen Strich durch die
Rechnung machen...aber gut wars! :lol:
 
Markus Berzborn schrieb:
Zwölftelton - das ist schon extrem. Viertel- und Sechselton habe ich bereits verschiedentlich gehört, da ist ja z.B. Alois Haba ein Pionier. Aber Zwölftelton mit AKUSTISCHEN Instrumenten ist schon sehr ambitioniert. .

Irritierend ist die Tatsache, dass man einen Flügel gar nicht so weit "spreizen" kann, da ja die
Saitenlänge - theoretisch - auf Halbton ausgelegt ist und solche "Toleranzen" gar nicht verkraften kann.
Daher die 6 Flügel. Die "Leadstimme" (mir fällt grad nix Besseres ein) wird auf 6 Spieler verteilt; je
nachdem, welcher Flügel den benötigten Mikroton besitzt.

Da wäre der Einsatz von Synthesizern und Computern angebrachter und wohl auch genauer vom
Tuning.
 
Du erwähntest auch Brian Ferneyhough. Den höre ich sehr gerne.
Das ist ja so ziemlich das Gegenteil von Minimal Music, könnte man sagen. :D
Unglaublich komplex. Aber das Arditti Quartet macht das wirklich gut, ich habe schon einige Ferneyhough-Quartette von denen gehört.
Das heißt, die spielen eigentlich alles gut. Irvine Arditti kann man ja praktisch gar nicht überfordern technisch, der spielt das wildeste Zeug.
Er hat ja auch die Freeman Etudes von John Cage mehrfach im Konzert präsentiert, die bis dahin als unspielbar galten.
 
dotterl schrieb:
Markus Berzborn schrieb:
Irritierend ist die Tatsache, dass man einen Flügel gar nicht so weit "spreizen" kann, da ja die
Saitenlänge - theoretisch - auf Halbton ausgelegt ist und solche "Toleranzen" gar nicht verkraften kann.
Daher die 6 Flügel. Die "Leadstimme" (mir fällt grad nix Besseres ein) wird auf 6 Spieler verteilt;

Ist mir schon klar, das ist aber auch aus einem anderen Grund praktikabel: Selbst wenn es möglich wäre (theoretisch ginge es mit einem speziell dafür konstruierten Flügel), zwei nebeneinanderliegenden Tasten auf der Klaviatur statt einem Halbton- einen Zwölfteltonschritt zuzuordnen, könnte der Pianist mit einer Hand nur noch sehr kleine Intervalle spielen. Würde er eine Oktave greifen, käme dabei klanglich nur noch eine große Sekunde heraus. Das würde die kompositorische Freiheit also auf einer technischen Ebene schon arg einschränken.
Ives hat bei seinen Quarter Tone Pieces auch schon zwei um einen Viertelton gegeneinander verstimmte Flügel genommen. Das war ja noch recht simpel.
Haba hat seinerzeit teilweise spezielle Instrumente bauen lassen, Klaviere mit mehreren Manualen, Blasinstrumente mit speziellen Zusatzklappen und ähnliches. Aber das kostet natürlich erst mal Geld und dann muss man auch noch Musiker finden, die überhaupt Lust haben, sich damit zu beschäftigen.
 
Markus Berzborn schrieb:
Du erwähntest auch Brian Ferneyhough. .

Gestern hatte ich mal wieder das Gefühl - u. a. auch bei dem Streichquartett Nr. 6 - dass die
Musik doch nicht tot ist ;-) und sich - wenn auch nur in kleinen Schritten - etwas tut. Es gibt da Leute,
die abseits von den großen Namen, experimentieren und Gelungenes präsentieren können. So wie Herr Haas,
dem selbst eingefleischte Synth-Freaks etwas hätten abgewinnen können.

Namen wie James Dillon, Peter Ablinger, Mathias Spahlinger, Ferneyhough etc. dürften die wenigsten
"Erst-Neue-Musik-Begegner" kennen; meistens geht es um die Großen, wie Cage, Stockhausen, Xenakis etc.
Es ist schade, wenn man sich die anderen durch die Lappen gehen läßt.

Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder hinpilgern. Das habe ich noch gefunden:

"Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden vom 14. bis 16. Oktober 2011 statt. In der Planung sind 14 Uraufführungen von Komponistinnen und Komponisten aus elf Nationen, darunter neue Werke von Pierluigi Billone, Andreas Dohmen, Saed Haddad, Lars Petter Hagen, Jonathan Harvey, Clara Maida, Wolfgang Mitterer, Sarah Nemtsov, Wolfgang Rihm, Rebecca Saunders, Iris ter Schiphorst, Hans Thomalla u. a. Alle Kompositionen entstehen im Auftrag des Südwestrundfunks."
 
Bei einer Aufführung eines Werks von Peter Ablinger habe ich mal selbst mitgemacht, das war 2008 in Köln.
Auf einer rein klanglichen Ebene hat es mir gefallen, aber mir ist bis heute nicht klar, was er mit dem Stück eigentlich zum Ausdruck bringen wollte. :lol:
Es hatte anscheinend schon irgendeinen gesellschaftskritischen Anspruch, denn im gesungenen (oder besser gesagt gesprochenen) Text ging es u.a. um Preise und Produktion von Lebensmitteln. Nur konnten die Zuhörer den Text sowieso nicht verstehen, weil Ablinger den mit seinen zugespielten Rauschsignalen übertönte (nicht versehentlich, sondern absichtlich). Er arbeitet ja viel mit weißem und gefiltertem Rauschen.
 
Vor vielen Jahren mal ein Ablinger-Konzert mit "Elektronik live" in Donaueschingen erlebt.
War ein ziemlich statisches Klanggewabere; hinterher hatten nicht wenige Leute Schädel-
brummen bzw. Kopfweh...
 
dotterl schrieb:
hinterher hatten nicht wenige Leute Schädelbrummen bzw. Kopfweh...

Könnte auch Absicht sein.
Ich kenne mich jetzt mit dem Gesamtwerk von Ablinger nicht so gut aus, aber z.B. von Maryanne Amacher gibt es elektronische Stücke, deren Frequenzen bewusst so gewählt sind, dass sie bestimmte Bereiche des menschlichen Hörapparates zum Resonieren bringen. Mit anderen Worten: Man hört Dinge, die gar nicht in der Musik sind, sondern die sozusagen im eigenen Körper passieren. Das ist sehr interessant. Das Klangbild ändert sich dann auch je nach Kopfhaltung - und jeder hört so ein Stück auch anders, weil natürlich die Menschen nicht identisch "gebaut" sind.
 
Markus Berzborn schrieb:
dotterl schrieb:
hinterher hatten nicht wenige Leute Schädelbrummen bzw. Kopfweh...

Könnte auch Absicht sein.
Ich kenne mich jetzt mit dem Gesamtwerk von Ablinger nicht so gut aus, aber z.B. von Maryanne Amacher gibt es elektronische Stücke, deren Frequenzen bewusst so gewählt sind, dass sie bestimmte Bereiche des menschlichen Hörapparates zum Resonieren bringen. Mit anderen Worten: Man hört Dinge, die gar nicht in der Musik sind, sondern die sozusagen im eigenen Körper passieren. Das ist sehr interessant. Das Klangbild ändert sich dann auch je nach Kopfhaltung - und jeder hört so ein Stück auch anders, weil natürlich die Menschen nicht identisch "gebaut" sind.

Eigentlich müßte eine Schachtel Aspirin im Eintrittspreis enthalten sein? :mrgreen:
Da war mir die Psychoakustik, wie ich sie gestern erlebt habe, angenehmer!

Waren noch andere Forumsleute in Donaueschingen?
 
Beim Stöbern noch auf das Eine oder Andere gestoßen. Werde hier
so ne Art "Nachgeburt" zu den Musiktagen abliefern.

Hier aus einem Blog eines Zuhörers:
James Saunders lieferte einen Klangteppich, der manchen zwar ermüden ließ, aber dies ist kein negatives Kriterium. Die Spieler konnten einen Ton aushalten, solange sie wollten. Manche tremolierten, so dass eine innere Spannung entstand, die schließlich noch durch scheinbar elektronische Störgeräusche, welche aber von reibendem Styropor verursacht wurden, intensiviert wurde. Es erinnerte an Ambient und vielmehr noch an Clicks & Cuts-Tracks. Kein Beat, aber die Risse in dem Klangband verschoben die Wahrnehmung fern von Kontinuierlichem.
(...)

Die Stücke von Ivan Wyschnegradsky konnten nicht begeistern. Zwei kurze Stücke von 1956 und 1972 für sechs im Zwölfteltonabstand gestimmte Flügel. Es wurden Akkorde gespielt, jedes Klavier für sich. Diese traten dann „schräg“ zueinander. Ist damit das Szenario der sechs Klavier ausgeschöpft?

Dann folgte aber das neue Stück „limited approximations“ von Georg Friedrich Haas, in selber Besetzung plus Orchester. Die Cluster bei ihm erzeugten noch nie gehörte Interferenzen, teilweise enthob der Klang sich zu einem chorähnlichen Gebilde. Von Klavierklängen fehlte teils jede Spur. Das Orchester holte diese Auswüchse stets wieder ins Tonale zurück, auf einen stehenden Ton. Was man von solcher Metaphysik halten soll, muss wohl jeder selbst entscheiden. Aber immerhin hat sie zu solchen Klangphänomenen geführt. Wie erwartet ging dann auch der Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchester an Georg Friedrich Haas. Kein Wunder bei dem Aufwand…
*
Anmerkung: Die Nachmittagskonzerte am Sonntag hatten tatsächlich etwas von Ambient und Klangteppichen.
Hat mich dann doch verblüfft.
 


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