Kompressor

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Kompression

Warum

Einzelsignale werden komprimiert, um den Dynamikverlauf insgesamt zu glätten und somit leise Passagen verständlicher (weil lauter) zu machen, ohne dass laute Passagen zu laut oder unangenehm wirken. So besitzt beispielsweise die menschliche (Sing-) Stimme naturgemäß ein hohes Maß an Dynamik, die es in unbearbeiteter Form problematisch macht, den Gesang in einer typischen Pop-Mischung gegenüber den restlichen Spuren in den Vordergrund treten zu lassen. Mittels eines Kompressors können diese Pegelschwankungen ausgeglichen werden, wodurch ein stetig hoher Durchschnittspegel und somit eine deutlich verbesserte Signalpräsenz erzielt wird. Auch zur Einhaltung der technischen Grenzen bei einer Musikaufnahme kann ein Kompressor eingesetzt werden (Vermeidung von Übersteuerungen besonders bei der digitalen Aufnahme). Hierbei wird das Originalsignal vor der Aufnahme in der Dynamik begrenzt. Einzelsignale perkussiver Instrumente, beispielsweise Drums, werden auch zur gezielten Klangbearbeitung komprimiert. Durch Einstellen einer längeren Attack-Zeit bleibt das Anschlaggeräusch unbearbeitet und lässt sich dadurch unabhängig von der Ausschwingphase einstellen, indem letztere durch ein passend gewähltes Kompressionsverhältnis heruntergeregelt wird.

Wird statt des Originalsignals zur Steuerung ein fremdes Signal eingesetzt, spricht man von „Sidechain“ oder „Ducking“. Hierbei wird das Originalsignal heruntergeregelt, wenn der Pegel des Steuersignals steigt. Typischer Anwendungsfall ist die automatische Herunterregelung der Musiklautstärke bei Ansagen des Moderators oder DJs im Radio. Daher haben einige DJ-Mischpulte eine solche Funktion direkt eingebaut (Talkover). Einige Stilrichtungen der Clubmusic verwenden als Stilmittel eine im Takt der Bassdrum pumpende Lautstärke innerhalb bestimmter Passagen eines Musikstücks. Um diesen "Ducking"-Effekt zu erzielen, wird das Signal der Bassdrum (oder, alternativ dazu, ein timeclockgesteuerter 4/4-Puls) dem Sidechain-Eingang des speziell zu diesem Zweck eingebundenen Kompressors zugeführt.

Der Kompressor im Studio

Grundlagen

Ein Kompressor dient dazu Lautstärkeunterschiede zu verkleinern. Hierzu sollte er die folgenden Regler besitzen : Ratio, Threshold, Attack & Release.

Ratio gibt die Komprimierungsstärke an. Ein Ratio von 2:1 bedeutet, dass die Lautstärkeunterschiede am Ausgang des Kompressors nur noch 1/2 so groß sind wie am Eingang. 4:1 bedeutet folglich eine Reduzierung auf 1/4. Threshold gibt den Pegel an, ab dem der Kompressor anfängt zu arbeiten. Attack ist die Geschwindigkeit, mit der der Kompressor auf Lautstärkeunterschiede reagiert. Release ist die Zeit, die dem Kompressor zur Verfügung steht, um einen Regelvorgang abzuschließen, wenn das Signal unter den Threshold-Level fällt. Zusätzlich besitzt ein Kompressor noch einen Regler namens Level, Gain bzw. Markupgain. Dieser wird benötigt, um die endgültige Lautstärke des Signals nach der Komprimierung einzustellen und ggf. einen Schalter "Auto", der Attack & Release über eine Automatik einstellt.

Einige Kompressoren bieten darüber hinaus noch an die Kompression von "hard knee" auf "soft knee" zu ändern, ggf. auch in Zwischenschritten. Hiermit ist gemeint wie abrupt die Kompression einsetzt. "Soft knee" hört sich natürlicher an und sollte deshalb bei Vocals auch benutzt werden. Bei Instrumenten, die den Kompressor eher als Effekt einsetzen darf es stattdessen "hard knee" sein. Allerdings gilt auch hier wie überall: Ausprobieren!

Anwendung

Die Kunst ist es nun den Kompressor im Sinne eines durchsetzungsfähigen Sounds einzusetzen. D.h. wir dürfen das Signal nicht totkomprimieren. Musik ohne Dynamik hört sich nicht besonders lebendig an! Andererseits möchten wir den einzelnen Spuren etwas mehr Druck geben.

Typische Parametereinstellungen

Um den Kompressor für den jeweiligen Anwendungsfall auf sinnvolle Werte vorab einzustellen, hier eine Tabelle.


ATTACK. RELEASE. RATIO. KNEE

  • Bass mit Attack. 25 ms. 25 ms. 4:1 oder höher. Hard
  • Bass (getragen) 100 ms - 500 ms. 100 ms - 500 ms. 4:1. Hard
  • Bassdrum, Snare. 25 ms. 25 ms. 4:1. Hard
  • Becken. 25 ms. 1 sec - 2 sec. 2:1 - 10:1. Hard
  • Blech-Bläser. 25 ms. 25 ms. 5:1 oder höher. Hard
  • Gesang. 25 ms - 100 ms. 100 ms - 500 ms. 2:1 - 4:1. Soft
  • Gitarre (elektrisch)25 ms. 1 sec - 2 sec. 4:1 oder höher. Hard
  • Gitarre (akustisch) 100 ms - 500 ms. 100 ms - 500 ms. 4:1. Medium

Den Threshold des Kompressor stellen wir so ein, dass im Durchschnitt zwischen 4 und 6dB Gain-Reduzierung vom Kompressor angezeigt wird.