Numerology
Mac OSX Software Step Sequencer by Five12
http://www.sequencer.de/syns/five12/Numerology.html
deutsch - Minitest
Five12 – Numerology 1.43 Modularer Step-Sequenzer Wenn die großen Hersteller lange Zeit einen bestimmten Kurs fahren, gibt es oft Funktionen, die vernachlässigt werden. Besonders bei den Sequenzern gibt es diese Defizite schon längere Zeit. Seid den Neunzigern wurden faktisch alle Steuersignale oder Midi-Funktionen nicht weiter entwickelt, obwohl gerade elektronische Musik sehr auf diese Möglichkeit baut. Das bringt auch Gegenbewegungen auf den Plan. Numerology ist ohne Frage ein solches Produkt aus dem Underground gegen die gewöhnliche „Bandmaschinen-Philosophie“, die fast nur noch auf Audio basiert. Numerology füllt also eine lange leer gelassene Lücke, in der sicherlich sogar noch mehr Platz ist.
Irgendwie anders
Numerology ist nicht nur ein Step-Sequenzer, er bietet auch AU (Audio Units) Unterstützung für Software-Synthesizer und Effekte, so braucht man nicht zwangsweise einen Hardware Klangerzeuger. Er kann Midi-Befehle senden und empfangen und verarbeiten. Genau hier startet, was die „Audio-Front“ auf der anderen Seite verschlafen hat. Das Mac-Programm bietet Module an, mit denen Noten, Anschlagdynamik, Gates und Controller erzeugt oder verändert werden können. Jeder Parameter in einem Synthesizer an Bord oder am Midi-Hafen anliegend, kann angesteuert werden. Der Kern sind die Sequenzermodule für Tonhöhe, Gate-Zeiten (Notenlänge) und Velocity. Sie bieten Regler im Stile analoger Sequenzer an. Jeder Step ist eine Note, Notenlänge, ein Controllerverlauf oder auch eine Steuerung für ein anderes Sequenzermodul. Genau genommen ist es natürlich erst ein Verlauf, wenn mehr als ein Step dafür verwendet wird, den dies sind die musikalischen Informationen. Was sie steuern ist frei, jeder musikalische oder klangliche Parameter, der per Midi verschickbar ist, ist möglich. Sie können frei verwendet werden und bei jedem Step zwischen dem ersten und dem zweiunddreißigsten starten oder enden.
Fort-Schritte Das generelle Konzept von Numerology basiert auf einer Zusammenstellung von Gruppen, in denen beliebig viele Sequenzer-Linien arbeiten können. Alle Einstellungen dieser Lines und auch der Verknüpfungen können komplett als Preset abgespeichert werden. Die Verbindungen sind per Pull-Down-Menü erreichbar. Selbstverständlich wird jedes neu generierte Modul ebenso als Ziel und Quelle auftauchen, sobald man es in die Gruppe geschoben hat. Es gibt in einem Extrafenster eine Balkendarstellung aller Gruppen, die an die Zeitleisten-Darstellung bekannter Sequenzer erinnert. Sie stellt pro Gruppe in Balkenform dar, wann welche Einstellungen (welches Preset) aus den gespeicherten Einstellungen ablaufen soll. Dazu kann auch die Zeitspur (Clock Group) moduliert und beeinflusst werden. Die Track-Ansicht ist also die Gesamtübersicht über das Arrangement und Timing eines Songs, aber auch die Struktur und die Musikdaten. Eine Gruppe ist damit weit mehr als ein Abspieltrack in bisherigen Sequenzern. Dies ist der deutlichste Unterschied zu anderen Sequenzern, denn hier enthalten die Sequenzen in der Zeitleiste nur Musikdaten und Controller und ändern ihre Struktur nicht oder modulieren andere Spurenteile, was auch für deren Ablaufgeschwindigkeit gilt. Die Komplexität einer solchen Gruppe ist mehr als eine „Spur“ eines gewöhnlichen Sequenzers. Übrigens kann jedes Modul aus jeder Group als Modulator eines Moduls in einer anderen Group sein. five12 numerology sequencer Konzept Jeder kennt Darstellungen anderer Hersteller, wo an einer Zeitleiste mehrere Spuren dargestellt werden und parallel ablaufen. Numerology stellt nicht die Notenwerte oder Controller symbolisch als Balken dar, sondern die aktuell gewählten interaktiven Verschaltungen und natürlich die Noten, Controller und Timingwerte zusammen als „Speicherplatz-Schnappschuss“. Ein anderer Schnappschuss kann nur ein leicht geändertes Ablaufschema oder nur etwas andere Reglerstellungen beinhalten, jedoch auch eine komplett andere Verschaltung derselben Module, was pro Preset nicht unterschieden wird. Dies kommt eher einem Umschalten eines Klangprogramms in einem Modular-Synthesizer gleich. Die Step-Sequenzer sind nicht immer lineare 32 Notenwerte, die einfach nacheinander abgespielt werden. Damit ist das Bandmaschinen-Prinzip hier altes Eisen. In Numerology wird diese einzelne musikalische Funktion eines Werte durch andere Teilungen oder Taktung verändert, Zeit und Länge können getrennt verarbeitet oder erzeugt werden.
Sequenzer-Line Funktionen Jede Line hat einen Clock-Eingang (Taktung), eine Richtung (vorwärts, rückwärts, zufällig, alternierend), eine Teilung (wie schnell wird ein Schritt durchlaufen), die von der Clock abgeleitet wird und Trigger-Eingänge und Trigger Modes (Weiterschaltung der Steps). Auch für die Clock-Teilung gibt es einen Steuer-Eingang. Dazu gibt es eine Synchronisationsfunktion, die nach einer einstellbaren musikalischen Zeit diese Line zum Rest neu einstarten kann, da die Lines nicht zwangsweise gleichtaktig synchron sein müssen. Natürlich gibt es auch die eingestellten (maximal 32) Werte selber, die auch optisch im Mittelpunkt stehen. Jede Line kann ihr eigenes rhythmisches Verhalten haben und kann auf Wunsch zeitlich nicht an die Haupt-Clock gebunden sein. So kann man beispielsweise nach drei Takten eine Line wieder rücksetzen oder polyrhythmische Gebilde aufbauen, ohne einen Line-Neustart im Verhältnis zu anderen Lines oder der Haupt-Clock zu erzwingen. Die Teilung kann von vier Takten über die üblichen Viertel bis auf ein 256tel verkürzt werden, auch triolische Varianten sind möglich. Allein das ist mit keinem herkömmlichen Software-Sequenzer möglich. Nimmt man nun eine weitere Line, die die Taktung moduliert, so können sehr abstrakte Taktungen mit 256tel-Salven, direkt gefolgt von gemächlichen Sechzehnteln ablaufen. Diese Abfolgen können an der taktgebenden Line eingestellt werden und müssen nicht symmetrisch sein. Man würde hierzu demnach zwei Lines benötigen (Die Noten und Teilungen steuert je eine Line). Auch könnte eine Sequenzer-Zeile dazu dienen, nach einem kompletten Durchlauf die Tonart zu wechseln , Controllerwerte abzufeuern oder gar NRPNs abzuschießen. Diese NRPNs werden in einigen Synthesizern dazu verwendet, höhere Parameterauflösungen zu erzielen. (Als Beispiel sei nur der Alesis Andromeda genannt, der dadurch statt der Midi-üblichen 128 Stufen derer 16384 bekommt). Neben den reinen Sequenzer-Lines gibt es auch LFOs und 2D-Pads. Sie erzeugen kontinuierliche Signale, die sich beliebig im Sequenzer-Patch einsetzen lassen, denn sobald man das neue Modul in das Hauptfenster gezogen hat, tauchen sie in allen Auswahlmenüs auch als Quelle auf. Es ist also einfach, ein „Sequenzer-System“ zu basteln. Es gibt natürlich auch ein Programmwechsel-Modul, um die Soundprogramme umzuschalten. Weitere Module gibt es zur Auswahl: five12 numerology sequencer Modulschau in Numerology 1.43 Sequenzer-Lines: Matrix mit Arpeggiator, eine Art Piano-Rollen-Darstellung Drum-Line für zwei nicht-tonale Instrumente Pitch, der klassische Tonhöhen-Sequenzer Gate, Notenlängen Velocity, Anschlagdynamik Control, gedacht für die Modulation diverser Klangparameter, wie etwa des Filter-Cutoff Divide, wie lang soll ein Step sein? Minimal ein 256tel ist möglich. Vierspur-Varianten für Velocity oder Pitch Signalbearbeitung Groove Clock, hiermit kann man zeitliche Verschiebungen innerhalb des Grooves erstellen Dual LFO, erzeugt periodische Schwingungen zur Modulation Triple XY, drei zweidimensionale Felder zur Steuerung von jeweils zwei Parameter Signal Processor, kann Signale umdrehen und verformen Mixer/Scope, mischt Signale zusammen und macht sie sichtbar auf einer Art Oszilloskop Param Mod, zur zusätzlichen Modulation jedes Parameters und Skalierung Signal Switch, Signalumschalter MIDI Eingang und Ausgang, auch mehrfach (als „Multi Ausgang“) Fader Box Controller und NRPN Sender Pitchbend und Program-Change Merger, mischt Midisignale zusammen Switch, Midi bedingter Schalter five12 numerology sequencer Planet der Visionen Im Fazit arbeitet Numerology losgelöst vom schlichten linearen Durchlauf einer Zeitleiste mit mehreren abhängigen Spuren. Es gibt zur Zeit kaum vergleichbare interaktive Software für den Mac. Für die andere Plattform gibt es einfachere oder anders konzipierte Software, wie ERA oder SQ4. Der nächstliegende Vergleich ist der Manikin Schrittmacher (Hardware), er bietet jedoch nicht ganz die Fülle an Funktionen oder Menge an Presets und liegt preislich in der Nähe eines kleinen Computers (inklusive Numerology), jedoch ist der Zugriff durch dessen Dreh-Druck-Knöpfe direkter und schneller. Numerology bietet jedoch viel Steuerung via Midi (siehe Interview). Freunde von experimentellen Musikstilen werden Gefallen an Numerology haben, zumal hier Zeitverschiebungen und Versatz möglich ist, die der gewöhnliche Sequenzer von der Stange nicht liefert. Extrem beschleunigte Hi-Hats im Aphex-Twin-Stil rattern lassen ist kein Problem, wie auch einfache Sequenzer-Melodien à la Klaus Schule oder Tangerine Dream. Dazu kommt der Vorteil der AU-Einbindung. So kann man sein Lieblings-Plug-in direkt nutzen und im Powerbook mitnehmen. Hardware lässt sich bequem steuern und synchronisieren. Der Preis ist sehr fair. Sehr erfreulich ist auch die große Flexibilität der Verschaltungen und Möglichkeiten, die weit über das alte „abtuckern“ von Tangerine-Dream-Sequenzer -Linien hinaus gehen kann. Die Step-Regler-Werte können sehr schnell um einen Step nach links oder rechts verschoben werden oder ihre Richtung wechseln, so wie auch ihre Geschwindigkeit und Taktung. Die Begrenzung auf 32 Steps ließe sich durch ankoppeln mehrerer Lines und etwas geschickter Verkopplung durchaus lösen, vielleicht kommt hier aber noch ein Update? Definitiv ein Konzept, was sich für viele elektronische Musikstile lohnt. Die Sequenzer-Lines sind übrigens auch steuerbar (siehe Interview).
Hersteller: five12 Web: www.five12.com Preis: ca 76 Euro System: Mac OS X
+ extrem flexibel + hohe Auflösung + günstig o live performance mit Maus gewöhnungsbedürftig..
Konkurrenz Hardware: Manikin Schrittmacher www.manikin.de