DiscoDSP PhantomDie Features sind:
Phantom:
-FM-Synthese mit vier Operatoren,
wahlweise als PM (Phase Modulation) oder FM (Frequenz-Modulation)
-Effekte: Delay, Chrous, Reverb
-Jeder Oszillator, Pitch und Filter haben einen LFO und Hüllkurve (6x)
-Importiert Yamaha vier-OP-Synth-Sounds
Phantom 1.2
Wieder erinnert der Name an ein Fluggerät, ein altes Düsenflugzeug der Luftwaffe mit großem Bodendrang. Bevor wir zu militärisch werden: Dieser Synthesizer ist ein FM-Synthesizer, der auch Klassiker importieren kann, jedoch deutlich weniger den Charakter einer Emulation hat. Die besagten Klassiker sind die Yamaha-Synthesizer der vier-operatorigen Generation der Achtziger Jahre (namentlich DX21, DX27, DX100), jedoch wird im Folgenden klar werden: Sie sind eher eine kleine Schnittmenge des phantomaren Könnens (sic!). Auch hier wurde die Importfunktion nicht überprüft.
Mehr Phantome in die Oper!
Auch hier ist das Grundprinzip relativ schnell erklärt, denn es basiert auf einer Kombination aus zwei Syntheseformen, die es schon längere Zeit gibt:
Frequenzmodulation und Phasenmodulation und subtraktive Synthese.
Letztere kennen sicher alle bereits, hier „haut“ der Klangbildhauer mittels eines Filters so lange „Kerben“ in ein obertonreiches Material, bis es dem Ziel ähnlicher ist. Die Frequenzmodulation nutzt Sinusoszillatoren. Ein Filter kann einen Sinus nicht mehr beeinflussen (Für Experten: Genau genommen kann ein Filter die Phasenlage verändern, Sinuswellen haben keinerlei Obertöne, diese werden erst durch die Modulation eines weiteren Oszillators erzeugt, diese können natürlich gefiltert werden). Die Frequenz des modulierten zweiten Oszillators wird durch den ersten Oszillator gesteuert. Der Kern ist genau dies, denn dadurch lassen sich eine Vielzahl von Obertonspektren erzeugen, die von metallisch über glockenhaft bis schrill sein können. Vom Piano zur „fieselnden“ Säge. Integriert man nun einen weiteren Oszillator und moduliert mit ihm einen der Oszillatoren, so bilden diese beiden ein komplexeres Spektrum, welches gewisse Obertonstrukturen steuerbar macht. Bis zu vier Oszillatoren können auf verschiedene Weisen sich gegenseitig modulieren. Da die Grundlage der Steuerung dieser Klangveränderung einfach in der Stärke der FM liegt, reicht es die Lautstärke des modulierenden Oszillators in seiner zu regeln. Das geschieht mit einer Hüllkurve, die jeder Oszillator besitzt. Jetzt fehlt nur noch die Rezeptur, welcher Oszillator welchen moduliert. Das ist der Algorithmus der Verbindungen der Oszillatoren. Ihn kann man in der unteren Bildmitte einstellen und bekommt einen kleinen Verschaltungsplan. Yamaha nannte dies Algorithmus. Allein die genannten Dinge sind bereits die Bestandteile der frühen Yamaha FM-Synthesizer. Etwas seltsam ist jedoch das Fehlen fester Frequenzen (fixed Frequency), damit dürfte der Import zu einem Würfelpuzzle werden. Ein bisschen mehr Punch wäre wünschenswert..
Neues im Westen?
Phantom bietet die Tonhöhenmodulation aller Oszillatoren zugleich, was per Hüllkurve oder LFO erreicht wird, denn jeder Oszillator, die Gesamt-Tonhöhensteuerung und Filter besitzt einen eigenen LFO und eine Hüllkurve der Form ADSDR. Bei dieser Form wird nach mit Sustainpegel in der Zeit „Decay 2“auf Null abgesenkt, während eine Taste gedrückt wird, also eine zweite Decay-Phase. In der „Infinite“ (für immer) Stellung bleibt der Pegel, wie bei einer normalen ADSR Hüllkurve auf Sustain-Niveau, bis die Taste losgelassen wird, um mit Release-Zeit auf Null zurückzufallen.
Während diese Hüllkurvenform bei den Yamahas ebenfalls Verwendung fand, gibt es neben der unglaublichen Menge von LFOs auch weitere Funktionen.
Bevor es dazu kommt jedoch noch ein Wort zur Phasenmodulation, die alternativ zur FM gewählt werden kann. Phasenmodulation (PM) ist faktisch bei schnelleren Modulationen der FM sehr ähnlich. Sie wurde von Casio in den Achtzigern verwendet, möglicherweise, um nicht mit dem Konkurrenten Yamaha in einen Rechtsstreit zu geraten. Casio verwendete dasselbe Prinzip, jedoch steuerten sie nicht die Frequenz, sondern die Phasenlage der Oszillatoren. Blieb bei langsamer Modulation ein „Phasing“, konnte man schon ab höheren Geschwindigkeiten dies nicht mehr allzu sehr unterscheiden. Richtige FM würde beim herunterdrehen der Modulatorfrequenz ein Vibrato erzeugen. Wenn es nicht erwartungsgemäß „eiert“, hat man es also mit Phasenmodulation zu tun. Die Klangunterschiede sind schwer zu erklären, sie liegen aber in ähnlichen Bereichen, hier kann man dies frei wählen, in anderen Synthesizern hat man nur FM oder nur PM. Auch die Phasenlage kann man für jeden Oszillator wählen. Speziell hinzugekommen ist das Feedback für jeden Oszillator. Das Rückkoppeln mit sich selbst erzeugt ein zunehmend rauschähnliches Verhalten. Auch hier nur der kleine Hinweis: Bei den Originalen kann man dies nur mit einem einzigen Operator (Oszillator) tun: Pluspunkt für die „Disco-Version“.
Filtertütenimpressionen
Nach der FM-Sektion befindet sich, wie oben erwähnt ein Filter. Die reine Lehre der FM-Synthese wäre ohne Filter ausgekommen, jedoch kann man so „mal eben“ etwas herausschneiden oder mit Resonanz arbeiten, was einfach schneller geht. Das Filter lässt sich in allen üblichen Filterformen nutzen: Tief-, Band-, Hochpass oder ein Notch (Kerbfilter) sind wählbar.
Effekthascher
Klanglich sehr angenehmer Hall ist mit an Bord. Er ist für FM-Klänge „wie geschaffen“. Zusätzlich zum Hall gibt es noch Delay und Chorus. Damit ist das Konzept rund und er hat Spaß gemacht, ihn einzusetzen. Die typischen „Radio-Störfrequenzen“ bis zum berühmten FM-Klavier oder Glocken sind kein Problem, jedoch auch weit experimentelle Klänge. Eine Steigerung wäre noch durch Erhöhung der Oszillatorenanzahl und Verschaltungen möglich. Als Konkurrenz ist natürlich der „Operator“ in Ableton Live zu nennen. Er kann ähnliche Dinge, hat aber nicht so viele Feedback-Möglichkeiten, jedoch mehr Wellenformen. Preislich liegen sie in ähnlichen Bereichen. Entscheidender Unterschied ist aber die Natur des Operators als nicht-Plug-in und damit nur in Live einsetzbar, während Phantom in jedem (PC) VST-Hostprogramm zuhause ist. Der härteste Konkurrent ist sicher Loftsoft FM-Heaven, der sechs Operatoren anbietet und eine freie Modulationsmatrix, in der die Oszillatoren verschaltet werden können. Auch er liegt im gleichen Preissegment. Phantom ist sicher einfacher in der Bedienung und etwas weniger komplex, ausserdem gibt es Effekte. Über den Klang ließe sich vortrefflich streiten. Brauchbar sind sie sicher. Für Leadsounds und interessante Effekte, besonders mit Nutzung der zusätzlichen Features ist er hervorragend geeignet, nicht so sehr für Bässe und Fundamente.
Hersteller: DiscoDSP
Web:
www.discodsp.com
Preis pro Synthesizer: 86,17 Euro
System: PC, Windows (alle Versionen), VST
+ günstig
+ keine verspielte Oberfläche
+ Vertigo: hohe Qualität des Morphings
+ Phantom: LFO pro Oszillator und Pitch / Filter, guter Zugriff, interessante Klänge
+ Import von ähnlichen Synthesizern aus der Hardware-Welt
- Phantom: Nur vier Operatoren
- keine direkte Controllersteuerung
- Discovery: fehlender Drum Mode
- nicht so Bass-stark oder auch absolut nicht "fett".. punch könnte überall noch besser werden..
- keine Mac-Versionen
Konkurrenz Phantom
Ableton Operator (nur für Live 4.1 oder grösser)
www.ableton.de
(Fmheaven (Loftsoft), hat 6 OP
www.loftsoft.co.uk)