Terratec Komplexer - Test/Info
Eine MicroKuh im Softpelz?
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Vieh-tschers..
+ Software Synthesizer mit Struktur des Waldorf Micro Q
+ Importiert Micro Q Sounds
+ Drei Oszillatoren, davon zwei Wavetable-fähig
+ Vier komplexe Hüllkurven, loopbar
+ Drei LFOs, davon einer mit programmierbaren Steps
+ Zwei Multimode-Filter, parallel oder seriell inkl. Kammfilter
+ Effekte (Layer und Global für alle)
+ Arpeggiator
+ Sechzehnfache Modulationsmatrix und arithmetische Verknüpfungen
Ich will Kühe!
Terratecs Komplexer ist bereits eine Weile in aller Munde, dabei ist die Verwandtschaft mit dem Waldorf Micro Q auffällig. Verwunderlich ist es nicht, denn Stefan Stenzel programmierte die bekannten Waldorf Wavetable-Synthesizer und den Komplexer.
Vorgeschichte
Terratec stand bereits seit dem Microwave PC in Verbindung mit Waldorf. Auch für Creamware gab es Waldorf-Oszillatoren für deren DSP-Modularsystem (Pulsar / Scope). Inwiefern es weitere Produkte dieser Art gibt, wird weiter im Fokus bleiben, insbesondere nach Wiederauferstehung von Waldorf.
Struktur des Komplexers
Es gibt fünf Sektionen, davon werden vier für die Klangparameter verwendet. Die fünfte Menüoption ist eine Klangprogramm-Übersicht mit kleinem Bildschirmkeyboard und acht Makro-Reglern. Die Bedienung ist intuitiv, jeder erfahrene Synthesizernutzer wird sich schnell zurecht finden. Es ist angenehm, nicht auf irgendwelche optischen Nachbauten von Q-Synthesizern zu stoßen. Alles ist sachlich und inhaltlich sinnvoll strukturiert.
Audio 1: DnBsoftlead_preset.mp3
Oszillatoren
Die Synthese-Struktur ist klassisch-subtraktiv. Drei Oszillatoren sind prinzipiell gleich aufgebaut, jedoch stellen die ersten beiden zusätzliche Wellenformen aus zwei Wavetables bereit. Wavetables sind Sets aus je 33 Wellenformen, welche mittels des Pulsweitenreglers ausgewählt werden können und auch mit dem Pulsbreitenmodulations-Knopf in 128 Stufen ineinander übergeblendet werden können. Das Prinzip stammt von PPG und Waldorf Klassikern und ist nicht zu verwechseln mit dem Wavetable-Begriff einiger Soundkartenhersteller (keine Samples!). Alle Oszillatoren können von jedem anderem Oszillator, sich selber (!) oder dem farbigen Rauschen moduliert werden. Dies ist die Grundlage für komplexe FM-Sounds. Auch Ringmodulation und Synchronisation ist möglich. Im Komplexer gibt es für alle Wellenformen eine Symmetriesteuerung, sowie Suboszillatoren für die ersten beiden Oszillatoren.
Audio: wavetable_und_fm.mp3
Audio 2: fm.mp3
LFOs und Hüllkurven
Die LFOs müssten eigentlich Modulationsoszillatoren heißen, da sie Audiogeschwindigkeit erreichen können (2.6 kHz). Der dritte LFO ermöglicht eine Art Step-Programmierung in 16 Schritten. Da alle LFOs schnell sind, ist diese Funktion für nebelig-dreckige Gate-Effekte geeignet und wirken bei hohen Geschwindigkeiten direkt auf den Klang, entsprechendes Routing vorausgesetzt. Ähnlich vielfältig und schnell sind die vier ADSIDSR-Hüllkurven. Schlaue Füchse nutzen sie auch im Loop-Mode als LFO. Natürlich erlauben sie auch einen Otto-Normal-ADSR-Mode.
Filter
Die beiden Filter bieten jeweils Band-, Hoch-, Tiefpass- und Notchtypen mit 12 und 24 dB pro Oktave an. Auch Kammfilter sind an Bord. Sie ermöglichen Saiten-ähnliche Klänge. Die beiden Filter können frei beschickt werden (durch Oszillatoren, Rauschen, Ringmodulation), so ergibt dies im Endeffekt ein stufenloses Filter-Routing von seriell bis parallel.
Was ist die Matrix?
Auch hier hat Terratec noch mehr dazu gepackt, denn es gibt 16 Matrix-Slots, die der Fast-Matrix im Micro Q entsprechen. Die Liste enthält auch ungewöhnliche Modulations-Quellen, wie etwa die Anzahl der Stimmen, die Stärke der ersten vier Matrix-Einträge oder eine der vier Arithmetik-Einheiten. Letztere erlauben die mathematische (logische) Verknüpfung zweier Modulatoren, wodurch sehr komplexe Klangverläufe oder Modulationen erreicht werden können.
(Mein Tipp: Eine XOR-Verknüpfung entspricht der Ringmodulation). Generell kann also Alles mit Allem moduliert werden.
Audio 1 ebm_standards.mp3
Makro-Knöpfe
Acht belegbare Knöpfe, die jeweils vier Parameter gleichzeitig steuern, sind die Grundlage für die Makros. Generell besteht ein Komplexer-Klang aus vier gleichzeitig verfügbaren Layers der beschriebenen Klangstruktur. Um die Parametermodulation anzupassen, können die Regelbereiche der Makro-Regler begrenzt werden. Die angeschriebenen Funktionen dienen übrigens nur als Merkhilfe und müssen nicht für Attack oder Charakter eingesetzt werden.
Arpeggiator
Komplex ist auch der Arpeggiator. Er erinnert etwas an den Microkorg, er hat 16 Steptaster, die die gespielten Noten rhythmisieren. Dazu kommen einstellbare Längen, Oktavierungen und Timing-Einstellungen pro Note. Auch die Glide-Funktion kann in sechzehn Schritten aktiviert werden. Er ist also sehr nahe an einem Sequenzer.
Audio: komplexer_arper.mp3
Rechenzentren
Das Testgerät, ein Zwei-Ghz Dual-Core (mit Ableton Live als Host) brauchte bei wilden FM-Orgien, sechsfach Dopplungen und 16 Stimmen mit etwa ein Drittel der Gesamt-Rechen-Power (laut Abletons Anzeige). Ein wirklich negativer Punkt will mir kaum einfallen, denn es gab auch keinen Crash oder Verwirrungen bei heftigen Versuchen an der Rechengrenze (80-100%). Der Komplexer macht insgesamt einen guten Eindruck, insbesondere vor dem Hintergrund der vielen, klanglich oft hinter ihren optischen Reizen zurückliegenden, simulierten Klassikern. Er sieht nämlich nicht wie ein Q aus und hat keine Holzseitenteile aus Photonen. Dafür klingt er wie ein Micro Q und trägt dessen Qualitäten somit in die Softwarewelt - sehr gelungen.
Audio: bassa.mp3
Hersteller: Terratec
Web: Terratec.de Preis: 195 Euro
+ Importiert Micro Q Sounds
+ FM Möglichkeiten
+ Hüllkurven- und LFO-Geschwindigkeiten (bis 2600 Hz)
+ Wavetables einladbar
Was ist: der Waldorf Micro Q.. / Info
System: Windows XP (Service Pack 1)
Empfehlung: Pentium 4, ab 2,8 GHz oder Athlon 64, ab 1,8 Ghz
Alternativen:
Native Instruments Absynth 3
Web: nativeinstruments.de
Preis: ca.145 Euro
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