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Toshinori Kondo, Eraldo Bernocchi, Bill Laswell - Charged
CD / 2xLP Apollo/Rough Trade AMB 9055
9 Tracks, 53 min. Spielzeit
Vö: 1999
Bill Laswell - der Mann der tausend Kooperationen - hat hier eine Zusammenarbeit angeleiert, die ihresgleichen sucht, hat er doch Toshinori Kondo, japanischer Ausnahmetrompeter und Eraldo Bernocchi, der diverse
Veröffentlichungen mit Napalm Death Drummer Mick Harris zu verbuchen hat, zusammengetrommelt.
Herausgekommen sind knapp 53 Minuten Musik zwischen Breakbeats, diffusem Drum&Bass und ambienten Soudscapes. Hierbei zeichnet sich Laswell für den richtigen Bass verantwortlich (sehr lässig in "called" und "cried"), Kondo für seine typisch "gequälten" Trompetenklänge (sehr "oldschool" in "cleared") und Bernocchi für das Soundprogramming (wie eine düstere Eislandschaft in "Tokyo") und das Drumprogramming verantwortlich.Gerade diese Mischung ist es, die wohl dieses Album einzigartig, und wegweisend gemacht hat, denn es ging konsequent einen schritt weiter als z.B. Die Kooperation Kondo / DJ Krush - Ki-Oku und so "Hit-Alben" wie das diesjährige Nils Petter Molvaer Album meiner Meinung nach erst möglich gemacht. Deswegen als Schlusswort ein Appell:Lieber Nils Petter Molvaer! Bei deinem nächsten Album, bitte bitte, kopier weniger! Deine Trompete schafft es SO doch nicht auf Kondo-Niveau, und deine Beats und Grooves sind weit entfernt von Bernocchii und Laswell.
haesslich
Monolake Cinemascope
Neonlicht, Cyborgs und Chrom. Das ist die ungefähre Assoziationskette bei der Lektüre der neuen Monolake LP und der Kenner schließt daraus, dass sich ergo seit Gravity nicht viel verändert hat. Ja und Nein. Die prinzipielle Charakteristik der Monolake-Tracks hat sich wirklich nicht geändert, es regieren relativ klare rhytmische Strukturen und Sounds, die unsereiner für gewöhnlich unter die Kategorie Drones ordnet und die ihre Herkunft schwer verbergen können, arbeiten Monolake doch bekanntermaßen zu einem Gutteil mit Max MSP und DSP. Der Mix ist ebenfalls so gut wie man das gewohnt ist und diesmal erkennt der geneigte Hörer sogar, dass nicht nur mit statischen Hallräumen gearbeitet wurde. Aber: Zum Teil hört sich Cinemascope ungewohnt funky an und man hört schon ein zweites Mal hin, wenn der dritte Track (cubicle) plötzlich einen groovenden Basslauf aufweist, den man von Monolake so nicht kennt. Unter dem Strich kann man sagen: Wer Monolake bisher mochte, wird positiv überrascht sein, ist Cinemascope doch um einiges interessanter als Gravity. Wer Monolake nicht kennt, sollte sich auf eine CD einstellen, die einer Reise durch einen Borgwürfel ähnelt: kalt und anorganisch; doch seit Seven of Nine wissen wir, dass auch Borgs herzerwärmend sein können. Anspieltip: Track 9, Alpenrausch.
Jonathan Akyn
OHM The early Gurus of Electronic Music
In einer Zeit, in der man per Drag´n Drop zwischen Harry Potter und Bravo einen Chartshit basteln kann und in der vielen nicht mehr bekannt ist, dass Synthesizer nicht nur als Softwareemulationen existieren und dass es da sogar welche gab, die Pfui!- analog waren, scheint gewisser Bedarf nach einer Rückbesinnung auf die Wurzeln durchaus gegeben zu sein. Wer versteht denn sonst heute schon, was an den Flächenteppichen von Klaus Schulze oder den extrem trashigen Vocoderstimmen von Kraftwerk interessant gewesen sein soll? Und vor allem: Wer weiss denn schon, dass es elektronische Musik schon vor Das Boot und Pump up the Jam gab? OHM rollt die Geschichte der elektronischen Musik zwischen 1948 und 1980 auf und jeder, der schon mal versuchte, vernünftige Aufnahmen etwa von Pierre Schaeffer zu bekommen, weiß, welch großer Dienst damit geleistet wurde. Natürlich sind die beiden CDs nichts, was man auf einer Party spielen sollte, ausser es ist 6 Uhr morgens und man möchte endlich mit dem Aufräumen beginnen, aber jeder, der schon immer wissen wollte, wie musique concreté denn nun wirklich klingt, oder was Oskar Sala neben Hitchcock-Soundtracks noch so alles machte, kommt auf seine Kosten. Abgesehen davon gibt es ein fast 100seitiges Büchlein dazu, das Fakten, Erklärungen und Interviews bietet, und so den historischen Kontext entscheidend erhellt. Fazit: Allen, die sich eingehender mit elektronischer Musik beschäftigen und die Wurzeln zwischen Cage und Eno kennenlernen wollen, sei diese Compilation wärmstens an Herz gelegt, zumal sie in dieser Form konkurrenzlos ist.
Jonathan Akyn
Boards of Canada Geogaddi
Boards of Canada (BOC) sind für mich schon immer eine der schillerndsten Erscheinungen der gerade noch mainstreamfernen elektronischen Musik gewesen, obwohl oder gerade weil sie seit ihrem ersten Longplayer Music has the right to children durch konstante Unauffälligkeit glänzen. Wiewohl BOC stets auf Soundeskapaden, wie wir sie von Aphex Twin, Squarepusher oder Autechre kennen, verzichteten und statt dessen mit Klängen spielten, die in jedem anderen Kontext das Prädikat unaufregend erhalten hätten, produzierten sie eine absolut eigene und unverwechselbare Klangästhetik, die ja in ihrem Sinne nicht selten an Dokumentarfilme der Sechziger und Siebziger erinnern. Insofern rechtfertigen BOC sämtliche systemischen Ansätze der Kunstrezeption, denn auch das Album Geogaddi beweist, dass nicht die Elemente allein, sondern eben auch deren Relationierung den Sinn und die Bedeutung des Ganzen ausmachen.
All das trifft auf alle bisherigen Veröffentlichungen von BOC zu, eben auch auf Geogaddi; trotzdem kann es dem nach Innovation und Fortschritt lechzenden Rezensenten beim besten Willen nicht gelingen, darin ein reaktionäres Moment zu erblicken, man seufzt viel eher und gibt zu, dass es BOC einfach drauf haben. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Veröffentlichungen sind BOC zwar professioneller geworden, sowohl was die Soundauswahl und Programmierung, als auch was die tontechnische Seite betrifft (man hat nun erstmals das Gefühl, dass es beabsichtigt ist, wenn es rauscht), aber der Charme ist noch immer derselbe: Flauschige Flächen, relaxte Midtempobeats und sphärische Stimmeneffekte. Nach wie vor erscheinen bei der Lektüre der LP saftig grüne Wiesen und blendend schöne Frühlingstage im 8mm-Style vor dem inneren Auge des Hörers, wiewohl die Experimentierfreude von BOC sicherlich gestiegen ist. Teilweise erinnern die Beats an Autechre (Track 3: Beware the friendly stranger), teilweise wurde auf Rhythmik komplett verzichtet, um den sphärischen Flächenklängen größtmöglichen Raum zu geben.
Unterm Strich ist zu sagen, dass diese LP ein Volltreffer ist und an die erste von 1998 auch im Sinne einer Weiterentwicklung anschließen kann. Das überaus gelungene Design der CD und des beiliegenden Booklets runden diese Veröffentlichung kongenial ab und lassen ein wenig Hoffnung hinsichtlich des weiteren Weges von Warp Records aufkommen. Anspieltip: Track 3: Beware the friendly stranger;
Jonathan Akyn
Squarepusher Go Plastic
Squarepusher ist neben Aphex Twin sicherlich die Speerspitze dessen, was man in Deutschen Landen gerne als Frickelelektronik bezeichnet: Wildest zerstückelte Beats, Tonnen an Effekten und extensiver Einsatz von digitalem Schnickschnack jedweder Art. Im Gegensatz zu Richard D. James stand Squarepusher seit jeher eher auf der Seite der sich seit langem selbst wiederkäuenden Breakbeat- und Junglekultur, zumindest bis zur genialen EP Budhakan Mindphone, die eher eine Mischung aus Noisejazz und collagenartiger Komposition darstellte. Insofern war die Spannung des Rezensenten hinsichtlich der neuen LP groß, denn er hätte einen Progress in letztere Richtung sehr begrüßt, wurde aber das kann man vorausschicken- bitter enttäuscht. Squarepusher tut auf Go Plastic nichts anderes, als die fünf Standardloops, auf der scheinbar die gesamte Breakbeatkultur seit SHY FX aufbaut, durch sein sündteures Effektgerät zu schicken und somit eine Art Werbe-LP für die Firma Eventide abzuliefern. Technisch ist das bestimmt auf dem höchsten Stand, musikalisch jedoch keineswegs. Im Prinzip ist es einfach nur langweilig, denn in nahezu keinem Moment hat der Hörer das Gefühl, dass der Song im Vordergrund steht. Nun kann man einwenden, dass Squarepusher vielleicht einfach keine Songs machen wollte, doch dafür ist wiederum zu viel an klassischer Songstruktur vorhanden. Übrig bleiben somit leicht angestaubte Basslines, ebenso uninteressante Loops und eine Menge (teilweise hörenswerter) Effekte, die jedoch alleine kein gutes Album ausmachen. Die hörbarsten Tracks sind noch jene, die sich von den klassischen Strukturen der loopbasierenden Musik gänzlich lösen (Track 4: Metteng Excuse v.1.2, Track 9: My fucking Sound), doch auch sie können das Eisen nicht mehr aus dem Feuer retten. Fazit: Handwerklich absolut hochstehendes Album, dem jedoch jeder noch so geringe Anflug von Charme oder Seele fehlt. Anspieltip: Track 1: My red hot car; Track 9: My fucking sound;
Jonathan Akyn
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