Unter Null – Festival, Bielefeld, Juli 2022 Eindrücke
Das AJZ in Bielefeld ist der Platz für ein Festival – Unter Null – Es geht um Minimal Wave / Electro und die Szene verändert sich, sucht neue Acts und hat sehr engagierte Veranstalter. Das merkt man daran, dass man 1. unfassbar wenig Geld bezahlt (10€ reicht niemals für die Unkosten). 15/16.7.2022.
Tanz oder garnicht heißt das Motto. Eigentlich ist das ein 2-Tages Fest, ich habe aber nur den Samstag erlebt (und bereue es bereits nicht auch Freitag da gewesen zu sein). Alle sprachen davon, dass sie den „Nachportier“ toll fanden. Die Veranstalter haben interessante DJs mitgebracht, die zwischen den Acts und zum Ende hin aufzulegen. Dabei hört man keine Klischees, sondern einfach alles was an Elektronischem so quer durch den Garten da ist. Von allem etwas – Disco, Italo, Synth/Wave, Minimal, und und und…
Heute spielen Hammershoi, Infant Sanchos, La Elite und Konstantin Unwohl in dieser Reihenfolge.
Hammershoi (Hammershøi) aus Frankreich machen den Anfang. Sie treiben an, sind ein wenig wie eine freundlichere EBM Mischung und haben sichtlich viel Spaß. Zum Schluss werden wir aufgefordert mit auf die Bühne zu kommen. Das war gut. Es geht sofort richtig los und schon bald bewegen sich die Leute – es ist auch einfach höchste Zeit.
Sie arbeiten mit der MPC, einem SE02 für den Bass und einem Korg Minilogue. Außerdem ein iPad für Visuals.
Zweiter Act sind die deutschsprachigen Infant Sanchos.
Microkorg und Rechner dienen als Instrumente. „ist alles laut genug“? „Ich mag wenn die Synths laut sind“ – fragen sie uns – und wir bekommen ein Set geboten, was zum zuhören und zum tanzen passt – aber auch mit Hintergründen da ist.
La Elite (La Élite) aus Spanien sind straight punkig, ein bisschen wie UK Subs mit Synth. Dabei kommen übrigens viele Gitarren aus der MPC und niedliche cheasy Synth Melodien live aus einem SH-101 ähnlichen Synth. Der Spaß wächst, man muss tanzen. Ich bin eigentlich kein großer Punkmensch, aber die niedlich Synthlinien und die Energie überreden die meisten einfach mehr zu wollen. Sie spielen noch einmal den ersten Song, weil sie eigentlich schon fertig waren – aber wenn wir bitten, geht sowas. Nett von euch!
Als letzter Act und auch der ruhigere mit deutschen Texten kommt Konstantin Unwohl auf die Bühne. Ein Korg MS20 zeigt uns seinen breiten Rücken und eine MPC ist auch hier die Hauptrhythmuspumpe. Dazu ein Waldorf Streichfett und ein kleiner Moog Mother 32. Auch hier ist nicht einfach „Minimal“ Sound alleine zu hören, also sicher gibt es ein bisschen John Foxx da, aber vielleicht auch etwas Peter Fox? Die Rhythmen sind nicht cheap sondern durchaus komplexer und daher bleiben wir alle hier und hören einfach weiter. Der angekündigte neue Stil war noch interessanter, es steht also einiges aus.
Hier noch ein paar schöne Roboter..
Das AJZ ist wie ein kleiner Garten – bei dem Wetter sehr gut. Dieses Festival hat angenehme Leute versammelt, die nicht dogmatisch denken und den Machern bei Unter Null hatten vorher kleine „Nachrichten“ Sendungen ins Netzt gestellt als Teaser und man kennt vielleicht die DJ Sets und vieles mehr. Da will man nicht weg. Nie wieder. Aber irgendwann war es leider zuende. Schöne Zeit mit tollen Leuten. Mal hoffen, es geht weiter. Die darke Szene hat sich hier auch ein bisschen neu erfunden – junge Leute kommen und auch ältere – der Stil erneuert sich und lern und ist post Techno, New Wave und EBM einfach auf einem neuen interessanten Kurs. Die Synths sind heute auch einfacher zu bekommen und das lässt mich hoffen – weiter so, wieder kommen. Merkt euch „Unter Null“. So kühl ist es da nicht.
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