SPV – Indie-Großvertrieb insolvent. Die Musikindustrie stirbt in Raten
Schon gehört? Einer der größten und bekanntesten Vertriebe für konventionelle Musikmedien aka CD,SPV ist insolvent.
Was könnte das bedeuten? Nun, die eifrigsten „Plattenkäufer“ waren sicher die Metal und EBM -bis Goth-Fraktion. Wenn die nun nicht mehr reichen, um einen solchen Megavertrieb aufrecht zu erhalten, glaube auch ich an den vollzogenen Untergang der materiellen Datenträger-Musikindustrie. Deutlicher kann das Zeichen nicht sein, oder? DIE BÖSE INDUSTRIE IST TOT. Ganz einfach? Nein, nur die böse CD-Produktionsindustrie transzendiert in die böse Portalindustrie, bei denen Tracks auch schon mehr kosten als eine CD mit 15 Titeln. Ist das wahr? Ja, und das noch mit schlechter Qualität von 192 bps oder bestenfalls 256bps als schnödes MP3, dabei nimmt heute jeder Hobbymusikant mit 24 Bit und 96kHz auf, oder zumindest mit 44.1kHz. Wieso teurer? Nun, eine CD mit 15 Titel würde einzeln bei den meisten Onlinern gute 1-1,50€ pro Track kosten, also mindestens 15€, bei manchen sogar mehr – Einige haben eine Albumrabattfunktion, dann kostet es vielleicht 10€. Naja, die Abgabe vom Label an den Vertrieb lief meist so um die 5-7€, den Rest bekommt Handel und Vertrieb. Eine CD kostet direkt beim Musiker gut 10-15€, im Laden bezahlt man mehr als den Rest an den Händler. Wie dem auch sei. Es wird nicht billiger, obwohl die Produktion (eigentlich nur die Herstellung, da ist der künstlerische und technische Aufwand nicht mit drin) einer CD niemals teurer als 2€ kostet (Ein Blick auf osteuropäische (billiger) oder schon der deutschen CD-Presswerke reicht), die Arbeit daran nicht mitgerechnet. Wenn es 1000 sind, kostet es eher deutlichst unter 1k€. Und die Preise sind eigentlich niedriger. Fazit aber: Der Händler wiederum beschwert sich, dass er nichts verdiene und nimmt ein Sortiment aus dem Regal, erst die kleinen unbekannteren, die Lokalen, dann die Indiesachen und Elektrokram oder Clubtracks – Der Kunde findet seine Musik nicht mehr in den Regalen und murrt „die haben das doch eh nicht“ und kauft dann bei Amazon & Co. Amazon und iTunes sind nicht unbedingt bekannt für Fairträge, also solche Verträge, die mehr als 1-2 Cent pro Track in der Tasche des Musikers lassen. Viele wären sicher bereit, wenn sie 50% verdienten. Auch die GEMA ist so geschichtet und aufgebaut, dass sie ihr Geld zunächst von oben nach unten verteilt, wenn oben alle satt sind. Das wird jeder Musiker, der so durch die Läden tingelt bestätigen können – Frag doch mal nach! Schade eigentlich. So dreht man sich im Kreise und warum? Weil alle scharf auf die Kohle sind und dem anderen nicht trauen, da nimmt man halt raus, gibt wenig weiter und so weiter. Die Spirale dreht sich bis rauf in die GEMA und die Künstler haben bei kleinerer Bekanntheit nicht selten die berühmte Karte mit dem A in der Hand. Wenn man jetzt durch die Läden geht, kostet eine Depeche Mode CD 16,99 – ehm, also 17€ ungefähr bei Kaufland. Also einem Massendiscounter. Der hat auch jetzt wegen des Todes von Herrn Jackson auch seine CDs für 8-15€ im Programm, wo sonst Fernseh-Reissbrett-Fratzen grinsen. Dazu: Diskussion im Forum
Nein, die böse MI ist auch an Geld interessiert und es stimmt: Musik hört man und beschafft man heute vom Russenserver, besonders wenn man nicht ü50 ist und man misst seinen Bestand in Terabyte. Gehört haben muss man das nicht.Wie dem auch sei. SPV ist symbolisch, da es meine alte Musikvergangenheit zu 80% verkauft hat, nicht nur an mich – Es gab sie immerhin 25 Jahre lang.
Noch ne Anekdote dazu? Ich ging in einen Laden und suchte Nach Skinny Puppys neuem Album (das war damals Cleanse Fold & Manipulate). Der Typ fragte mich „Pop oder Heavy Metal“. Ich: Nichts davon, ist eher „So Elektrokram“.
Er kramte eine Weile in diversen Katalogen, ich gab ihm den Tipp, mal im SPV Katalog zu schauen. Er tuts – Ah, Skinny Puppy – Sagen’se doch gleich Heavy Metal! ;)
Na dann, Grüß Goth.
Zurück ins Funkhaus, bevor noch einer abnippelt.
Zum Vergleich:
145,1 Mio CDs wurden 2008 verkauft (Link ist PDF mit den Zahlen). Also knapp 2 CDs pro Person in Deutschland. Der Rest kommt vermutlich vom Russenserver oder dem Esel.
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